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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Sattel zurück und zog es vor zu schweigen. Die sengende Sonne hatte die Nacht vertrieben, und das Kamel unter ihr schlingerte wie ein kleines Boot auf unruhiger Dünung. Sie wünschte, sie könnte entscheiden, was schlimmer war - die Aussicht, Cayal wiederzusehen, oder die Vorstellung, ihn nicht wiederzusehen.

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    Bis vor ein paar Tagen hatte Warlock eigentlich gedacht, sein Leben könnte nicht noch nervenaufreibender werden, als es ohnehin schon war. Doch dann rief Jaxyn ihn zu sich ins Amtszimmer des königlichen Sekretärs - das so viele Jahre dem erst kürzlich unfreiwillig aus dem Amt geschiedenen Lord Deryon gedient hatte -, um ihm mitzuteilen, dass bald eine Delegation aus Caelum eintreffen würde. Jaxyn wollte, dass Warlock für Lord Torfall den Kammerdiener machte, solange der caelische Abgesandte und seine Schwester in Herino zu Gast waren.
    Warlock verschluckte sich fast an dieser Nachricht und musste seine Bestürzung mit einem Hustenanfall tarnen. Lord Torfall war, wie er wusste, der Unsterbliche Tryan, einer der allerschlimmsten von Jaxyns unsterblichen Gevattern - ein Umstand, von dem der Gezeitenfürst offensichtlich keine Ahnung hatte. Warlock war bekannt, dass Tryan und Elyssa sich in Caelum aufhielten, weil Tiji ihm auf ihrer Wanderung vom Verborgenen Tal zu Declan Hawkes und der Bruderschaft erzählt hatte, wie sie Syrolees Sippschaft im Palast von Caelum angetroffen und belauscht hatte. Aber bis zu diesem Augenblick war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass diese Kunde vielleicht nie das Ohr von Jaxyn oder Diala erreicht hatte.
    Bei den Gezeiten! Es mit zwei Suzerain zu tun zu haben ist schon schlimm genug. Jetzt habe ich bald vier von ihnen am Hals.
    Und dann kam ein Gedanke, der ihn noch mehr deprimierte.
    Ich werde niemals meine Kinder sehen.
    Warlock brütete noch immer über dieser traurigen Erkenntnis, als er jetzt über den regendurchtränkten Rasen hinweg den Ersten Spion des Königs ansah. Der stand in einem gebührenden Abstand hinter Lord Jaxyn Aranville, dem neuen Sekretär des Königs, während sie darauf warteten, dass die caelische Barke anlegte. Es goss in Strömen, aber irgendwie fiel ein Großteil des Regens nicht auf Jaxyn, sondern um ihn herum. Seine Macht war noch nicht groß genug - oder er nicht dumm genug -, um allen zu zeigen, wer er wirklich war, indem er unübersehbar mitten im heftigsten Guss völlig trocken blieb, aber offenbar hatte er auch nicht vor, übertriebene Unannehmlichkeiten zu erdulden. Declan Hawkes hingegen, kaum drei Fuß vom königlichen Sekretär entfernt, war vollständig durchnässt.
    Hawkes war auf Geheiß des königlichen Sekretärs wegen der verschwundenen caelischen Prinzessin hier. Wie üblich nahm der Erste Spion Warlocks Anwesenheit überhaupt nicht zur Kenntnis, als er eintraf, sondern ignorierte ihn mit dem absoluten Desinteresse eines ahnungslosen Suzerain. Warlock war ihm für die scheinbare Missachtung dankbar, obwohl er unbedingt mit ihm sprechen musste. Seine Sicherheit beruhte auf der Fähigkeit, im Hintergrund zu verschwinden - mit beinahe, wenn auch nicht ganz derselben Geschicklichkeit wie ein Chamäleon. Tiji verbarg ihre Gegenwart, indem sie den Hintergrund reflektierte. Warlock überlebte, weil er ein etablierter Teil des Hintergrunds war.
    Das Problem war, dass die Zeit allmählich knapp wurde. In ungefähr sechs Wochen würde Boots entbinden. So viel ihm auch daran lag, zu tun, worum die Bruderschaft ihn gebeten hatte - die ihm und Boots eine Zuflucht bot, wo sie leben und sicher ihre Kinder großziehen konnten -, so sehr wollte er auch zu ihnen, um für sie da zu sein. Die zusätzliche Komplikation der Ankunft von weiteren Gezeitenfürsten in Herino verhieß nichts Gutes für Warlocks Pläne.
    Die Amphiden brachten die Barke mit beeindruckendem Geschick an den erst kürzlich reparierten Anleger. Gleich darauf wurde die Landungsbrücke ausgebracht und landete krachend auf dem Kai. Mehrere bewaffnete Feliden folgten und beeilten sich, als Ehrengarde Aufstellung zu nehmen. Jede von ihnen hatte eine rote Schärpe um, die ihren Rang im königlichen Haushalt anzeigte, und die Waffen, die sie trugen - obwohl blitzblank geputzt und selbst im Regen imposant -, waren reine Dekoration. Warlock wusste, wie sehr die Feliden es hassten, so aufgetakelt zu werden, und ihre Krallen allein hätten auch schon genügt, um jeden Angreifer abzuschrecken. Aber in Waffen gaben sie einen eindrucksvolleren Anblick ab, und nur das zählte.

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