Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
könnte in Gefahr sein?«
Declan zuckte die Achseln und wünschte, Tiji wäre nicht so fixiert auf seine Beziehung zu einer Freundin aus der Kindheit. »Arkady kann selbst auf sich aufpassen. Sie hat schon mindestens vier Gezeitenfürsten die Stirn geboten.«
»Jaa ... eigentlich komisch, nicht?«, merkte Tiji grüblerisch an und wandte sich zur Tür.
Ihm gefielen Tijis Ton und ihre Andeutung nicht. »Was soll das heißen?«
Tiji hielt inne, eine Hand auf dem Türknauf, die sofort einen kupfernen Schimmer annahm. »Es ist nur so, dass deine Liebste Jaxyn, den Fürst der Askese, mehr als ein Jahr lang als Gast unter ihrem Dach hatte, Declan. Dann hat sie Diala, die Hohepriesterin, mit offenen Armen in ihrem Heim willkommen geheißen. Und dann ... ja richtig, dann floh sie mit dem unsterblichen Prinzen in die Berge. Wenn du glaubst, dass sie da nur über die schöne Natur geplaudert haben, bist du wirklich ein Idiot. Und während sie so in den Bergen spazieren gehen, schneien sie mal zufällig bei Maralyce, der Sucherin, vorbei. Und jetzt, ganz zufällig, stolpert sie über Kinta, den Wagenlenker? Du bist der Erste Spion, Declan, sag mir, sehen wir hier ein Muster?«
Er lächelte über den Aberwitz dessen, was sie andeuten wollte. »Du glaubst, Arkady steht mit den Unsterblichen im Bunde?«
»Wenn nicht, dann zieht sie sie jedenfalls an wie ein Magnet Eisenspäne«, warnte Tiji mit grimmiger Miene. »Wenn du den Gezeitenfürsten eine Falle stellen willst, Declan, brauchst du vielleicht gar keinen komplizierten Plan, sondern einfach nur Arkady Desean als Köder.«
15
Ungeachtet Declan Hawkes' eindringlicher Warnungen, was alles passieren konnte, wenn er in den Dienst der Kronprinzessin Kylia trat, stieß Warlock nichts Schreckliches zu, als er zum Palastpersonal kam. Jaxyn befahl ihm weder, einen anderen Crasii zu ermorden, noch, ein Kleinkind in mundgerechte Stücke zu zerteilen. Er erlitt keinerlei Schreckensschicksal, wie es Tiji und der Erste Spion ihm ausgemalt hatten. Die Kronprinzessin hatte gelächelt und hocherfreut in die Hände geklatscht, als Lord Deryon verkündete, Lady Ponting habe ihr und ihrem Gatten Prinz Mathu ein verspätetes Hochzeitsgeschenk in Gestalt dieses Crasii-Sklaven gesandt, der außerordentlich gut ausgebildet sei. In einer Begleitnote habe Lady Ponting geschrieben, dass sie hoffte, er werde ihnen gute Dienste leisten, und er sei gewisslich eine wertvolle Bereicherung ihres Personals.
Die meiste Zeit über schenkte Diala ihrem neuen Sklaven wenig Beachtung. Sie hatte genug damit zu tun, für ihre neuen Schwiegereltern, den König und die Königin von Glaeba, die naive Prinzessin zu spielen. Ihr blieb wohl einfach nicht die Muße, einen unbedeutenden Caniden zu quälen. Natürlich wusste - mit Ausnahme des Ersten Spions und des königlichen Sekretärs - keiner von den Menschen, die sie umgaben, dass die siebzehnjährige Prinzessin Kylia in Wahrheit eine zehntausend Jahre alte Unsterbliche war, der Bruderschaft als die Hohepriesterin bekannt und für ihre Kumpane Diala, die Lakaienmacherin. König Enteny und Königin Inala hatten keinen Grund, die Frau ihres Sohnes zu verdächtigen, dass sie etwas anderes war als das, was sie zu sein schien -jung, verliebt und ganz euphorisiert davon, mit ihrem neuen Mann im königlichen Palast zu leben. Es erstaunte Warlock, dass niemand sie durchschaute. Für Crasii - deren Rasse von den Unsterblichen erschaffen war, weshalb sie sie schon immer drei Meilen gegen den Wind riechen konnten - war jedes Wort, das sie von sich gab, falsch, jedes Lächeln zynisch, jede Tat gespielt. Wenn sie an Prinz Mathus Arm hing, über seine Witze lachte und mit großen, anhimmelnden Augen zu ihm aufsah, sah Warlock keine junge verliebte Frau. Er sah ein übles manipulatives Miststück, das einen weitgehend anständigen jungen Mann missbrauchte, um sich mit ihm zu amüsieren.
Die Gegenwart des Gezeitenfürsten Jaxyn war allerdings wesentlich härter zu verdauen. Er posierte als Bevollmächtigter des Fürsten von Lebec am königlichen Hof und bemühte sich sehr darum, Prinz Mathus neuer bester Freund zu sein. Das brachte ihn in ständige Nähe zu Diala und dem jungen und leichtgläubigen Prinzen. Wenn Jaxyn nicht mit den anderen Höflingen Karten spielte oder mit den Hofdamen Krocket auf dem königlichen Rasen, schleuste er Mathu heimlich aus dem Palast, um einen Hahnen- oder Bärenkampf zu besuchen und vielleicht ein schräges Bordell oder zwei als
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