Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
überhaupt nicht besorgt, »so ist das nur zu wahr. Nebenbei bemerkt habe ich das selbst herausgefunden, und das nur drei Tage, nachdem ich ihn kennengelernt hatte. Und Jaxyn ebenfalls.«
»Nun, das erklärt so manches.«
»Warum stellt man ihn nicht einfach deswegen vor Gericht?«, fragte Elyssa und hielt ihr Glas hin, um es auffüllen zu lassen. Warlock eilte mit dem Dekanter an ihre Seite. »Ich zweifle nicht daran, dass Jaxyn sogar selbst als Zeuge auftreten würde.«
Diala zuckte mit den Schultern. »Diese Glaebaner sind alle so entsetzlich verklemmt. Sie benehmen sich, als wäre jede Art von Sex ein Kapitalverbrechen. Stellt euch das nur einmal vor! Diese Leute sind so dermaßen in Verlegenheit deswegen, dass Desean selber es vorzieht, lieber als Mörder angeklagt zu werden denn als Homosexueller. Was sagt Euch das?«
»Du hättest dich in Caelum niederlassen sollen«, schlug Tryan vor. »Sie sind dort in diesen Dingen viel liberaler. Gezeiten, meine Braut ist erst zehn Jahre alt. Die haben damit überhaupt kein Problem.«
»Elf«, verbesserte ihn Elyssa.
»Was?«
»Nyah ist inzwischen elf.«
Tryan zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer.«
»Wenn ich geahnt hätte, dass sie so Mitleid erregend langweilig und konservativ sind, hätte ich das bestimmt berücksichtigt«, sagte Diala und runzelte die Stirn. »Aber ihr wisst ja, wie das ist. Man muss die Karten spielen, wie sie kommen.«
»Dann liegt unserem jungen König seine Aufgabe wohl nicht allzu sehr?«, fragte Tryan.
»Er ist immerhin sehr eifrig«, erkannte Diala mit einem gönnerhaften Lächeln an. »Ich fürchte allerdings, das meiste, was er über Vergnügungen weiß, hat er aus diversen Bordellen. Übrigens war sein so gut wie verurteilter Cousin berühmt dafür, ihn immer wieder aus solchen Etablissements herauszuholen. Seine Umerziehung braucht ihre Zeit. Insbesondere, weil er überzeugt ist, dass ich Jungfrau war, als wir vermählt wurden.«
»Wie hast du es nur geschafft, ihn davon zu überzeugen?«, fragte Elyssa mit einem ungläubigen Lachen.
Selbst Warlock fand das belustigend. Was für eine Vorstellung, ausgerechnet die Lakaienmacherin für eine Jungfrau zu halten!
»Er ist neunzehn Jahre alt«, sagte Diala mit einem Achselzucken. »Er glaubt mir jedes Wort, das ich ihm auftische.«
Tryan schien das ebenfalls sehr amüsant zu finden. »Ich schätze, du hast ihm nicht erzählt, dass du älter bist, als du aussiehst.«
Diala lächelte. »Dafür ist er noch nicht bereit.«
Warlock bekam den Rest nicht mehr mit. Jemand klopfte an die Tür der Gästesuite und er beeilte sich, sie öffnen zu gehen. Zu seiner Verblüffung wartete draußen der junge König von Glaeba.
»Euer Majestät«, sagte er und verbeugte sich tief.
»Ist meine Gemahlin hier, Cecil?«
»Jawohl, Euer Majestät«, sagte er und hielt ihm die Tür auf. »Soll ich Euch ankündigen?«
»Mach dich nicht lächerlich.«
Mathu drängte sich an ihm vorbei und ging durch die Suite zum Balkon. Diala - oder vielmehr Kylia - sprang auf, als sie ihren Gemahl erblickte. »Mathu! Ich dachte, du würdest noch arbeiten!«
»Ich habe dich überall gesucht.«
»Ich habe bloß unsere caelischen Gäste wegen des Feuers beruhigt«, sagte sie und ließ ihren Arm in seinen gleiten. »Sie waren beunruhigt, dass der Brand sich ausbreiten oder gar Diebe und Mörder über uns herfallen könnten.«
»Mein Cousin ist tot«, sagte er.
Warlock schlussfolgerte, dass der junge Mann aus diesem Grund so aufgeregt aussah. Vermutlich hatte er deswegen auch versucht, seine Gemahlin ausfindig zu machen. Seine Eltern waren vor weniger als einem Monat gestorben, und jetzt war der Mann, den er wie einen älteren Bruder geschätzt hatte - zumindest bis er falsche Anklagepunkte gegen ihn erfinden musste -, ebenfalls tot.
Diala war schlau genug, um zu begreifen, dass dies kein guter Zeitpunkt war, um mit seinen aufgewühlten Gefühlen zu spielen, und war sofort gebührend zerknirscht. »Oh, mein Liebster. Es tut mir ja so leid. Ich weiß ja, dass er dich hintergangen hat, aber du hattest ihn immer noch gern, nicht wahr?«
Der junge König hielt seine Gefühle mit sichtbarer Willensanstrengung unter Kontrolle. »Man sagt mir, dass Declan Hawkes ebenfalls tot ist. Er starb bei dem Versuch, Stellan zu befreien.«
»Bei den Gezeiten! Warum wollte er das tun?«, fragte Tryan. Er sah seine Schwester stirnrunzelnd an. »Das war wirklich sehr taktlos von ihm, dabei umzukommen. Wer leitet jetzt die
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