Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Unsterbliche ist, oder?«
»Wer kann das wissen?«, erwiderte Declan achselzuckend. »Mehr als die Gefahr, dass sie eine Unsterbliche ist, beunruhigt mich die Überlegung, welche Unsterbliche sie dann wohl wäre. Eine Mutter, die mit ihrem Sohn auftritt? Mir fällt auf die Schnelle nur eine Sippe von Gezeitenfürsten ein, die das glaubhaft verkörpern könnte.«
Lord Deryon sackte in seinem Sessel zusammen. »Syrolee und Engarhod. Oder vielmehr Syrolee und ihr Sohn, um genau zu sein.«
»Die Kaiserin über die fünf Reiche, ja. Aber was weit schlimmer ist, dann sind auch Tryan und vermutlich auch Elyssa dabei. Die sind es, um die wir uns ernstlich Sorgen machen müssen, denn sie haben die Macht über die Gezeiten. Syrolee und Engarhod sind bloß Puppenspieler, die Schwergewichte sind ihre Kinder.«
»Du könntest dich irren, Declan.«
»Nichts würde mich glücklicher machen, als das eingestehen zu müssen, wenn es denn so käme. Wie auch immer, Genaues weiß ich erst, wenn Tiji aus Caelum zurück ist.«
»Hast du sie in deine Befürchtungen eingeweiht?«
Declan schüttelte den Kopf. »Ich wollte ihr keine Vorurteile einreden. Wenn sie zurückkommt und sagt, sie hat Suzerain gesehen, dann ist auf ihr Urteil Verlass.«
»Kann sie keine Nachricht schicken? Das würde sicher schneller gehen.«
»Ich habe sie angewiesen, mir nur persönlich Bericht zu erstatten und keine Botschaften zu riskieren. Wir können es uns nicht leisten, dass eine solche Nachricht in falsche Hände gerät.«
Lord Deryon nickte zögernde Zustimmung. »Du denkst an Crasiihände, vermute ich?«
Achselzuckend stellte Declan fest: »Von jetzt an kann jeder einzelne von ihnen dem Kommando eines Gezeitenfürsten unterstehen. Die Arks sind die einzigen Crasii, denen wir trauen können. Das betrifft auch alle Crasii im Palast. Ich hoffe, das ist dir klar.«
Lord Deryon schloss die Augen, als hoffte er, alle Probleme würden sich in Luft aufgelöst haben, wenn er sie wieder öffnete. Declan wartete ohne ein Wort. Er wusste genau, wie der alte Mann sich fühlte. Nur zu gern hätte er ihm eine schöne Lösung serviert oder wenigstens etwas Tröstliches gesagt. Unglücklicherweise hatte er von beidem nichts zu bieten.
»Das engt den Kreis der vertrauenswürdigen Personen im Palast stark ein. Es bleiben nur der König, die Königin, Prinz Mathu und eine Handvoll Dienstboten, die ich seit ihrer Kindheit kenne.« Der Sekretär unterstrich diese Bilanz mit einem schweren Seufzer. »Ansonsten ist jeder im Umkreis der königlichen Familie verdächtig ... Gezeiten, Declan, das sind über hundert Leute. Und dann die königliche Garde. Wie viele Feliden bringen Jaxyn und diese andere Unsterbliche alias Kylia unter ihr Kommando? Wie viele Offiziere sind wirklich Menschen und wie viele verkleidete Unsterbliche ...? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass es weit weniger schmerzvoll wäre, wenn ich mich jetzt gleich in mein Schwert stürze und alles hinter mir habe.«
»Das scheint die leichteste Lösung«, bestätigte Declan mit einem schmalen Lächeln. »Ich hätte es selbst probiert, aber ich kann kein Blut sehen.«
Lord Deryon atmete tief durch. »Ach ... wenn es doch nur so leicht wäre, was?«
»Ja, wenn«, stimmte Declan zu. Für ihn sah Lord Deryon aus wie ein alter Mann, der versuchte, sich gegen eine Sturmflut zu stemmen - eine Analogie, die bedrückend genau der Realität entsprach. »Soll ich mich mal nach weiteren Arks umsehen, die im Palast arbeiten könnten? Es wäre hilfreich, wenn wir wenigstens ein paar zuverlässige Crasii hätten, die wir um die königliche Familie postieren könnten.«
Lord Deryon nickte. »Wenn es dir möglich ist, gern. Inzwischen werde ich jedes Mitglied der Dienerschaft auf Herz und Nieren ausfragen und prüfen, ob es sich in Lügen verstrickt.«
»Damit wirst du dich sehr beliebt machen.«
»Niemand wird Sekretär des Königs, wenn er beliebt sein will«, erklärte der alte Mann mit einem melancholischen Seufzer. »Tja, das gilt wohl auch für den Ersten Spion. Wann erwartest du von Tiji zu hören?«
»Ab jetzt eigentlich jeden Tag.«
»Und wenn sich unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten?«
Declan zuckte mit den Schultern. Er ging davon aus, dass ihm in diesem Fall nur eine Vorgehensweise offenstand.
»Dann muss ich wohl nach Caelum«, sagte er.
9
Arkady brauchte mehrere Besuche im kaiserlichen Bad, bis sie sich daran gewöhnt hatte, in Gegenwart vollkommen
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