Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
verstehe. Kein Wasser. Kein Waschen.«
»Du trinken. Nix Durst, immer noch trinken.« Der Kameltreiber deutete auf ihren Wasserschlauch. »Trinken alles. Jeden Tag. Sonst gehen puff!« Er unterstrich seine Worte mit einem dramatischen Winken seiner Arme, was beunruhigend an eine Explosion erinnerte.
Arkady runzelte die Stirn. Seine Warnung ergab für sie überhaupt keinen Sinn. »Gehen puff?«
Sichtlich verärgert über ihr mangelndes Begriffsvermögen plapperte er stattdessen auf Tiji ein, die sich Arkady zuwandte. »Er sagt, das Wasser verdunstet über die Haut, wenn man nicht genug trinkt. Er hat auch gesagt, wenn man wartet, bis man durstig ist, ist es zu spät, man ist bereits ausgetrocknet. Unsere Wasserration ist ein Schlauch pro Tag. Sie füllen sie jede Nacht auf, wenn wir unser Lager aufschlagen.«
Dann stürzte sich der Kameltreiber in die nächste Lektion. Das einzige Wort, das Arkady zu erkennen glaubte, war >Steine<. Sobald er damit fertig war, schritt der Mann die Stufen des Tempels hinab und trieb sie mit einem ungeduldigen Armwinken an. Arkady nahm ihren Beutel auf, der die wenigen persönlichen Gegenstände enthielt, die einer Sklavin erlaubt waren: ein Kamm und ein weiteres geborgtes Kleid von Nitta, und ergriff ihren Wasserschlauch. Sie wandte sich an Tiji. »Worum ging es im letzten Teil?«
»Steine«, antwortete die kleine Crasii. »Ihr nehmt mein Zeug besser auch.«
»Was?«
»Mein Gepäckbündel und meinen Wasserschlauch«, sagte sie und deutete auf die besagten Gegenstände, die zu ihren Füßen lagen. »Ihr seid meine Dienerin, schon vergessen?«
Arkady fluchte, weil sie nicht selbst daran gedacht hatte. Es war lange her, seit sie zuletzt jemanden bedient hatte. Anscheinend hatte sie sich mehr daran gewöhnt, eine Fürstin zu sein, als sie gedacht hatte.
»Natürlich, Herrin«, sagte sie und nahm den anderen Beutel und den zweiten Wasserschlauch. Sie stiegen die Treppe hinab, um zu den Kamelen zu gehen. »Was hat er denn über Steine gesagt?«
»Sobald wir draußen in der Wüste sind, müssen wir sie benutzen für ...« Die Crasii zögerte, als müsse sie nach den richtigen Worten suchen. »... für Belange der persönlichen Hygiene.«
Arkady war fasziniert. »Wirklich? Ich dachte immer, man würde für so was Sand benutzen. Aber ich schätze, Steine sind wohl besser, wenn man darüber nachdenkt. Sand würde vermutlich in einige ziemlich unangenehme Stellen eindringen, und ich wette, es scheuert wie eine Raspel -«
»Hört auf!«, zischte die kleine Crasii. »Sklavinnen reden nicht so viel. Eigentlich sollten Diener überhaupt nicht reden.« Tiji blickte umher, um zu sehen, ob sie beobachtet wurden, bevor ihre Stimme bedrohlicher wurde. »Gezeiten noch mal, Mylady, die Glaebaner sind hinter Euch her wegen eines Mordkomplotts gegen ihren König, eine keineswegs vertrauenswürdige Unsterbliche schickt Euch in die Wüste, um einen anderen keineswegs vertrauenswürdigen Unsterblichen aufzusuchen, und jeden Augenblick kann der unsterbliche Prinz hier aufkreuzen, der obendrein Euer Liebhaber ist. Jede normale Person würde sich vor Angst gar nicht mehr zusammenhängend ausdrücken können.«
»Cayal ist ein ehemaliger Liebhaber«, berichtigte Arkady mit ebenso leiser Stimme, fest entschlossen, dieses peinliche Missverständnis von vornherein aufzuklären. »Und ich behalte in einer Krise immer einen kühlen Kopf, Tiji. Ich bin berühmt dafür. Man nannte mich in Lebec die Eisfürstin ...« Sie blieb stehen und starrte das Kamel an. »Bei den Gezeiten! Die erwarten doch nicht ernsthaft von uns, dass wir darauf reiten, oder?«
»Die Kleine nach vorn, die Große nach hinten«, sagte der Mann, der die Führungsleine des einzigen Kamels hielt, dass ohne Passagier geblieben war, und trieb die beiden verschleierten Frauen ungeduldig an. Selbst Arkady konnte genug Torlenisch, um den Befehl zu verstehen. Sie sah sich um und stellte fest, dass die meisten der anderen Kamele schon zum Aufstehen gedrängt worden waren. Jedes von ihnen trug zwei Reiter mit Ausnahme einer Reihe von Lasttieren am hinteren Ende, die mit Wasserschläuchen, Zelten und Zeltstangen bepackt waren.
Ohne weiter darüber nachzudenken kletterte Tiji auf den großen geflochtenen Sattel, als ein anderer Mann Arkady das Gepäck abnahm und sich daran machte, es an der Rückseite ihres Sattels festzubinden. Das Kamel drehte seinen ungelenken Kopf und starrte Arkady mit dunklen, boshaften Augen an.
Sie zögerte und war
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