Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
selbst, wie er als Kind gewesen war. Und sie wusste, dass er sie liebte.
Auch das wusste sie schon, seit sie acht Jahre alt war.
»Manchmal bist du einfach unmöglich«, warf sie ihm vor und wusste genau, dass ein strenger Blick von ihr absolut nichts bewirken würde.
Sanft zog er sie wieder näher. »Aber es tut mir wirklich leid, Kady …«
»Nenn mich nicht so.«
»Kady? Warum nicht?«
»Das war mein Sklavenname.«
Er umschlang sie und küsste sie erneut, lange und sehnsüchtig, und dieses Mal versuchte Arkady nicht, sich zu wehren. Sie schloss die Augen und überließ sich der glückseligen Illusion, dass in Declans Armen nichts auf der Welt ihr je wieder wehtun konnte.
»Es ist mir egal, ob man dich gebrandmarkt hat, Kady. Du bist nie eine Sklavin gewesen«, sagte er sanft, als sie seufzend ihren Kopf an seine Brust lehnte.
Sie lächelte und genoss das Gefühl, von einem Mann umarmt zu werden, den sie nicht nur liebte, sondern, was noch wichtiger war, dem sie vertraute. »Das war nicht gerade das, was mir durch den Kopf ging, wenn ich auf Händen und Knien –«
»Du brauchst nichts zu erklären, meine Geliebte.«
»Was ich sagen wollte, war: die Fußböden schrubben musste.« Sie lehnte sich in seinen Armen zurück. »Du hast eine schmutzige Fantasie, Declan Hawkes.« Sie legte ihm beide Arme um den Hals, schaute ihm ins Gesicht und wunderte sich über sich selbst. Gezeiten, warum habe ich nur mein halbes Leben damit verbracht, den einzigen Mann, den ich je wirklich geliebt und dem ich immer vertraut habe, auf Distanz zu halten?
»Verzeihst du mir, Arkady?«
»Verzeihst du mir?«, fragte sie zurück und forschte in seinem Gesicht, ob er es ihr bloß recht machen wollte, ihr nur sagte, was sie hören wollte, um einen unangenehmen Streit hinter sich zu lassen. Sie kannte ihn gut genug, um ihm auch so etwas zuzutrauen.
»Es gibt nichts zu verzeihen.«
»Nicht einmal Cayal?«
Für einen flüchtigen Augenblick glaubte sie ein Aufglimmen von Zorn in seinen Augen zu sehen, vielleicht sogar Eifersucht, aber es war so schnell vorbei, dass Arkady es kaum richtig erfassen konnte. Sie hoffte, er würde das überwinden. Denn sie würde nie erklären können, was sie für Cayal empfand, außer der Erkenntnis, dass sie sich in Cayals Armen keinen Augenblick sicher gefühlt hatte. In einem Zustand ständiger Gefahr zu leben mochte kurzfristig einen gewissen Kitzel haben, doch es war nicht die Art, wie sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte.
»Cayal wird zwischen uns kein Problem mehr sein, Arkady«, versprach er. »Nie wieder.«
Das war nun allerdings eine sehr kühne Aussage. Arkady wollte diesen Augenblick, diesen Wendepunkt in ihrer Beziehung nicht kaputtmachen, indem sie Erbsen zählte, aber …
»Declan …«
Er legte seinen Finger auf ihre Lippen und schüttelte den Kopf. »Nein. Sag es nicht. Dies ist ein Neubeginn. Du bist frei – von der Sklaverei, von Stellan, von allem. Und ich auch. Ich liebe dich, Arkady. Das habe ich immer getan, und ich werde es tun, bis ich sterbe …«
»Bis du was?«
Er lächelte. »Unpassende Wortwahl.«
Sie streckte die Hand aus, um seine Wange zu berühren. Seine Haut fühlte sich rau unter ihren Fingern an, und da war ein dunkler Hauch von frischen Bartstoppeln, die in den letzten Tagen nicht gewachsen zu sein schienen. »Schon gut, Declan. Ich verstehe.«
Er drückte sie an sich und küsste sie wieder – wie ein Liebhaber, nicht wie ein Freund – und hielt sie anschließend lange Zeit schweigend im Arm. Sie schloss wieder die Augen, lauschte dem deutlichen Schlagen seines Herzens und wünschte, dieser Augenblick ließe sich destillieren und für kommende Tage abfüllen, damit sie ein Schlückchen davon kosten konnte, wann immer sie eine Dosis purer Glückseligkeit brauchte.
»Ich weiß nicht, was als Nächstes kommt, Arkady«, sagte er, seine Lippen in ihrem Haar vergraben. »Ich weiß nicht, warum ich unsterblich wurde. Ich weiß nicht, ob es Zufall war oder ob es einem großen Zweck dient, der sich noch nicht offenbart hat. Ich weiß nicht, ob ich der Bruderschaft helfen kann oder ob ich das überhaupt will.« Er nahm sie bei den Armen und schob sie etwas zurück, um sie anzusehen. »Das Einzige, das ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich dich niemals wieder gehen lasse.«
»Das brauchst du auch nicht, Declan«, sagte sie und küsste ihn innig, um ihr Versprechen zu besiegeln. »Weil du recht hast. Wir haben die Möglichkeit für einen Neubeginn, wie
Weitere Kostenlose Bücher