Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Angehörigen von Bryndens Orden als Eskorte zu sehen.
»Warum?«, rief der Mönch zurück. »Bedeutet sie dir etwas?«
Arkady starrte erst Cayal und dann den Mönch an. Dann begann sie leise zu fluchen. Gezeiten, der Kerl hatte doch recht. Ich muss wirklich geistig minderbemittelt sein, dass ich das nicht eher erkannt habe . . .
»Sie ist Kintas Spielzeug, nicht meins«, sagte Cayal, als er nahe genug war, um nicht mehr schreien zu müssen, und bestätigte damit endgültig Arkadys schwindelerregenden Verdacht. »Aber nur zu, Bryn, wenn du dein Mädchen wieder mal stocksauer machen willst, indem du ihrer kleinen Botin etwas antust. Dann braucht sie nächstes Mal nicht mehr so viel Überzeugungsarbeit, um dich zu verlassen.«
Der Mönch - der kein Mönch war - schwieg einen Augenblick und wandte sich dann an Arkady. »Ihr wisst, wer er ist, oder?«
Arkady nickte. Es hatte keinen Sinn, das abzustreiten.
»Und Ihr habt Chintara kennengelernt? Wer sie ist, wisst Ihr auch?«
Wieder nickte sie und fragte sich, ob Cayal sie retten würde, falls Brynden vorhatte, ihr etwas anzutun.
Aber wie es schien, war er an ihr gar nicht weiter interessiert. »Steigt jetzt ab. Geht und kümmert Euch um Euer Reittier und um Eure Crasii, die sich vermutlich irgendwo da drüben in den Felsen verkrochen hat. Cayal und ich haben etwas zu besprechen.«
Die nächsten drei Stunden saß Arkady auf dem Felsvorsprung, von wo aus sie einen guten Überblick über die Wüste hatte, und beobachtete gespannt und mit einer unguten Vorahnung das Treffen der beiden Gezeitenfürsten. Es war eine enttäuschend ereignislose Angelegenheit. Weder peitschte ihr Zorn Wirbelstürme auf, noch schleuderten sie Blitze oder Meteoriten aufeinander, um alte Rechnungen zu begleichen. Die beiden saßen im Schneidersitz im Sand wie alte Freunde und scherten sich nicht um die sengende Hitze. Die Gezeiten allein mochten wissen, worüber sie sprachen.
»Was glaubt Ihr, worüber sie reden?« Tiji ließ sich mit dem Wasserschlauch neben ihr nieder und sprach die Frage aus, die auch Arkady beschäftigte. Die Chamälide war einige Zeit auf der anderen Seite des Felsenriffs gewesen und hatte eine neue Karawane beobachtet, die sich der Abtei aus nördlicher Richtung näherte, was vermutlich hieß, dass sie die wesentlich kürzere Reise von Elvere hierher zurückgelegt hatten.
Arkady nahm den Wasserschlauch entgegen und trank ausgiebig, bevor sie antwortete. »Ich wünschte, ich wüsste es.«
Tiji lächelte leicht. »Nun ja, sehen wir es positiv. Das Gespräch hat noch nicht zum nächsten Weltenende geführt. Bis jetzt jedenfalls.«
»Es gibt immer etwas, wofür man dankbar sein muss.«
Die Crasii schwieg einige Sekunden. Dann fragte sie: »Hattet Ihr denn gar keinen Verdacht, dass es Brynden ist, der Euer Kamel fuhrt?«
Arkady schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht wie du, Tiji. Ich kann sie nicht riechen. Ich kann sie auch nicht spüren. Gezeiten, um die Wahrheit zu sagen, ich könnte einen Gezeitenfürsten nicht von einer Schildkröte unterscheiden. Und trotzdem bilde ich mir immer noch ein, ich müsste es merken, wenn ich einen sehe. Nur die Gezeiten wissen, warum. Ich hätte nie gedacht, dass Jaxyn mehr ist als ein ehrgeiziger Opportunist. Wenn ich Maralyce unter anderen Umständen kennengelernt hätte, wäre sie mir überhaupt nicht aufgefallen. Von Diala weiß ich nur, weil Declan dich zu mir geschickt hat, um mir von ihr zu erzählen, dabei habe ich monatelang mit ihr unter einem Dach gelebt. Wenn du nicht gekommen wärst, hätte ich auch nie die Wahrheit über Kinta erfahren. Und Cayal hielt ich einfach bloß für einen überführten Mörder.«
»Wobei er zufällig auch ein überführter Mörder ist«, bemerkte Tiji säuerlich.
Arkady ignorierte die Unterbrechung und fuhr fort. »Der Punkt ist, dass es nichts gibt, was sie verrät, Tiji. Zumindest nicht für Menschen. Jedenfalls nicht, solange die Gezeiten erst steigen. Wenn eines Tages die Flut ihren Höchststand erreicht, sind die Unsterblichen vielleicht so entgegenkommend, des Nachts im Dunkeln zu leuchten. Das würde zumindest denen, die nicht über deine Instinkte verfugen, eine Chance geben, sie zu erkennen. Allerdings habe ich diesbezüglich nicht viel Hoffnung.«
Die kleine Crasii schüttelte den Kopf, als sei ihr ein Rätsel, wie Arkady so vernagelt sein konnte, was die Gezeitenfürsten betraf. »Mir ist unklar, warum Ihr sie nicht von sterblichen Menschen unterscheiden könnt, Mylady. Aber es
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