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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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nicht so wichtig. Beide Beweggründe würden zu mir passen. Die Ironie des Schicksals wollte es aber, dass sie die falsche Schwester erwischten. Sie hätten Lyna nehmen müssen. Sie hatte das Potenzial zur Unsterblichen, Taya nicht.
    Damals lebten Lukys und Coryna schon eine ganze Weile in der Gegend der Tintenfischbucht. Ihnen gehörte ein Großteil der Fischereiflotte, die hier ihren Heimathafen hatte, einschließlich Engarhods Schiff. Lukys trat – das alte Muster – mal wieder als Vater und Sohn auf. Er hatte die gesamte Bevölkerung überzeugt, dass er zwei verschiedene Leute war. Als er sich nach Jelidien einschiffte, um seine Theorien in der Praxis zu erproben, konnte er den Seeleuten mühelos ein Ammenmärchen auftischen: Er gab vor, er sei sein etwas weltferner älterer Sohn, mehr an Astronomie als an Geschäften interessiert. Das lieferte ihm zugleich den Vorwand, all die Messgeräte mitzunehmen, die er für den Übertragungsversuch brauchen würde, ohne dass Engarhod und seine Crew zu viele Fragen stellten.
    Ihr wisst natürlich, was dann geschah. Das Ganze endete in einer Katastrophe. Das gewaltige Quantum an Gezeitenenergie, die Lukys und Coryna gebündelt hatten, um ihr Bewusstsein aus ihrem Körper zu extrahieren, explodierte und zerschmetterte das Schiff. Taya starb als eine der Ersten. Engarhod überlebte, aber er wurde unsterblich, folglich war es unmöglich, Corynas Geist in seinen Körper zu übertragen. Corynas entleerter Körper versank mit dem Großteil des Wracks und war für immer verschwunden. Wenn ich es recht verstehe, treibt er noch immer irgendwo in den Tiefen der Südmeere, geistlos, gedankenlos und bar jeden Bewusstseins, eine unerschöpfliche Nahrungsquelle für jeden zufällig vorbeikommenden Raubfisch.
    Lukys war verzweifelt, als ihm klar wurde, was geschehen war. Er fürchtete, wenn er nicht sofort handelte, würde er nicht nur Corynas Körper, sondern auch ihren Geist verlieren. Und dann entdeckte er es – das einzige andere Geschöpf, das die Explosion überlebt hatte. Ausgerechnet eine Schiffsratte. Als nicht vernunftbegabte Kreatur besaß sie weder den Verstand noch den Willen, sich gegen eine Übertragung zu wehren. In seiner Verzweiflung und da er nichts mehr zu verlieren hatte, tat Lukys das Einzige, was ihm blieb – er stopfte Corynas schwindendes Bewusstsein in den Körper der Ratte.
    Das war die Geburtsstunde des unsterblichen Ratz Coron. Wir wissen nicht, warum genau die Ratte überlebte oder weshalb sie Unsterblichkeit erlangte. Vielleicht war es einfach einer von diesen Eins-zu-einer-Million-Zufällen, oder es war noch irgendein unbekannter Effekt im Spiel, den wir nie in Betracht gezogen hatten. Coryna jedenfalls hat noch genug Bewusstsein, um zu wissen, wer sie eigentlich sein sollte. Aber solange sie in Tiergestalt steckt, besitzt sie weder die Kraft noch die Fertigkeiten, nach dieser Einsicht zu handeln. Wenn sie gerettet werden soll, muss es einer von uns sein, der ihr hilft.
    Gefangen als Ratte kann Coryna sich nicht selbst helfen.
    Und jetzt erzähle ich euch, warum Lukys mit Maralyce’ Hilfe noch mehr potenzielle Unsterbliche gemacht hat und warum er sich einen Palast dicht am magnetischen Südpol von Amyrantha erbaute. Die Gezeiten bringen uns eine Königsflut. Vielleicht hat er die Absicht, sein Versprechen zu halten und deine jämmerliche Existenz zu beenden, Cayal – so wie er vielleicht alle Zusagen und Arrangements durchaus ernst nimmt, auf die er sich einlassen musste, um an sein Ziel zu gelangen. Aber das alles ist zweitrangig für ihn.
    Lukys hat einen frischen jungen Frauenkörper auf Abruf bereitstehen – eine potenzielle Unsterbliche –, und er hat im Laufe der Zeit genügend experimentiert, um sich des Erfolgs einigermaßen sicher zu sein. Coryna wird ungeduldig, also will er nichts dem Zufall überlassen. Um genug Macht zusammenzukriegen für all die Energie, die er braucht, um seine Geliebte wieder in einen menschlichen Körper zu bringen, versammelt er sämtliche Gezeitenfürsten, denen er halbwegs über den Weg traut. Und deshalb hat er auch mich aufgeweckt – obwohl er damit rechnen musste, dass ich stinksauer auf ihn bin, weil er mich damals eingefroren hat.
    Lukys kann Leute gut einschätzen. Ich würde keinen Finger krumm machen, um dir zum Tod zu verhelfen, Cayal – wenn das der einzige Grund für all die Mühe wäre. Aber um Coryna zurückzuholen – und um zu sehen, ob Lukys das wirklich zustande bringt –, ja, dafür nehme

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