Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
dafür, dass er es erfahrt.«
Das war alles, was sie zurzeit tun konnte, befand Arkady. Willig mitspielen, auf die Rückkehr von Cayal warten und sehen, was das Schicksal danach für sie bereithielt. Cayal mochte tatsächlich zu aller Verblüffung diesmal sein Wort halten. Nur für den Fall, dass er es nicht tat, umarmte sie Tiji spontan. »Danke, Tiji. Für alles.«
Tiji sagte nichts. Aber sie umarmte Arkady ebenfalls. Dann starrte sie Brynden finster an, während Cayal Terailia holen ging, damit Arkady zur Abtei zurückreiten konnte. Mehr oder weniger als Geisel für den Fürsten der Vergeltung.
Als Cayal zurückkam, reichte er Brynden die Führungsleine des Reitkamels.
»Wartet!«, rief Arkady, als Brynden ihren Arm nahm. »Wie finde ich dich, wenn ich nach Elvere komme, Tiji?«
Die Crasii sah die beiden Gezeitenfürsten an, als müsse sie abwägen, ob es klug war, eine solche Information vor ihnen preiszugeben. Dann wandte sie sich Arkady zu, als sähe sie ein, dass sie keine Wahl hatte. »Es gibt da einen Gasthof in der Nähe der Sklavenmärkte, der heißt Hund und Knochen, Mylady. Freien Crasii ist es erlaubt, dort einzukehren. Ich warte dort auf euch.«
Arkady nickte und lächelte mit einer Zuversicht, die sie eigentlich nicht empfand. »Dann sehe ich dich in ein paar Wochen.«
Tiji nickte, sichtlich skeptisch angesichts Arkadys Optimismus, aber sie sagte nichts. Sie stellte sich neben Cayal - der sich benahm, als würde Arkady überhaupt nicht existieren - und sah zu, wie sie davon geführt wurde.
63
Die vier Unsterblichen, die zurzeit nach Lust und Laune durch Herino spazierten, zwangen Declan zu äußerster Vorsicht. Denn viele oder sogar alle Crasii, die gewöhnlich auf der Lohnliste der Bruderschaft oder des Ersten Spions standen, waren jetzt keine verlässlichen Verbündeten mehr.
Spätestens in dem Augenblick, wenn sie einem Gezeitenfürsten gegenüberstanden, konnten sie mühelos umgedreht werden.
Hinzu kam, dass ihm in seiner offiziellen Funktion als Erster Spion des Königs die Hände gebunden waren, was Stellan Deseans Befreiung anging. Er konnte dafür auch nicht auf die beträchtlichen Hilfsmittel der Bruderschaft zurückgreifen. Die Rettung von Arkadys Gemahl war ein Gefallen, den er Tilly persönlich erwies. Er hätte sich überhaupt nicht damit befasst, wenn sie ihn nicht ausdrücklich darum gebeten hätte.
Damit blieb Declan nur eine Möglichkeit, Unterstützung zu bekommen.
Obwohl die Diebe und Erpresser von Herino keine Organisation im eigentlichen Sinn waren, wurden in der Stadt nur wenige oder gar keine Verbrechen ohne die Billigung einer zwielichtigen, geradezu legendären Person begangen, die als der Patriarch bekannt war. Er war ein Mann, dessen Namen selbst die redlichsten Bürger nur leise und ängstlich flüsterten und der seine Identität besser schützte als die meisten Lords die Ehre ihrer Frauen.
Es war fast schon ein kleines Kunststück, den Kontakt zu ihm herzustellen. Declan hatte vor zwei Tagen eine Razzia in einem Spielclub anberaumt, der nicht weit vom Blanken Spanten entfernt lag, wo er und Stellan Desean vor knapp einem Jahr Prinz Mathu vor den Folgen seiner Narrheit gerettet hatten. Der Spielclub, der ihm seit Jahren bekannt war, gehörte Dodgy Peet, einem beleibten, fröhlichen Mann mit einem übergroßen schwarzen Schnurrbart.
Jetzt kühlte Dodgy Peet sein Mütchen in einer Gefängniszelle von Herino - ein Stockwerk unter Stellan Desean - und wartete auf seinen Prozess. Er hatte wegen einer Reihe kleinerer Vergehen mit einer längeren Haftstrafe zu rechnen, auch wenn man sich bis jetzt noch nie die Mühe gemacht hatte, ihn einzusperren. Dodgy Peets Problem - und das Problem aller Personen in Glaeba mit kriminellen Neigungen -war, dass die glaebische Rechtsprechung sich nicht am Verstoß, sondern an den Konsequenzen orientierte. Je schlimmer die Folgen eines Verbrechens waren, desto härter fiel das Strafmaß für den Täter aus.
Da Dodgy im Laufe der Jahre ein paar sehr angesehene Leute übers Ohr gehauen hatte, gab es keinen Mangel an bereitwilligen Zeugen, die gern zu Protokoll gaben, welche fatalen Folgen die Besuche in Dodgys Unglück bringendem Haus für sie gehabt hatten. Die Liste der kleineren Vergehen würde zusammengezogen wahrscheinlich auf eine beachtliche Haftstrafe hinauslaufen, wenn Dodgys unzufriedene Kunden erst mit ihm fertig waren.
Dieses Mal mischte Declan die Karten. Er brachte das Gerücht in Umlauf, dass er sich mit dem
Weitere Kostenlose Bücher