Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
zu erfinden. »Mir ist nur gerade etwas eingefallen, was ich hätte tun sollen, bevor ich heute Morgen aus dem Haus ging.«
    »So? Was denn?«
    Arkady zuckte die Schultern, was ihr die kurze Zeitspanne gab, die sie brauchte, um eine glaubhafte Entschuldigung zu improvisieren. Das fiel ihr nicht schwer. Sie war eine geübte Lügnerin. »Ich habe gestern eine neue Crasii aus der Heimat gesandt bekommen und Anweisung erteilt, dass ich sie heute Morgen treffe und in ihren Aufgabenbereich einführe. Und jetzt hab ich's doch glatt vergessen. Ich schätze, nun sitzt sie in meinem Salon und wartet auf mich.«
    »Da braucht Ihr Euch weiter keine Gedanken zu machen, meine Liebe. Es liegt ja in der Natur der Crasii, ihren Herren aufzuwarten.«
    »Mir ist aufgefallen, dass Ihr hier nicht viele Crasii-Bedienstete habt.«
    »Ich schätze, sie finden schon Verwendung«, meinte Chintara achselzuckend. Offensichtlich hatte sie nicht die Absicht, das Thema weiter auszuführen. »Also welche denn nun?«
    »Bitte, Mylady?«
    »Welche Seide? Bevor Eure Crasii zum wichtigsten Thema der Welt wurde, waren wir bei der Frage, für welchen Stoff ich mich entscheiden soll.«
    Pflichtbewusst wandte Arkady ihre Aufmerksamkeit wieder den Stoffballen zu. »Um ehrlich zu sein, Mylady, ich weiß nicht, ob es überhaupt einen Unterschied macht.«
    »Warum sagt Ihr das?«
    »Nun, wenn Ihr Euch nicht mit Eurem Gemahl trefft, dann werdet Ihr doch Euren Schleier tragen, oder nicht? Ihr könntet ein härenes Hemd und genagelte Stiefel anziehen, und Euer Freund würde es gar nicht bemerken.«
    Chintara schwieg einen Augenblick lang, dann zuckte sie die Schultern. »Es handelt sich um einen speziellen Anlass. Ich werde keinen Schleier tragen.«
    »In diesem Fall«, erwiderte Arkady und wählte ihre Worte mit großer Vorsicht, »solltet Ihr Euch fragen, wie er Euch wohl am liebsten im Gedächtnis behalten hat. Und ob Ihr ihn daran erinnern oder vielleicht lieber von etwas ablenken wollt, das womöglich schmerzhafte Erinnerungen in ihm wachruft.«
    Über Chintaras Gesicht huschte ein wehmütiges Lächeln. »Ihr seid eine sehr einfühlsame Frau, Arkady. Und Ihr habt eine treffende Beobachtung gemacht. Ich sollte wohl noch etwas darüber nachdenken, bevor ich mich entscheide.«
    »Nun, mir persönlich gefällt jedenfalls der grüne am Besten.« Arkady zeigte auf einen Ballen mit smaragdgrünem Stoff mit zierlichem goldenem Blumenmuster. Lässt du das Kleid für die Begrüßung deines unsterblichen Herrn und Meisters anfertigen, wenn er zurückkehrt? Sie sprach es nicht aus, aber das war es, was sie eigentlich wissen wollte.
    Verstohlen sah sich Arkady im Raum um, aber natürlich war von Tiji keine Spur zu sehen. Sie musste die Crasii finden, musste dringend mit ihr reden. Sie brauchte unbedingt Gewissheit, ob Chintara wirklich Kinta war.
    Denn eines wurde Arkady in diesem Augenblick klar: Wenn diese Frau in Wahrheit die legendäre unsterbliche Kriegerin Kinta war, fügte sich mit einem Mal alles ins Bild. Chintaras Herr und Meister war nicht der Jüngling, den Stellan beschrieben hatte. Vielmehr traf sie Vorbereitungen für die Rückkehr ihres Geliebten, des Gezeitenfürsten.
    Dann musste Arkady nur noch ermitteln, welcher Gezeitenfürst es war, den sie erwartete.
    Brynden, der Fürst der Vergeltung?
    Oder Cayal, der unsterbliche Prinz?

25
     
     
    Als Warlock und Jaxyn Prinz Mathus Suite im königlichen Palast von Lebec erreichten, zeigte Lord Aranville allenfalls ein halbherziges Interesse daran, den Prinzen aus dem Bett zu holen. Er schüttelte Mathu kurz wach und bemerkte ohne großen Nachdruck, er solle besser aufstehen, da der König schon verärgert sei. Dann befahl er Warlock, dem Prinzen etwas zum Anziehen zu bringen. Doch der Gezeitenfürst hielt es wohl nicht für nötig, selbst im Schlafzimmer des Prinzen zu bleiben. Stattdessen ging er hinüber in den Salon und öffnete die Flügeltüren zu dem Balkon mit Blick über den See.
    Warlock bemühte sich, Jaxyn im Auge zu behalten, während er dem Prinzen hastig passende Kleider für einen Ausflug auf dem See heraussuchte. Der Tag war hell und freundlich, und der Wind jagte weiße Wolken über den ansonsten blauen Himmel, sodass der Sonnenschein unberechenbar aufleuchtete und wieder verschwand.
    Der Unsterbliche blieb lange auf dem Balkon stehen, unbeweglich wie eine Statue. Im Nebenzimmer rieb sich Prinz Mathu fluchend die Augen, quälte sich aus dem Bett, schlurfte zur Waschschüssel und spritzte sich

Weitere Kostenlose Bücher