Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
wirklich dachte? Und die anderen Mädchen in der Mannschaft?
»War er hart zu euch? Streng? Oder war alles mehr ein Spiel?«
»Wir mussten hart trainieren. Aber das ist ja auch der Sinn der Sache. Dank ihm haben wir endlich gewonnen. Aber er hat auch viel Quatsch mit uns gemacht. Er war eigentlich ein ziemlich witziger Typ.«
Das Letzte sagte sie mit einem Lächeln, was in Sandéns Notizbuch ihre Gefühle für Erlandsson zusammenfassen durfte.
»Jetzt möchten wir noch ein bisschen allein mit deinem Vater sprechen. Könntest du dir vorstellen, diesem Zwerg dahinten so lange das Fußballspielen beizubringen?«
»Klar«, antwortete Josefin Siem, wandte sich Andersson zu und änderte plötzlich ihr ganzes Wesen. »Könnte ich ein Autogramm haben?«, fragte sie mit einem beinahe koketten Lächeln, aus dem der Ernst, der ihr Auftreten bislang geprägt hatte, spurlos verschwunden war.
Jetzt war sie wieder die unbekümmerte Dreizehnjährige, die sie vielleicht auch gestern noch gewesen war. Ihr Vater sah aus wie ein großes Fragezeichen, als er stumm beobachtete, wie ein lächelnder Odd Andersson kommentarlos seinen Namen auf ein leeres Blatt in seinem Notizblock kritzelte, es herausriss und dem Mädchen in die Hand drückte, worauf sie fröhlich zurück auf das Spielfeld lief.
»Was war das jetzt?«, wagte er nachzufragen.
»Nichts Ernstes«, antwortete Sandén und verpasste seinem Kollegen einen mitfühlenden Klaps auf die Schulter. »Andersson hat eine Vergangenheit in der Musikbranche. Jetzt wollen wir aber noch etwas mehr über den gestrigen Abend erfahren.«
Jan Siem atmete tief durch und tat, wie ihm geheißen.
»Die Pokerrunde hat ihre Kasse mit einem Essen im Långbro Värdshus verfeiert. Wir haben mit Schnaps und eingelegtem Hering angefangen und danach vom Grill gegessen und Rotwein getrunken. Anschließend gab es eine Nachspeise mit Kaffee und Cognac. Wir sind geblieben, bis sie gegen Mitternacht geschlossen haben, standen noch eine Weile draußen zusammen und haben geredet, bis sich alle auf den Heimweg machten. Ich bin alleine gegangen, die anderen drei sind in die andere Richtung aufgebrochen. Ich schätze, dass ich so um halb eins zu Hause war.«
»Wie hoch war die Rechnung?«, wollte Andersson wissen.
»Ungefähr 7478 Kronen.«
»Das haben Sie sich aber genau gemerkt.«
»Es war im Grunde mein Geld.«
»Soll das heißen, dass Sie ein schlechterer Pokerspieler sind als die anderen?«, warf Sandén mit dem Versuch ein, Siem ein wenig aus der Reserve zu locken.
»Nein, das heißt, dass ich im vergangenen Jahr nicht so viel Glück hatte. Im Jahr davor hat es ganz anders ausgesehen.«
»Aha, wie ist es denn damals ausgegangen?«, fragte Andersson.
»Ich musste so gut wie nichts bezahlen. Staffan und Lennart haben sich wohl die Rechnung geteilt.«
»Sieh da. Also musste Erlandsson damals auch nichts berappen.«
»Genau.«
»Gibt es da etwas, das Sie uns sagen wollen?«, hakte Andersson nach. »Wenn es so ist, dann sollte es am besten jetzt gleich passieren.«
»Sven-Gunnar Erlandsson wurde bekanntermaßen in den Kopf geschossen«, ergänzte Sandén. »Eine altbewährte Methode.«
Dieses Mal entschied Andersson, die etwas missdeutende Beschreibung nicht zu verbessern. Aber Siem hatte nichts hinzuzufügen.
»Ich antworte ausschließlich auf Ihre Fragen. Ohne versteckte Andeutungen, falls es das ist, was Sie meinen«, sagte er nur.
»Sie haben also bis Mitternacht Schnaps, Wein und Cognac getrunken, und dann haben Sie sich um –«
Sandén warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor eins.
»… acht? – ins Auto gesetzt. Wären Sie bei einer Alkoholkontrolle durchgekommen?«
Siem seufzte, verschränkte die Arme vor der Brust und sah aus wie die Karikatur eines schwedischen Fußballtrainers in stürmischem Wetter.
»Wir sind um halb neun gefahren. Außerdem habe ich nicht viel getrunken. Gerade weil ich heute Morgen mit dem Auto fahren wollte. Ich hatte schon vorher geplant, dass ich Josefin zum Fußball bringen würde.«
»Dann könnte man also sagen, dass die anderen Ihr Geld vertrunken haben?«
Jan Siem sah finster aus, aber inwieweit ihn die Fragen aus dem Gleichgewicht brachten, war schwer zu beurteilen. Er biss die Zähne zusammen, sodass die Konturen seines Unterkiefers deutlich im Gegenlicht hervortraten. Sandén musste an eine Comicfigur denken. Ein erster Liebhaber aus der Bravo .
»Wie gesagt, ich habe mich auch daran beteiligt. Ich habe es nur nicht in mich
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