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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Gezeitenfürsten benannt hättest.«
    »Und welchem?«, fragte der Mann. »Keiner von denen ist es wert, auf ihn zu spucken.«
    »Warum hast du dein Lokal dann überhaupt nach einem Unsterblichen benannt?«
    »Damals schien es mir eine gute Idee.«
    Cayal lachte auf. »Gezeiten, diese Entschuldigung habe ich auch schon oft benutzt. Eigentlich -«
    »Eigentlich was?«, hakte der Wirt nach, als Cayal mitten im Satz abbrach. Jetzt, wo sich das Gespräch um die Zahlungsfähigkeit seines Gastes drehte, war sein Interesse echt.
    Die Gezeiten kitzelten etwas am Rand von Cayals Bewusstsein. Er setzte sein Glas so hart ab, dass das Bier über den Tresen spritzte, torkelte zum Fenster und starrte in die flimmernde Hitze hinaus. Der Marktplatz lag staubig und menschenleer da - Markttag war erst morgen -, denn die Mittagsglut sorgte dafür, dass sich die meisten Einwohner von Ramahn bis zur vierten Nachmittagsstunde in die Kühle ihrer Häuser verkrochen.
    »Mein Herr?«, rief ihm der Wirt hinterher, wohl aus Sorge, dass sein einziger Gast - und mit ihm sein Geld - zur Tür hinaus entwischte.
    Cayal beachtete ihn nicht. Er versuchte sich zu konzentrieren und verfluchte den Impuls, der ihn getrieben hatte, seine Sorgen zu ertränken, während die Flut anstieg. Sein Geist war benebelt, seine Sinne stumpf, aber selbst so fühlte er deutlich die Nähe eines anderen Unsterblichen. Er spürte seine Gegenwart bis in die Knochen.
    Das Kräuseln im Strom der Gezeiten wurde stärker. Mit jedem verstreichenden Augenblick kam es näher heran.
    Cayal hielt den Atem an.
    Wartete.
    Aber die Straße blieb leer. Da draußen war niemand.
    Verdrossen kehrte Cayal an den Tresen zurück und warf ein paar Münzen auf die Platte, um den Wirt glücklich zu machen. Seine Redseligkeit war wie weggeblasen. Die Wallung der Gezeiten hatte ihn daran erinnert, dass er nicht allein war. Ganz in der Nähe gab es andere seiner Art. Hier in Torlenien mochte es Kinta gewesen sein, deren Präsenz er gefühlt hatte, oder Brynden. Beide entfernten sich nie sehr weit von dem Land, das sie zu ihrer Wahlheimat erklärt hatten. Oder es war einer von den anderen, der sich auf den Weg gemacht hatte, jetzt, da die Flut zurückkam ...
    Cayal starrte auf den Boden seines Bechers und versuchte den angemessenen Enthusiasmus für die Aussicht auf einen neuen Gezeitenhochstand aufzubringen.
    »Ach, komm schon. So schlimm kann es doch nicht sein, oder?«, bemerkte eine spöttische Stimme direkt hinter ihm. »Du siehst aus, als wäre die Welt im Begriff, über dir zusammenzubrechen.«
    Cayals schlaffe Schultern strafften sich und er fuhr herum, entsetzt angesichts der Erkenntnis, dass jemand sich unbemerkt an ihn anschleichen konnte.
    »Gezeiten«, rief der Ankömmling und musterte Cayal bekümmert von oben bis unten. »Du hast doch wohl nicht die letzten tausend Jahre hier gehockt und in dein Bier geheult, oder?«
    »Wie hast du es geschafft...«
    »Dich zu überrumpeln? Du hast nicht aufgepasst. Spendierst du jetzt einem alten Freund was zu trinken oder nicht?«
    »Ahm ... na klar.« Cayal gab dem Wirt ein Zeichen, noch zwei Bier zu bringen, und betrachtete seinen Gefährten eingehend. Wie zu erwarten, hatte dessen Erscheinung sich nicht verändert. Seine Haut war noch vom selben Dunkelbraun, weder faltiger noch wettergegerbter als vor hundert oder auch vor tausend Jahren. Sein weißblondes Haar war ordentlich geschnitten, aber die Farbe kam Cayal immer noch unnatürlich vor bei jemandem, der so dunkelhäutig war. Seine Augen strahlten genauso blau, sein Lächeln wirkte so weltverdrossen wie eh und je. Allerdings fehlte jede Spur von seiner zahmen Ratte Coron. Vielleicht hatte er sie draußen gelassen, aus Rücksicht auf die Reaktion des Wirts auf so einen unerwünschten Gast. »Was treibt dich denn nach Torlenien, Lukys?«
    »Ich suche nach dir.«
    »Warum?«
    »Brauche ich einen Grund?«
    »Du tust nie etwas ohne einen.«
    Lukys lächelte. »Wie wahr.« Er wartete, bis der Wirt mit einem abschätzenden Blick das Bier serviert hatte und nahm einen großen Schluck, ehe er fortfuhr. »Ich glaube, ich habe da etwas für dich.«
    »Ich will nichts«, sagte Cayal kläglich und leerte seinen alten Becher, damit er sich über den neuen hermachen konnte. »Wo hast du gesteckt?«
    »Hier und da, du kennst mich ja.«
    »Und dein pelziger kleiner Freund?«
    »Wer? Ach, Coron. Er ist tot.«
    Cayal entfuhr ein kurzer hässlicher Lacher, dann dämmerte ihm plötzlich die Bedeutung dessen, was

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