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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Fremder nackt herumzulaufen. Sie war sicher, dass sie sich nie ganz unbefangen fühlen würde, wenn man sie anfasste, auch wenn die Masseure des kaiserlichen Serails - ausnahmslos blinde Eunuchen -sehr sachkundig und völlig unpersönlich arbeiteten, wenn sie sie mit aller schuldigen Demut kneteten, betrommelten und einölten. Arkady kam aus einer Kultur, wo man über Nacktheit die Nase rümpfte. Jeder körperliche Kontakt zwischen Mann und Frau, der über ein Händeschütteln und ein Küsschen auf die Wange hinausging, war aufgeladen mit sexueller Bedeutung.
    In Ramahn hingegen war das Baden ein völlig eigenständiges Ritual. Ganzkörpermassagen waren keine Extravaganz, sondern wurden als gesundheitliche Notwendigkeit angesehen. In einem Klima, wo Bekleidung in der Regel bloß zu erhöhter Schweißentwicklung führte, galt sie - wenigstens in der Sphäre der privaten Baderäume -als entbehrlich.
    Arkady fand diese ständigen körperlichen Übergriffe ausgesprochen irritierend. Sie musste feststellen, dass Glaebaner viel prüder waren als Torlener. Zudem hatte sie persönliche Gründe, sich ungern leichtfertig zur Schau zu stellen. Sie bildete sich allerdings ein, dass sie sich ihr Unbehagen nicht anmerken ließ, bis Lady Chintara, die mit geschlossenen Lidern bäuchlings auf der Massagebank lag, unvermittelt die Augen aufschlug und ihren befehlsgewohnten Blick voll auf Arkady richtete.
    »Ihr müsst lernen, Euch zu entspannen, Mädchen.«
    »Entschuldigung?«
    »Ich sagte, Ihr müsst lernen, Euch zu entspannen. Ihr zuckt jedes Mal zusammen, wenn jemand Euch berührt.«
    Arkady hob den Kopf und versuchte sich darüber klar zu werden, ob sie eben gezuckt hatte oder nicht. Sie wusste es nicht. Aber sie war sicher, dass sie weit davon entfernt war, sich in Gesellschaft Fremder -selbst wenn sie blind waren - mit nichts als ihrer Haut am Leibe und mit blankem Po entspannt herumzulümmeln. Ganz bestimmt wollte sie dieser Frau keinen Anlass zur Besorgnis geben. Obgleich dies schon ihr zehnter Besuch in nur zehn Tagen war, hatte Stellan es noch nicht geschafft, eine Audienz beim Kaiser zu bekommen, um die Frage der Chelae-Inseln zu erörtern. Und da Stellan sie gedrängt hatte, Chintara zu bitten, dass sie sich für ihn und sein Anliegen verwendete, konnte sie auf keinen Fall ihre Gastgeberin brüskieren. »Ich war mir dessen nicht bewusst, Euer Hoheit.«
    Die kaiserliche Gemahlin stieß die knetenden Hände des Masseurs weg, der gerade mit ihrem Rücken befasst war, und schwang die Beine herum, sodass sie auf der Kante des Behandlungstisches saß und Arkady direkt ansah. »Ihr mögt es nicht, angefasst zu werden, nicht wahr?«
    »Ich habe doch nichts gesagt, was -«
    »Es geht nicht darum, was Ihr sagt«, schnitt ihr Chintara das Wort ab. »Es ist Euer Gesichtsausdruck. Ihr seid nicht entspannt. Ihr seht aus, als hättet Ihr Schmerzen. Hat dieser schinkenfäustige Idiot Euch wehgetan?«
    »Auf keinen Fall, nein!«, beteuerte Arkady ihrer Gastgeberin hastig. Sie fürchtete um das Schicksal des Mannes, sollte sie sich über ihn beklagen. »Nein, Eure Leute machen ihre Arbeit ausgezeichnet. Ich war nur gerade ...« Arkadys Stimme verlor sich, als sie merkte, dass sie gar keine vernünftige Erklärung anzubieten hatte. Am besten entschuldigte sie sich einfach und versuchte das Thema unauffällig auf etwas weniger Persönliches zu lenken. »Ich bitte um Verzeihung, ich wollte weder Euch noch Eure großzügige Gastfreundschaft beleidigen, und ich will auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich nicht zu schätzen wüsste, welche Ehre Ihr mir angedeihen lasst -«
    »Oh, Gezeiten, Arkady! Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Es gibt jede Menge Frauen in Ramahn, die ich einladen kann, wenn ich jemanden um mich haben will, der mir nach dem Mund redet. Ich bin nur neugierig, das ist alles. Ist Eure Aversion gegen körperlichen Kontakt typisch für Glaebanerinnen, oder ist das eine spezielle Besonderheit von Arkady Desean?«
    Arkady zögerte.
    »Das ist doch keine schwierige Frage, oder?«
    »Ich weiß nicht recht, ob ich in der Lage bin, für alle Glaebanerinnen zu sprechen«, antwortete Arkady schließlich. »Besonders, wenn es darum geht, wo oder wie sie berührt werden wollen. Darüber wird in kultivierten Kreisen nicht gesprochen.«
    Chintara lachte auf und erhob sich von der Bank. Sie war eine wirklich außergewöhnliche Erscheinung. Ihr Körper glich eher der Gestalt einer Kriegerin als einer müßigen Frau. Ihr leuchtend

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