Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Dann habe ich sie angerufen, um zu hören, wie es ihr geht. Wir kennen uns eigentlich nicht besonders gut, haben uns jedes Jahr vielleicht ein, zwei Mal gesehen, auf dem Weihnachtsfest und so. Aber ich habe gedacht, dass … Also, dass sie vielleicht nicht so viele … Und Svempa und ich kannten uns ja sehr gut. Also, von der Arbeit.«
»Ja?«
»Am Telefon hat Adrianti sehr niedergeschlagen geklungen. Sie war furchtbar traurig über das, was passiert war, und sie wusste nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Und die Kinder sind so gut wie aus dem Haus, und so weiter. Also habe ich es mit ein paar tröstenden Worten versucht, das erschien mir besser als nichts. Danach habe ich sie jeden Tag angerufen, immer zur selben Zeit, so gegen vier. In den letzten Tagen hat sie immer verzweifelter geklungen, und die Gespräche konzentrierten sich immer mehr auf Dewi, ihre leibliche Tochter. Sie ist offenbar schon seit Jahren auf Reisen, aber Adri ist immer mehr davon überzeugt, dass sie nicht mehr am Leben ist. Woher diese Idee auch immer gekommen sein mag.«
Sjöberg wurde von einem leichten Unbehagen befallen und begann sich ernsthaft zu fragen, wohin dieses Gespräch eigentlich führen würde.
»Ich hatte so großes Mitleid mit ihr, also habe ich mir überlegt, nach Älvsjö hinauszufahren und einen Abend mit ihr zu verbringen. Leider ist bislang nichts daraus geworden, aber heute habe ich Neuigkeiten, die sie hoffentlich ein bisschen aufmuntern werden. Nur leider geht sie nicht ans Telefon. Ich versuche schon seit über einer Stunde, sie zu erreichen, sowohl bei ihr zu Hause als auch auf dem Handy, aber sie antwortet nicht. Sie wusste, dass ich anrufen würde, wir haben gestern darüber gesprochen. Um ehrlich zu sein, ich mache mir ziemliche Sorgen, dass sie sich etwas angetan hat.«
»Es war richtig, dass Sie angerufen haben«, sagte Sjöberg. »Wir fahren direkt zu ihr. Vielen Dank.«
»Keine Ursache. Ich hoffe nur, dass ich mir zu Unrecht Sorgen gemacht habe. Auf Wiedersehen.«
»Einen Moment noch, bitte«, hielt Sjöberg sie in der Leitung, »welche guten Neuigkeiten hatten Sie denn für sie?«
»Dass Dewi lebt«, antwortete Kristina Wintherfalck.
Sjöberg spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte.
»Woher haben Sie diese Information?«, fragte er.
»Ein paar Freunde von mir, die seit Jahren bei der SEB in Singapur arbeiten, haben mir erzählt, dass Dewi in demselben Condo lebt wie sie. Sie haben sie vor ein paar Tagen noch gesehen.«
»Sie scherzen!«, rief Sjöberg aus. »Sind sich ihre Freunde da sicher?«
»Hundertprozentig. Sie kennen sie schon lange.«
»Kristina, ich möchte, dass Sie mir so schnell wie möglich eine SMS mit allen Details schicken. Wo in Singapur diese Wohnung liegt, die exakte Adresse, die Telefonnummern ihrer Freunde, und so weiter. Wie heißen sie?«
»Ingrid und Calle Håborg.«
»Und dann sagen Sie ihnen bitte nichts von diesem Gespräch. Und auch niemand anderem. Okay?«
»Kein Problem.«
»Vielen Dank. Ich melde mich wieder.«
Sjöberg beendete das Gespräch und begegnete drei neugierigen Augenpaaren.
»Dewi lebt«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
»Donnerwetter«, rief Andersson. »Und sie wohnt in Singapur?«
»Genau«, antwortete Sjöberg mit einem Nicken. »Und du, Loddan, wirst mich dorthin begleiten.«
»Klar«, sagte Andersson. »Ich bin dabei. Wann geht’s los?«
»So bald wie möglich. Schon heute Abend, wenn es geht. Du kümmerst dich um die Flugtickets und das Hotel.«
»So gut wie gemacht«, sagte Andersson und eilte lächelnd davon.
»Und wir«, wollte Westman wissen. »Sollen wir nach Älvsjö fahren und Adrianti Erlandsson vom Seil schneiden?«
»Aber wie der Blitz. Wenn sie nicht öffnet, geht ihr hinein. Ohne Durchsuchungsbefehl, es ist ein Notfall. Dann fahrt ihr weiter zu Staffan Jenner und holt ihn zur Vernehmung. Wo zum Teufel ist Hamad?«
»Er … hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen«, antwortete Westman. »Soll ich ihn anrufen?«
Sjöberg dachte einen Augenblick nach, bevor er antwortete.
»Ach, lass gut sein, dann ist er morgen wenigstens ausgeruht.«
»Was machen wir mit Jenner?«, wollte Sandén wissen. »Gehen wir bei ihm auch rein, wenn er nicht öffnet?«
»Auf keinen Fall. Bislang haben wir nichts gegen ihn in der Hand.«
»Verdacht auf Mord oder Anstiftung zum Mord?«, schlug Sandén vor.
»Reine Spekulation«, schnaubte Sjöberg.
»Und was machen wir morgen?«, fragte Westman.
»Ihr sucht das
Weitere Kostenlose Bücher