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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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konnte sie gar nicht. Aber König und Königin waren sterbliche Menschen und konnten es allemal.
    Jaxyns Plan war von geradezu atemberaubender Durchtriebenheit, erkannte Warlock, als er erst einmal so weit gekommen war. Seine rennenden Füße machten schmatzende Geräusche auf dem halb überfluteten Kiesweg, der vom Palast zur Landestelle führte. Erst schickt er Kylia auf die Barke — sie, die den Crasii alles Mögliche befehlen kann und dabei selbst von allen Gefahren unbedroht bleibt. Dann inszeniert er einen grauenhaften Unfall in einem willkürlich heraufbeschworenen Unwetter. Mathu, den unmittelbaren Thronfolger und Kylias Gemahl, hält er von der Katastrophe fern, damit er sie überlebt und zum Marionettenkönig von Glaeba gemacht werden kann.
    Jetzt wurde auch klar, warum Jaxyn so häufig mit dem Prinzen ausgegangen war. Die Säumigkeit des jungen Prinzen, die zur Folge hatte, dass er beim Familienausflug auf der Barke gefehlt hatte, würde im Nachhinein völlig unverdächtig wirken.
    Und so wie sie es eingefädelt haben, wird niemand je auf die Idee kommen, dass der plötzliche und unerwartete Tod des glaebischen Königspaares kein tragischer Unfall war.
    Als Warlock endlich am Landesteg eintraf, entdeckte er, dass die Befehle des Kronprinzen hinsichtlich der königlichen Barke überflüssig waren. Die Männer am Kai hatten die Gefahr schon kommen sehen, lange bevor der verkaterte Prinz überhaupt daran gedacht hatte, etwas zu unternehmen.
    Wie Jaxyn vorhergesagt hatte, hielt die Barke wieder aufs Ufer zu. Auf der unruhigen Oberfläche des Sees wurde sie hin und her geworfen wie ein Spielzeugschiff in einem Badezuber. Die Amphiden, die sie gen Ufer zogen, kämpften verzweifelt gegen die Wellen an, die das Schiff immer wieder fast umwarfen, sodass es auf einem unwägbaren Schlingerkurs dahintrieb. Die ersten großen Brecher hatten mehrere der Crasii, die dem Schiffsrumpf am nächsten waren, zerschmettert. Nun hingen sie schlaff und nutzlos im Geschirr und behinderten die Anstrengungen ihrer Gefährten, die wild krängende Barke unter Kontrolle zu bekommen.
    Warlock kam schliddernd zum Stehen, als die Barke voller verängstigter Passagiere gerade einen zweiten Anlegeversuch machte. König und Königin konnte er an Deck nicht ausmachen, aber es war möglich, dass man sie zu ihrer eigenen Sicherheit unter Deck geschickt hatte. Doch Warlock vernahm die Schreie der Insassen über all den Lärm hinweg - durch das erbarmungslose Rauschen des Regens, die panikerfüllten Rufe der Schiffer auf dem Landesteg, die das Anlegemanöver

der Barke zu unterstützen versuchten, und das unablässige Grollen und Krachen des Donners.
    »Sie täten besser daran, wieder raus in tieferes Wasser zu fahren!«, schrie jemand neben ihm. »Sie müssen das Ende des Unwetters abwarten, bevor sie es wieder versuchen! Wer ist an Bord?«
    Warlock drehte sich um. Ein großer, grauhaariger Mann war neben ihm stehen geblieben, bis auf die Haut durchnässt wie Warlock selbst. Er wusste, wer das war, obwohl man sie einander nie offiziell vorgestellt hatte. Daly Bridgeman, Declan Hawkes' Vorgänger. Der alte Mann war nach Herino zurückgekehrt, um übergangsweise Declans Pflichten zu übernehmen, weil der wegen irgendeiner Familiensache die Stadt hatte verlassen müssen, die Einzelheiten kannte wohl nicht einmal Prinz Mathu. Er hatte nur eine Bemerkung darüber fallen lassen, dass Hawkes ja des Öfteren einfach abtauchte, und keinen weiteren Gedanken an den Ersten Spion verschwendet.
    Aber hier stand ein Mann, der vielleicht in der Lage war, etwas zu tun, dachte Warlock, wenn er sich auch nicht vorstellen konnte, was.
    »Der König und die Königin sind an Bord, Sir!« Warlock musste brüllen, um sich Gehör zu verschaffen. Er fügte nachträglich hinzu: »Und die Kronprinzessin!«
    Ehe Bridgeman antworten konnte, machte die Barke erneut einen schlingernden Satz vorwärts, und dieses Mal prallte sie auf den hölzernen Anlegesteg, der unter der Wucht des Stoßes zerbarst. Mehrere Männer wurden ins Wasser geschleudert, und Warlock zuckte zusammen, als die hungrigen, tobenden Fluten sie verschlangen wie Leckerbissen, die man ihnen eigens zum Fraß vorgeworfen hatte. Das Krachen des splitternden Holzes übertönte einen Augenblick lang fast den Donner, und niemand beachtete die Todesschreie der Amphiden, die zwischen dem hölzernen Kai und dem massiven Gewicht der Barke zerquetscht wurden. Warlock wollte ihnen zu Hilfe eilen - niemanden schien zu

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