Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Deray? Haben die Caelaner dieser Bettlerin eine Schlafstatt angeboten, oder müsst Ihr als Nächstes bei den Senestrern mit mir hausieren gehen?«
Dashin warf Stellan einen Seitenblick zu, bevor er antwortete. »Ganz im Gegenteil, Euer Gnaden. Ich bin noch gar nicht in der caelischen Gesandtschaft gewesen. Dazu bestand keine Veranlassung mehr.«
»Haben sie es etwa schon gehört?«, fragte Stellan.
»Nein, Euer Gnaden. Ich hatte bereits eine andere Einladung.«
»Von wem?«, fragten Stellan und Arkady unisono.
»Von der kaiserlichen Gemahlin«, antwortete er und sah Stellan an. »Sobald sie von dem Unfall in Glaeba erfuhr und hörte, dass Ihr Ramahn verlassen würdet, bot sie Lady Desean bis zu Eurer Rückkehr eine Zuflucht in den kaiserlichen Frauengemächern an.«
Stellan sah Arkady an und erwartete eine Reaktion auf diese Neuigkeiten, aber sie wirkte nur mäßig überrascht.
»Was habt Ihr geantwortet?«
»Dass Ihr Euch geehrt fühlt, ihre Einladung anzunehmen, selbstverständlich. Was hätte ich auch sonst sagen können?« Er wandte sich an Stellan. »Ich hoffe, ich habe das Richtige getan, Euer Gnaden. Ich weiß, dass ich Euch zuerst hätte fragen sollen, aber das Angebot der kaiserlichen Gemahlin hat mich so aus dem Konzept gebracht, dass mir kein vernünftiger Grund einfallen wollte, warum Lady Desean das ablehnen könnte.«
Stellan musterte Arkady. »Bist du einverstanden?«
Arkady nickte. »Ich schätze, das ist eine Lösung. Wenn ich schon in Ramahn bleiben muss, würde ich am liebsten hierbleiben, aber das ist ja offensichtlich nicht möglich.«
»Du weißt, dass es nicht möglich ist. Aber es ist schon ein ungewöhnliches Angebot. Es verheißt Gutes für Mathus zukünftige Beziehungen mit Torlenien.«
»Und das ist schließlich alles, worauf es ankommt, nicht?« Arkady wirkte unbeeindruckt. »Die guten Beziehungen zwischen Torlenien und Glaeba. Immer ganz der Diplomat, was, Stellan?«
Ihr Vorwurf verletzte ihn. Diesen verächtlichen Ton hatte er nicht verdient. »Es ist meine Aufgabe, mich um die Beziehungen zwischen Torlenien und Glaeba zu kümmern. Für meinen neuen König genauso gewissenhaft wie für den alten.«
»Dein neuer König ist vielleicht nicht ganz der König, den du dir vorstellst«, sagte sie.
»Wovon redest du?«
Sie seufzte. »Gezeiten, Stellan, wenn ich dir doch nur erklären könnte ...«
»Vielleicht solltest du es mal versuchen.«
Arkady zögerte und wählte ihre Worte mit großer Vorsicht. »Mathu ist ... bestimmten Einflüssen ausgesetzt. Diese Leute haben nicht seine - oder deine besten Interessen im Sinn.«
»Gezeiten, du wirst doch nicht anfangen ...« Er blieb stehen, denn nun wurde ihm bewusst, dass Dashin noch im Raum war. »Ich werde' nicht zulassen, dass du schlecht über Menschen redest, die ... nicht deine Zustimmung finden, nur weil du persönlich sie nicht magst, Arkady.«
Seine Gemahlin, die sich ebenfalls darüber im Klaren war, dass sie nicht allein waren, warf Dashin einen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Ich will hier gar niemanden schlechtmachen. Ich sage nur, dass die Dinge vielleicht anders sind, als sie scheinen, und dass du dich in Acht nehmen musst, wen du als Freund bezeichnest.«
»Ich weiß, wer meine Freunde sind.«
Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte Arkady ihm den Grund für ihre streitlustige Stimmung erklären, aber dann überlegte sie es sich offensichtlich anders und zuckte die Schultern. »Tu, was du tun musst, Stellan. Sei nur nicht überrascht, wenn die Dinge sich nicht ganz so entwickeln, wie du erwartet hast.« Sie wandte sich Dashin zu. »Sagte Lady Chintara, wie viele Bedienstete sie mir gestattet, mit in den Palast zu nehmen?«
»In der Einladung ist nur von einem oder zweien die Rede, Euer Gnaden. Offenbar wird in den kaiserlichen Frauengemächern alles vorhanden sein, was Ihr benötigt.«
»Dann werde ich mich zurückziehen, um zu packen. Ganz offensichtlich ist meine Anwesenheit hier nicht länger erforderlich.« Sie ging zur Tür und blieb davor stehen. »Stellan?«
»Ja?«
»Versprichst du mir etwas?«
»Wenn ich kann.«
»Sei sehr vorsichtig, wenn du in Glaeba ankommst. Mathu ist vielleicht nicht der Mann, für den du ihn hältst, und seine Gemahlin -das Mädchen, das du als deine Nichte kennst - ist definitiv nicht die Unschuld, für die du sie hältst. Genauso wenig ist Jaxyn Aranville dein Freund. Wenn du auch nur halbwegs deine fünf Sinne beieinander hast, dann vertraust du keinem außer
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