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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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kaltes Wasser ins Gesicht.
    Anscheinend stellte das seine Lebensgeister so weit wieder her, dass er mitbekam, was um ihn herum vorging. Nur mit den langen Unterhosen bekleidet, in denen er geschlafen hatte, stolperte er in den Salon und blinzelte im hellen Sonnenlicht zu Jaxyns regloser Gestalt auf dem Balkon hinüber.
    »Was ist denn los?«, fragte er. Warlock folgte dem Prinzen in den Salon und trug ihm Hemd, Beinkleider und Stiefel nach.
    »Ein Unwetter zieht auf«, erwiderte Jaxyn, den Blick unverwandt zum Himmel gerichtet.
    Die Wolken schienen jetzt schneller zu ziehen. Warlock fragte sich, ob er sich das nur einbildete, aber fast sah es so aus, als ballten sie sich willkürlich über dem See zusammen.
    »Gezeiten, wollten wir nicht heute auf den See rausfahren oder so was?«, murmelte Mathu und schnappte sich das Hemd, das Warlock ihm hinhielt. Unbeholfen mühte er sich hinein. »Ich schätze, Mutter ist schon fuchsteufelswild.«
    »Begeistert war sie nicht gerade«, meinte Jaxyn. »Aber an Eurer Stelle würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Ich habe das Gefühl, dass sie früher zurückkommen als geplant.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte Mathu und knöpfte sich das Hemd zu.
    »Spürt Ihr es nicht?«
    Der Prinz zog eine Grimasse. »Mein Schädel fühlt sich an, als ob eine Blaskapelle darin probt, Jaxyn«, klagte er und ergriff die Beinkleider, die Warlock ihm hinhielt, ohne den Crasii anzusehen. »Das ist so ziemlich alles, was ich spüre.«
    Jaxyn warf einen Blick über die Schulter und lächelte flüchtig. »Da ist ein Unwetter im Anzug. Ein gewaltiges.«
    Mathu bemerkte das Lächeln seines Kameraden nicht, denn er war zu sehr davon in Anspruch genommen, sich in seine Beinkleider zu strampeln. »Woran seht Ihr das?«, fragte er und hüpfte auf einem Bein.
    Das fragte sich auch Warlock. Aber dann warf er einen Blick auf den Himmel und sah, wie die Sonne vollends hinter Wolken verschwand, die sich unnatürlich schnell zu massiven Wolkenbänken auftürmten. Die ungute Ahnung, die er schon auf dem Weg in den Palast gehabt hatte, vertiefte sich zu einer fast greifbaren Angst. Das Licht schwand so schnell, dass es sogar Mathu auffiel.
    Er knöpfte seine Beinkleider zu und tappte barfuss auf den Balkon hinaus. »Gezeiten! Seht Euch nur den Himmel an!«
    »Da kommt was Gewaltiges«, bemerkte Jaxyn sanft.
    Er steckt dahinter, erkannte Warlock in urplötzlichem Begreifen. Jaxyn beeinflusst die Gezeiten. Er ist es, der das Unwetter heraufbeschwört.
    Warlock brauchte ein Weilchen, um dahinterzukommen, warum der Gezeitenfürst sich die Mühe machte, jetzt ein Unwetter heraufzubeschwören, wo doch der, auf den er es abgesehen hatte, hier neben ihm stand, sicher wie in Mutters Schoß, und seine unsterbliche Spießgesellin draußen auf dem See war ...
    Gezeiten! Jaxyn hatte es überhaupt nie auf Prinz Mathu abgesehen. Sondern auf den König und die Königin!
    Mit aller Selbstbeherrschung, die ihm zu Gebote stand, blieb Warlock reglos stehen und hielt Prinz Mathus Strümpfe und Stiefel fest.
    Ihr wollt, dass ich mich wie ein Crasii verhalte, erinnerte er sich an sein Gespräch mit Declan Hawkes, als er und Tiji nach Herino kamen. Ich befolge fraglos jeden Befehl der Unsterblichen, selbst wenn es bedeutet, einen unschuldigen Crasii zu töten.
    Selbst wenn es bedeutet, zehn Unschuldige zu töten, hatte Declan erwidert und ihn in den Palast geschickt.
    Sein Herz hämmerte ihm wild gegen die Rippen. Warlock erkannte, dass die Prüfung, vor der Declan Hawkes ihn gewarnt hatte, ganz anders ausfiel, als sie beide es sich vorgestellt hatten. Der Erste Spion des Königs hatte über den Mord an Crasii gesprochen, der notfalls in Kauf zu nehmen sei. Unbedeutenden Sklaven, deren Tod im größeren Zusammenhang wenig bedeutete. Selbst Warlocks erster Verdacht, dass Jaxyn in den Palast zurückwollte, um den Prinzen zu ermorden, schien auf einmal vergleichsweise leichter zu handhaben. Dagegen hätte Warlock zumindest mit dem Mut der Verzweiflung einschreiten können. Er war rein körperlich stärker als Jaxyn, er hätte ihn vielleicht irgendwie bremsen oder notfalls genug Lärm schlagen können, dass die Wachen aufmerksam wurden.
    All das war jedoch nutzlose, müßige Spekulation. Er stand hier, weil die Bruderschaft des Tarot jemanden in unmittelbarer Nähe der Unsterblichen brauchte, und irgendwie war Warlock diese Aufgabe zugefallen. Wir müssen herausfinden, was sie planen. Das kann nur gelingen, wenn wir jemanden

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