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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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blondes Haar fiel ihr in natürlichen Wellen bis über die Hüften. Mit Ausnahme ihrer Augenbrauen und des Kopfes rasierte sich die Gemahlin regelmäßig jedes Härchen vom Körper. Sie hatte Arkady mit dieser Sitte vertraut gemacht, die sich gleichermaßen dekadent und genussvoll anfühlte. Für die Torlener waren unrasierte Frauen kaum besser als Crasii, wie ihr die kaiserliche Gemahlin schon beim ersten gemeinsamen Bad erklärt hatte, als sie Arkadys natürliche Körperbehaarung entdeckte. Chintara bestand darauf, dass Arkady sich anpasste. Sie versicherte ihr, dass sie diese Praxis besser regelmäßig beibehielt, wenn sie nicht zum gesellschaftlichen Paria unter den Frauen Ramahns werden wollte. Arkady stellte fest - nachdem sie einmal über die Fremdheit der Vorstellung hinaus war -, dass sie das makellos glatte Gefühl ihrer Haut nach der Rasur als recht angenehm empfand.
    Chintara missdeutete ihr Zögern bei der Antwort als Ressentiment in Gegenwart der Masseure. »Lasst uns allein«, befahl sie den jungen Männern. Sie wartete, bis sie den Raum verlassen hatten, und richtete dann den Blick auf Arkady. »Es ist Euch unbehaglich, in Gegenwart von Sklaven unbekleidet zu sein. Ich finde das befremdlich. Ihr seid es doch gewohnt, bedient zu werden, oder?«
    »Ich habe mich daran gewöhnt, ja.«
    »Aber Eure glaebischen Sklaven gehen nicht so intim mit ihren Herren um wie unsere, nicht wahr?«
    Arkady schüttelte den Kopf. »Nein, das tun sie nicht. Und es sind zumeist auch Crasii und keine Menschen, das lässt ihre Aufmerksamkeit noch unpersönlicher erscheinen. Wir sind viel... reservierter.
    Zumindest zu Hause, obwohl wir uns nach torlenischen Maßstäben in der Öffentlichkeit viel hemmungsloser und freizügiger auffuhren.«
    Chintara lächelte. »Es gab eine Zeit, wo wir auch so hemmungslos und freizügig waren.«
    »Warum hat sich das geändert?«
    »Ein Gezeitenfürst wurde eifersüchtig, weil ein anderer Unsterblicher seiner Geliebten nachstellte.«
    Fasziniert davon, Chintara solche Dinge ausplaudern zu hören, setzte sich Arkady ein wenig gerader. »Dann ist das Tragen des Schleiers doch ein religiöser Brauch?«
    »Wenn es ein religiöser Brauch wäre, müsste ja der Glaube an die Gezeitenfürsten unsere Religion sein«, führte Chintara aus.
    »Aber Ihr glaubt doch an sie?«
    »Ich glaube auch, dass morgen früh die Sonne aufgeht, deshalb muss ich sie noch lange nicht anbeten oder zu meiner Religion erklären.«
    »Aber ihr habt Klöster und Tempel, die der Betrachtung der Gezeiten geweiht sind —«
    »Es gibt hier Leute, die sich entschieden haben, ein zurückgezogenes Leben zu führen und die verschiedenen Einflüsse der Gezeiten auf unser Leben zu erforschen. Andere studieren die Lehren des Fürsten der Vergeltung, der uns eine Menge Bedenkenswertes hinterlassen hat. Das macht es aber noch nicht zur Religion, Arkady.«
    »Dann ist die Lehre von den Gezeiten also eine Lebensphilosophie und kein Glaubensbekenntnis?«, fragte Arkady.
    Chintara lächelte. »Gezeiten, Ihr seid wirklich eine beglückende Abwechslung von den Trophäenweibern der Gesandten, die ich sonst ertragen muss. Kommt, Arkady, wir wollen den Nachmittag damit verbringen, über die Unterschiede zwischen unseren Religionsvorstellungen zu diskutieren, ja? Ihr, die Ihr behauptet, eure Frauen wären besser dran als unsere, die aber jedes Mal zusammenzuckt, wenn jemand ihren Körper berührt?«
    Arkady war ganz sicher, dass sie nichts in dieser Richtung mit der kaiserlichen Gemahlin diskutieren wollte. »Ich glaube, Euer Hoheit, es ist nicht die Frage, wo man berührt wird, sondern von wem.«
    Chintara schien sich über ihre Entgegnung zu amüsieren. »Eine aufrichtige Antwort, allerdings auch eine ausweichende.«
    »Ich frage mich, warum Ihr die torlenischen Sitten und die Lehre der Gezeiten wie Eure eigene Philosophie vertretet«, bemerkte Arkady in der Hoffnung, das Gespräch von sich und den Ursachen ihrer Hemmungen wegzulenken. »Torlenien ist offensichtlich nicht das Land, in dem Ihr geboren wurdet. Habt Ihr die hiesigen Lebensauffassungen eurem Gemahl zuliebe übernommen, oder seid Ihr persönlich fasziniert davon?«
    »Seht Ihr, dafür mag ich Euch, Arkady«, entgegnete Chintara, warf einen leichten Seidenumhang über ihren athletischen Körper und schüttelte ihr prächtiges Haar aus dem Knoten, der es vor dem Öl geschützt hatte. »Niemand in Torlenien würde es wagen, mir eine solche Frage zu stellen. Wenn man es genau

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