Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Majestät«, fügte Jaxyn hinzu. »Ihr solltet ihn nicht verurteilen, nur weil er jetzt noch ein wenig Freiheit wünscht.«
»Wenn er erst Vater ist?«, wiederholte die Königin mit hochgezogener Augenbraue. »Planst du, uns etwas bekannt zu geben, Mathu?«
Mathu sah überrascht Kylia an. »Ich weiß nicht, gibt es etwas bekannt zu geben?«
»Noch nicht«, antwortete die junge Prinzessin mit einem scheuen Lächeln. »Aber wir üben viel, also vielleicht bald ...«
Als Warlock die Menschen so vertraut miteinander sprechen sah, als ob gar keine Crasii vorhanden wären, war er vor allem beeindruckt, wie lässig die Unsterblichen logen, wie leicht es ihnen fiel, in die Haut ihrer gestohlenen Identitäten zu schlüpfen. Sie zögerten nie, und sie waren nie unentschieden. Wenn Warlock nicht gewusst hätte, dass jedes Wort, das aus Jaxyns oder Dialas Mund kam, eine Lüge war, er wäre genauso auf sie hereingefallen wie die Königin und Prinz Mathu.
Ich muss unbedingt Declan Hawkes berichten, rief er sich ins Gedächtnis, während Kylia mit Prinz Mathu flirtete und Jaxyn sich damit amüsierte, die Königin zu foppen.
Seit Jaxyn die Identität der Unsterblichen preisgegeben hatte, die Prinzessin Kylia verkörperte, war Warlock noch nicht dazu gekommen, die Nachricht weiterzugeben. Tatsächlich hatte er seitdem praktisch ununterbrochen gearbeitet, und niemand kümmerte sich darum, Sklaven eine Pause zu gewähren, wenn sie nicht wenigstens ernstlich krank waren.
Warlock drückte wehmütig den Griff des Schlägers und fragte sich, ob er es arrangieren konnte, eine Botschaft an den Ersten Spion abzusetzen, wenn er das nächste Mal in die Küche geschickt wurde. Vielleicht würde er Tiji über den Weg laufen. Er kannte ansonsten keinerlei Arks im Palast, und er war auch ziemlich sicher, dass es keine gab. Bestimmt wäre er sonst nicht über die Identitäten der anderen im Unklaren gehalten worden. Arks waren selten, das war es ja, was ihn und Boots für die Bruderschaft so wertvoll machte.
Wenn Declan Hawkes über mehr Arks verfugte, räsonierte Warlock, hätte er den ganzen Palast mit ihnen gespickt.
Und vielleicht wäre es mir dann erlaubt, nach Hause zu Boots zu gehen.
Das waren jedoch alles nur Spekulationen. In der Erwartung, dass die Menschen ihr Spiel wieder aufnähmen, stand Warlock im feuchten Gras und stellte sich vor, er hätte die Macht, die Welt vor den Verwüstungen zu retten, die diese Gezeitenfürsten über sie bringen würden, wenn ihre Kräfte zurückkehrten.
Und selbst wenn er sie nicht aufhalten konnte, musste doch die Bruderschaft noch etwas in petto haben - so sagte er sich, und davon versuchte er sich selbst zu überzeugen -, irgendeine Möglichkeit, diese gefühllosen Bestien daran zu hindern, Amyrantha ein weiteres Mal zu zerstören.
Als sich diese Gedanken als zu deprimierend erwiesen, versuchte er sich aufzuheitern, indem er sich vorstellte, wie seine Kinder aussehen würden, wenn sie geboren waren.
16
Es geschah nicht oft, dass Tilly Ponting nach Herino kam, um Declan Hawkes zu besuchen. Zwar unterhielt sie ein Stadthaus, doch das benutzte vor allem ihr Sohn, wenn er in der Hauptstadt war, um Geschäfte zu regeln, die sein Anwesen betrafen.
Die Hochzeit der Nichte des Fürsten von Lebec mit dem Kronprinzen von Glaeba war natürlich Grund genug gewesen, sich eine Weile in Herino aufzuhalten, fern von ihrem Wohnsitz in Lebec. Die Regel war jedoch, wenn man Lady Ponting sehen wollte, besuchte man sie, und nicht umgekehrt.
Als Declan ihre Vorladung erhielt - denn eine Einladung zur Wächterin der Überlieferung trug unweigerlich den Charakter einer Vorladung -, befand er sich immer noch im inneren Zwist über die Frage, was jetzt wichtiger war: Sollte er nach Norden gehen und sich mit eigenen Augen überzeugen, inwieweit die Kaiserin über die fünf Reiche und ihre Sprösslinge sich dort einzunisten gedachten? Oder sollte er diesen Plan aufgeben und nach Süden reisen, um Arkady zu warnen, dass die kaiserliche Gemahlin, ihre neue beste Freundin, die verkleidete Unsterbliche Kinta war?
Egal, wie oft er es Tiji gegenüber geleugnet hatte, sie hatte ihn nur zu gut verstanden. Ganz gleich, wie nahe liegend es war, erst in den Norden nach Caelum zu gehen, verspürte er ein wildes Verlangen, zu Arkady zu stoßen. Declan hatte sie schon einmal im Stich gelassen, als sie noch Kinder waren. Er war entschlossen, dies kein zweites Mal zu tun.
Jetzt hoffte er, Tillys unerwartetes Eintreffen
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