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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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betrachtet, besitzen nur die wenigsten überhaupt die Intelligenz, auf eine derartige Frage zu kommen. Nun sitzt nicht so da und klammert Euch an diesem verdammten Handtuch fest, als ginge es um Eure Jungfräulichkeit! Zieht Euch etwas über, wir wollen zu Mittag speisen.«
    Ein wenig verlegen, weil ihre Verklemmtheit für diese scharfsinnige Frau so offensichtlich war, hüpfte Arkady von der Bank. Sie schlüpfte in die seidene Baderobe, die ihr die Sklaven bereitgelegt hatten, legte den Gürtel um und schloss erleichtert das Gewand. Mit einem sardonischen Lächeln sah Chintara ihr dabei zu.
    »Ihr kommt einfach nicht dagegen an, oder?«
    »Wogegen, Euer Hoheit?«
    »Euch zu benehmen, als hättet Ihr etwas, das keine andere Frau je gesehen hat. Badet Ihr in Glaeba etwa nicht gemeinsam?«
    »Gezeiten, nein!«, rief Arkady aus. »Jedenfalls nicht in seriösen Häusern.«
    »An alledem ist nur das Wetter schuld«, befand Chintara, als Arkady schließlich barfuß auf den warmen Fliesen der Vorhalle neben ihr her zu den Hauptgemächern schritt, wo die Sklaven bereits ein üppiges Mahl aufgetragen hatten. »Wenn man erst mal ständig seinen Körper bedecken muss, um sich nicht zu Tode zu frieren, ist man verloren.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das nachvollziehen kann, Euer Hoheit.«
    Chintara zuckte die Achseln, als erübrigte sich jede Antwort, und machte eine Geste, die Arkady zum Hinsetzen aufforderte. »Nach einiger Zeit vergessen die Leute, warum sie von Kopf bis Fuß in Pelz gehüllt sind. Die Kleidung nimmt andere Bedeutungen an. Dass sie vor den Elementen schützt, wird immer unwichtiger, dafür zählt immer mehr, was für eine angebliche Identität sie vorspiegelt, welch hohen Rang, welch großen Reichtum ... es gibt zahllose eitle menschliche Schwächen, denen damit gehuldigt wird. Wenn man es bedeckt hält, wird nacktes Fleisch zur Währung, Arkady, vergesst das nicht. Im Grunde sollten wir alle Bewohner von Amyrantha in die Äquatorialzone umsiedeln, wo Kleidung noch eine Zierde ist und keine Krücke.«
    »Selbst wenn das möglich wäre, Euer Hoheit«, sagte Arkady und nahm ihr gegenüber auf einer gepolsterten Speiseliege an dem gedeckten Tisch Platz, »Eure Argumentation hinkt doch. Ungeachtet der Temperaturen bedecken Eure Frauen ihre Körper von Kopf bis Fuß mit einem Schleier, den hier in Torlenien das Gesetz vorschreibt.«
    »Nun, in der Öffentlichkeit schon«, räumte die kaiserliche Gemahlin ein, nahm sich einen Teller und türmte Berge von Obstscheibchen darauf. »Aber diese Beschränkungen gelten nicht zu Hause. Und wenn Ihr es recht bedenkt, erfüllt die Verschleierung denselben Zweck wie Nacktheit.«
    Arkady schüttelte den Kopf. Wenn ihr je eine Schlussfolgerung untergekommen war, die näherer Erläuterung bedurfte, dann war es diese. »Ich hätte gesagt, die beiden bilden einen diametralen Gegensatz.«
    »Sie machen uns gleich, Arkady«, erwiderte Chintara. »Unter dem Schleier sind alle Frauen schön. Alle Frauen tragen das Versprechen, eine erlesene Besonderheit zu sein. Ohne Kleider sind wir in den Augen der Männer ebenfalls alle gleich, ob Ihr es nun glaubt oder nicht. Es ist nicht unsere Erscheinung, die sie fasziniert. Wenn es Männern nur um körperliche Vollkommenheit ginge, wäre die Handvoll körperlich perfekter Frauen auf der Flucht vor allen Männern dieser Welt, und der Rest der Weiblichkeit säße unbeachtet in der Gegend herum.«
    Arkady lächelte. »Um mit meinem Vater zu sprechen, das ist der wahre Zweck des Alkohols. Durch den Boden eines Glases ist jede schön, pflegte er zu sagen.«
    Chintara lachte. »Vielleicht ist das ein vertretbarer Gedanke, aber ich fürchte, Ihr habt mich missverstanden. Es ist die Verheißung der Freuden, die wir ihnen bereiten, die einen Mann nach der fetten Schlachtertochter genauso verrückt werden lässt wie nach Eurer liebliehen Schönheit. Die Verlockung der Unsterblichkeit ist zu mächtig, als dass die meisten Männer ihr widerstehen könnten.«
    » Unsterblichkeit?«
    Chintara nickte, offensichtlich fand sie nichts Eigentümliches an diesem Vergleich. »Seit der unsterbliche Prinz die ewige Flamme ausgelöscht hat, Arkady, ist die einzige Hoffnung auf Unsterblichkeit für einen gewöhnlichen Mann der gute alte Weg - durch seine Nachkommen.«
    »Ihr kennt die Geschichte, wie der unsterbliche Prinz die ewige Flamme auslöschte?« Arkady war fasziniert. Hier bot sich ihr eine Möglichkeit, die Legende von jemandem zu hören, der die

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