Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Sandén, »war es schließlich so, dass Lara Jenners Sommerkind war, dass Jenner Erlandsson zu diesem Obdachlosencamp begleitet hatte, in dem Rebecka Magnusson zum letzten Mal gesehen wurde, und …«
»… dass Jenner mit nach Roskilde gereist war, um Dewi nach Hause zu holen«, ergänzte Sjöberg. »Und danach war sie verschwunden.«
»Darf ich mich in die Unterhaltung einmischen?«, fragte Westman. »Ich habe über dieses Mädchen auf dem Fahrrad nachgedacht, das die Zeugin im Murgrönsvägen zusammen mit Lara kurz vor deren Verschwinden gesehen hatte. Lara, die durch das orange Regencape leicht wiederzuerkennen war, hatte ihr Fahrrad einem kleineren, blonden Mädchen geliehen. Dieses Mädchen hat man nie gefunden. Laut der Zeugenaussagen vom Sportplatz Mälarhöjden hatte sich die ganze Familie Erlandsson um circa zwanzig vor elf mit Lara unterhalten, nachdem sie dort eingetroffen war. Außer Ida, die krank zu Hause lag. Und aus irgendwelchen Gründen auch nicht mit Dewi, die allerdings dort war.«
Sjöberg hörte mit großem Interesse zu, ohne richtig zu begreifen, worauf sie eigentlich hinauswollte.
»Und wenn wir das alles vielleicht komplett falsch verstanden haben?«, fuhr Westman fort. »Möglicherweise hat Lara das Fahrrad gar nicht an ein kleineres Mädchen verliehen, sondern ihr Regencape an ein größeres? Zum Beispiel an Dewi.«
»Brillant, Petra«, sagte Sandén.
»Das kleine, blonde Mädchen auf dem Fahrrad war immer noch Lara«, verdeutlichte Andersson, vermutlich vor allem für sich selbst, »und neben ihr ging das größere Mädchen im Regencape. Das schwarze Haare hatte, aber das konnte die Zeugin nicht sehen, weil sie die Kapuze aufgesetzt hatte.«
»Aber was hat Dewi dort gemacht, sie war doch auf dem Fußballcamp?«, sagte Sjöberg nachdenklich.
»Sie musste wohl aus irgendeinem Grund nach Hause«, antwortete Petra. »Aber wie kommt es, dass niemand etwas bemerkt hat?«
»Vielleicht wollte sie nicht, dass irgendjemand es merkt«, murmelte Sjöberg. »Vielleicht hatte sie sich deswegen Laras Regencape ausgeliehen, obwohl es gar nicht mehr regnete.«
»Das heißt, dass Dewi unsere wichtigste Zeugin ist, wenn wir den Entführer von Larissa Sotnikova suchen«, stellte Andersson fest.
»Oder für den Fall, dass etwas passiert ist«, meinte Sjöberg. »Ein Unglück, vielleicht.«
Plötzlich kam ihm ein neuer Gedanke.
»Adrianti Erlandsson hat erzählt, dass Dewi fünfzehn Jahre alt war, als sie diesen Unfall hatte. Als sie unter die Waschmaschine kam und sich den Fuß brach. Sie hatte gerade ein Moped als Geburtstagsgeschenk bekommen. Dewi ist im Juli 1986 zur Welt gekommen, das heißt, im Juli 2001 ist sie fünfzehn geworden. Also kurz bevor Lara verschwand. Aber an dem Tag, als Lara zum letzten Mal gesehen wurde, war sie noch auf dem Fußballcamp, es muss also vor ihrem Unfall gewesen sein. Nehmen wir mal an, dass Lara durch Dewis Schuld zu Tode gekommen ist. Und kurze Zeit später hatte Dewi einen Unfall – vielleicht hat sie sich selbst bestraft? Dewi ist danach nicht mehr dieselbe gewesen, sie floh aus dem Land, sobald sie die Schule abgeschlossen hatte.«
»Wir müssen Lara Sotnikova finden«, stellte Westman fest.
»Wir müssen Dewi Kusamasari finden«, sagte Sjöberg.
»Dann finden wir vielleicht auch Rebecka Magnusson«, hoffte Andersson.
»Conny, wir müssen dieses Waldgebiet in Huddinge noch einmal durchsuchen«, sagte Sandén in einem fast befehlsartigen Ton. »Wir können etwas übersehen haben, wir waren vielleicht beide nicht richtig in Form …«
»Du hast recht«, sagte Sjöberg entschlossen. »Wir gehen morgen mit den Hunden in den Wald. Jetzt holen wir uns erst einmal Staffan Jenner und Adrianti Erlandsson zur Vernehmung.«
Das Telefon in seiner Hosentasche klingelte. Eine unterdrückte Rufnummer.
»Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern«, sagte die Stimme am anderen Ende, »aber ich arbeite bei der SEB am Kungsträdgården. Kristina Wintherfalck – wir haben letzte Woche miteinander gesprochen.«
»Natürlich«, sagte Sjöberg. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
»Ich habe angerufen, weil ich mir ein bisschen Sorgen mache. Das ist vielleicht eine übertriebene Reaktion, aber …«
»Kein Problem«, erwiderte Sjöberg freundlich. »Lieber eine Reaktion zu viel als eine zu wenig. Was ist passiert?«
»Tja, also nach unserem letzten Gespräch habe ich einen Kondolenzstrauß an Adrianti – also Svempas Frau – schicken lassen.
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