Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
zu sein.«
»Würdet Ihr mir dann einen Gefallen tun?«
Nyahs Gesicht leuchtete erwartungsvoll auf. »Was soll ich für Euch tun?«
»Ich muss jemanden in den Crasii-Unterkünften besuchen.«
Sie sah ihn seltsam an. »Habt Ihr Freunde da unten?«
»Ich schulde jemandem einen Gefallen.«
»Na schön«, sagte sie. »Was soll ich also tun?«
»Begleitet mich. Ich habe keine Ausrede dafür, mich in den Sklavenunterkünften aufzuhalten, und ohne einen triftigen Grund würde ich auch gar nicht eingelassen. Ihr hingegen würdet überhaupt keinen Verdacht erwecken, wenn Ihr mich mit hinunter nehmt, um mir die Crasii-Welpen zu zeigen.«
»Tabithas Welpen?«, fragte sie mit leuchtenden Augen.
»Genau genommen ist sie es, die ich besuchen will.«
Nyah nickte begeistert und sprang von ihrem Platz auf. »Dann kommt. Lasst uns gehen.«
»Nyah, Liebes … wohin gehst du?«, fragte Jilna in einem Ton, der wenig Interesse an der Antwort verriet.
»Wir haben neue Welpen in den Crasii-Unterkünften«, sagte sie mit einem breiten Strahlen zu ihrer Mutter. »Ich nehme Stellan mit nach unten, um sie ihm zu zeigen.«
Tryan sah von seiner Unterhaltung mit Syrolee auf. »Ich bin sicher, Lord Stellan hat Besseres zu tun, als mit Crasii-Welpen zu spielen, Nyah. Lass ihn in Ruhe frühstücken.«
Stellan lächelte den Unsterblichen an und zuckte lässig die Achseln. »Es ist schon in Ordnung, Mylord. Es macht mir nichts aus, sie zu begleiten. Nyah sollte an solch einem Ort nicht allein sein, und sie ist ganz verrückt danach, die Welpen zu sehen.«
Syrolee bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick. »Ihr kommt sehr gut mit Kindern zurecht, Mylord, oder?«
»Ich mag Kinder über alles«, pflichtete er ihr bei und deutete eine kurze Verbeugung vor der Großherzogin von Torfail an.
»Nicht so gern wie junge Männer«, kalauerte Rance, knuffte seinen Bruder mit dem Ellbogen in die Rippen und kicherte. Prompt stimmten die beiden Männer ein zotiges Gelächter an. Stellan ignorierte sie. So würdevoll er konnte, wandte er sich ab, nahm Nyah an die Hand und verließ mit ihr den Speisesaal.
Nyah drückte aufmunternd seine Hand, sobald sie außer Hörweite waren. »Ich hasse die beiden.«
»Ich kann Euch versichern, dass sie auch nicht auf der Gästeliste meines nächsten Balls stehen«, stimmte Stellan ihr zu.
»Ich wünschte, wir könnten sie umbringen.«
Er lächelte ihr zu. »Ich glaube, es gibt eine Menge Leute, die gern einen Weg finden würden, genau das zu tun.«
»Glaubt Ihr, dass sie es schaffen?«
»Ich weiß es nicht, Nyah«, sagte er, als sie sich der Treppe zuwandten. »Das Einzige, was ich mit Gewissheit sagen kann, ist, dass wir nicht viel gegen sie ausrichten können. Wir sollten also die Leute unterstützen, denen wir tatsächlich helfen können, und uns wegen der anderen keine schlaflosen Nächte bereiten.«
Nyah lächelte ihn an. »Shalimar hätte jetzt bestimmt gesagt, dass das eine sehr philosophische Anschauung ist.«
»Shalimar war ja auch ein sehr weiser Mann.«
Da Nyah die Welpen zu sehen verlangte, fragte niemand nach, ob Stellan berechtigt war, sich in den Crasii-Unterkünften aufzuhalten. Eine weibliche Crasii mit schwarz-weißem Fell, deren Rute beim Gehen traurig herabhing, führte sie durch die verliesartigen Gänge. Stellan konnte nicht sagen, ob ihr der Besuch nicht benagte oder ob sie grundsätzlich bekümmert war. Wenn er an das gemütliche, dorfähnliche Ambiente dachte, das seine eigenen Crasii in Lebec bewohnt hatten, vermutete er eher Letzteres. Er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand, egal ob Mensch oder Crasii, in diesen düsteren Verliesen glücklich sein sollte.
»Tabitha und die Kleinen sind da drin«, sagte die Canide und deutete auf eine Zelle am Ende des Korridors. Dann, als wäre es ihr erst nachträglich in den Sinn gekommen, fügte sie hinzu: »Eure Hoheit.«
Nyah wartete, bis sie sich abgewandt und auf den Weg zurück durch den von Fackeln erleuchteten Gang gemacht hatte, ehe sie nach vorn hastete und die Zelle betrat. Stellan folgte ihr und kniff in der Dunkelheit ein wenig die Augen zusammen. Die besagten Welpen schliefen auf einem Fellhaufen gleich hinter der Tür, bewacht von ihrer Mutter – und vermutlich Warlocks Gefährtin – Tabitha Belle.
Die Canidenfrau blickte auf, als die beiden eintraten. Sie ignorierte Nyah, sprang dann jedoch plötzlich auf. »Euer Gnaden!«
Stellan hatte nicht erwartet, so ohne weiteres von einer Canide erkannt zu werden, die er noch
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