Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Also, Erlandsson. Wir haben die Pokerkasse verfeiert, und er hat die Kasse verwaltet.«
»Und Sie? Hatten Sie auch dazu beigetragen?«
»In diesem Jahr nicht so viel, glaube ich. Ein paar hundert Kronen vielleicht. Janne Siem hatte wohl den größten Teil zu tragen.«
»Irgendwelche Ungereimtheiten?«, fragte Hamad.
»In welcher Hinsicht?«
»Dass jemand falsch gespielt hat?«
Ein unsicheres Lächeln huschte über Wiklunds Gesicht.
»Nein, wir spielen nur zum Spaß. Keine größeren Summen.«
»Wie groß war die Kasse?«
»Siebeneinhalbtausend ungefähr. Von vier Spielern in einem Jahr. Keine größeren Summen«, wiederholte er.
»Haben Sie sich auch außerhalb des Pokertischs getroffen?«, wollte Westman wissen.
»Staffan und Svempa haben sich öfter gesehen. Sie waren eng befreundet. Janne, Svempa und ich kannten uns über den Fußball. Meine Tochter spielt in derselben Mannschaft wie Jannes, aber sonst, privat sozusagen, haben wir uns nicht gesehen.«
»Sie haben also Kinder. Geschieden?«
»Ja. Deswegen wohne ich auch hier im Getto der Geschiedenen.«
»Und die ›Dame in der Dusche‹?«
»Eine Bekannte, wie ich schon sagte. Lotta?«, rief er noch einmal.
Und dieses Mal tauchte tatsächlich eine barfüßige Schönheit in einem viel zu großen Morgenrock in der Küchentür auf und schaute sie verwundert an. Sie sah etwa zwanzig Jahre jünger aus als Lennart Wiklund.
»Weißt du, wie spät es war, als ich heute Nacht nach Hause gekommen bin? Es ist wichtig.«
»Ich habe wirklich keine Ahnung. Aber ich glaube, es war halb zwei, als wir das Licht ausgemacht haben.«
»Es war also ungefähr viertel nach eins, als er nach Hause kam?«, mischte sich Westman ein. »Oder war es vielleicht viertel nach zwölf? Irgendeine Ahnung werden Sie doch haben?«
»Ich habe schon geschlafen«, antwortete die Frau treuherzig. »Wir haben dann noch ein bisschen geknepert, aber ich weiß nicht, wie lange.«
Westman spürte, wie Hamad Blickkontakt mit ihr aufnehmen wollte, aber sie riss sich zusammen und wiederholte nur ganz trocken das Wort, das die Frau verwendet hatte.
»Geknepert. Aha. Es war also alles wie immer?«
»Nichts Seltsames.«
»Gut. Mehr wollten wir gar nicht wissen, Sie können jetzt wieder gehen.«
Westman war beunruhigend kurz davor, ihr noch zu empfehlen, auf die Tanzfläche zurückzuwackeln, von der sie gekommen war, aber sie hielt sich im letzten Moment zurück. Mit einem Achselzucken verließ die junge Frau die Küche.
»Fällt Ihnen jemand ein, der Erlandsson nach dem Leben getrachtet haben könnte?«, wollte Hamad von Wiklund wissen.
Er dachte einen Augenblick nach, bevor er antwortete.
»Nein, da gab es niemanden, glaube ich. Er war ziemlich dominant und beanspruchte viel Raum für sich. Wir haben zwar unsere Auseinandersetzungen gehabt, aber er war im Grunde ein verdammt aufrechter und angenehmer Zeitgenosse. Hat nicht ständig irgendeinen Unsinn rumerzählt. Auch wenn er alles über alle wusste.«
Eine erstaunlich einsichtige Analyse, die man aus dieser Richtung am wenigsten erwartet hätte.
Montagvormittag
Um neun Uhr am Montagmorgen waren alle außer Gabriella Hansson wieder in dem blauen, ovalen Besprechungsraum versammelt, um die Ereignisse des vergangenen Tages zusammenzufassen. Gerdin stellte fest, dass sogar Gunnar Malmberg ihnen die Ehre gab, mit größter Wahrscheinlichkeit deshalb, weil er sich wichtig fühlte, denn schließlich hatte er den Anruf des mutmaßlichen Mörders entgegengenommen. Sjöberg hatte kaum die Besprechung eröffnet, als die Frage bereits aufkam.
»Ich habe die Telia darauf angesetzt«, berichtete Hamad, »aber gestern war Sonntag, und die Ferienzeit ist noch nicht vorbei. Es besteht das Risiko, dass Anfragen, die normalerweise innerhalb von vierundzwanzig Stunden beantwortet sind, zurzeit etwas länger dauern können. Aber sie wissen, dass es höchste Priorität hat, und ich werde direkt nach der Besprechung noch einmal anrufen und Druck machen.«
»Dann hören wir uns erst einmal an, was gestern bei den Befragungen herausgekommen ist«, fuhr Sjöberg fort. »Lasst uns mit Familie Siem beginnen. Was gibt es da Interessantes zu berichten?«
Andersson und Sandén fassten ihre Eindrücke zusammen, und Westman und Hamad erzählten von ihren Besuchen bei Lennart Wiklund und Staffan Jenner. Anschließend verließ Malmberg, der offensichtlich Wichtigeres zu tun hatte, die Runde. Was Gerdin freute, da die wirklich interessanten Neuigkeiten bislang noch
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