Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
studiert haben, Mylady.« Sie fragte sich, ob man diese Frau nicht für Declans geheime Bruderschaft rekrutieren konnte. Jemand mit solchem Wissen wäre eine große Hilfe bei der Suche nach einem Weg, Amyrantha vor der Machtübernahme der Gezeitenfürsten zu schützen.
»Ihr macht Euch keine Vorstellung«, bestätigte die kaiserliche Gemahlin lächelnd. »Noch etwas Wein?«
»Danke«, erwiderte Arkady. Im Stillen wünschte sie, sie wäre mutig genug, die Sache weiter zu verfolgen. Aber Stellans Position in Ramahn war noch immer zu unsicher, und trotz aller vordergründigen Freundlichkeit kannte Arkady Chintara nicht gut genug, um das Risiko einzugehen, die Bruderschaft des Tarot zu erwähnen.
Eines war allerdings sicher, entschied sie, als Chintara mit einer Glocke nach den Sklaven läutete. Sobald sie wieder in der Gesandtschaft war, würde Arkady eine Nachricht an Declan Hawkes in Glaeba schicken. Vielleicht wusste der Erste Spion des Königs, ob man der torlenischen Kaisergattin trauen konnte oder nicht.
10
Das Verborgene Tal erwies sich als alles, worauf Warlock zu hoffen gewagt hatte, während es zugleich ganz anders war, als er erwartet hatte. Es war ein kleines Tal, etwa acht Meilen vom Herrenhaus des Grafen von Summerton entfernt, mit fruchtbarem Boden, großem Wildreichtum und mehreren hundert Crasii von jeder Art, die Warlock bekannt war.
Aleki Ponting hatte Warlock und Boots der Obhut eines großen Caniden namens William Phydeau übergeben. Er leitete das Lager und war für die Ausbildung der Arks verantwortlich, die hier eine Heimat gefunden hatten. Anders als Warlock vermutet hatte, wurden sie jedoch nicht als Krieger geschult, sondern als Spione. Die Bruderschaft des Tarot brauchte Crasii, die sich unauffällig in die Gefilde der Macht und wieder heraus schleichen konnten. Der Grund lag auf der Hand - wenn man nach Gezeitenfürsten suchte, während die Flut stieg, waren die Gefilde der Macht der Ort, wo sie mit größter Wahrscheinlichkeit zu finden waren.
Warlock hatte über das Lager wenig zu klagen. Ihm und Boots war eine Schlafstätte in einer kleinen Hütte im Canidenbereich des Tales zugewiesen worden. Die anderen Bewohner hatten angenehm wenig Aufhebens um ihren Empfang gemacht. Das Essen war einfach, aber reichlich, und es gab ständig etwas Neues über die Gezeitenfürsten oder den Umgang mit ihnen zu lernen. Sie wurden in alle Tricks eines scheinbar unterwürfigen Auftretens eingeweiht, besonders wichtig, wenn man an einem freien Naturell litt. Sie lernten, wie man geheime Nachrichten beförderte, wie man einfache Verschlüsselungen schrieb und entzifferte und schließlich die ganze Prozedur der Parolen, mit denen sich Arks, die für die Bruderschaft arbeiteten, einander zu erkennen gaben.
Das Wetter war warm, die anderen Crasii scherten sich nicht darum, dass er ein Ex-Sträfling war, und Boots behandelte ihn wie einen Freund, was - angesichts ihrer früheren Intimitäten und der dann folgenden Gereiztheit - mehr war, als er erwartet hatte. Canidenfrauen waren für ihre wankelmütige Natur bekannt. Ihm war unklar, was ihren Gesinnungswandel verursacht hatte, bis sie ihm eines Abends beim Essen ganz trocken sagte, dass sie schwanger war.
Obwohl ihr Benehmen darauf schließen ließ, dass sie sich dem anstehenden Mutterglück eher fatalistisch unterwarf, als ihm in glücklicher Erwartung entgegenzufiebern, war sie von da an nicht bloß freundlich, sondern geradezu liebevoll. Ob er wollte oder nicht, sie war jetzt seine Gefährtin. Dass er überhaupt eine hatte, musste Warlock erst mal verarbeiten, ganz zu schweigen von der Vorstellung, in einigen Monaten Vater zu werden.
So hatte Warlock im Grunde nur eine Sorge. Bei seiner Ankunft im verborgenen Tal hatte Phydeau ihm verkündet, dass er seinen Namen ändern müsse.
»Ich bin Warlock«, hatte er erwidert. »Aus Bella, von Segura. Ich brauche keinen anderen Namen.«
»Dein Name brandmarkt dich als unter den Menschen stehend«, war Phydeaus Antwort gewesen. Er war ein großer, zottiger Canide mit dunkelbraunem Pelz, durch den etliche Narben schimmerten und davon zeugten, dass er nicht kampflos ins Verborgene Tal gefunden hatte. Er war Fährtensucher gewesen wie die anderen Arks in ihrer Hütte. Er hatte seinen Herrn umgebracht, als der ihm befahl, einen anderen Crasii in Stücke zu reißen, der auf einer Wochenendjagd die Beute hatte entkommen lassen. Ob er ein waschechter Ark war -also einer, der einem Unsterblichen
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