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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Konzentration und Aufmerksamkeit in einem Gespräch würden nachlassen, wenn er wusste, dass er es sich anschließend noch einmal anhören konnte. Deshalb musste er jetzt den umständlicheren Weg nehmen. Er hatte zwar seine Notizen, auf die er zurückgreifen konnte, aber er hatte es nicht auf die Fakten abgesehen, sondern auf etwas anderes. Die seltsame Stimmung. Die Gefühlslage in dieser Küche am Vaktelstigen in Herrängen. Des Pudels Kern.
    Gerdins Taktik war es von Beginn an gewesen, zwischen Einschmeicheln und Unerbittlichkeit hin- und herzuspringen. Sie hatte mit einem Schockmoment eröffnet, indem sie Adrianti zur Rede stellte, warum sie denn mitten in der Nacht einen Telefonanruf beantwortete. Was sie in diesem Fall zwar gar nicht getan hatte, aber trotzdem – ihre grundsätzliche Haltung dazu war in Frage gestellt worden. Kurz darauf hatte sie sie für ihre geschmackvolle Einrichtung gerühmt und dann ein Gespräch über das Golfen begonnen. Was absolut off topic war. »Warum spielen Sie nicht mehr?«, »Hier in der Ecke gibt es doch viele schöne Golfbahnen« und so weiter. Gerade als Sjöberg dabei war, von Adrianti zu erfahren, wie sie Erlandsson kennengelernt hatte. Verdammt irritierend. Es sei denn, Gerdin hatte es auf etwas ganz Spezielles abgesehen. Was er für ziemlich sicher hielt. Warum hatte sie ihn in diesem Fall nicht vorher informiert? Naja, vielleicht lud er auch nicht gerade dazu ein.
    Auf der anderen Seite hatte Gerdin auf vorbildliche Weise jede Menge interessanter Informationen über die Familien Siem und Wiklund aus ihnen herausgelockt. Vollkommen undurchdacht handelte sie also nachweislich nicht. Obwohl es sich anfühlte, als wären sie eher zwei Einzelspieler auf derselben Seite des Netzes als ein Doppelteam.
    Dann zum Aufsehenerregendsten. Als Gerdin die Bombe mit Adriantis Tochter, Dewi Kusamasari, explodieren ließ, war das zweifelsohne das Aufregendste, was während der Befragung passiert war, das konnte er sofort unterschreiben. Gerade weil auch er das Gefühl hatte, Adrianti hätte ihnen vorenthalten wollen, dass sie eine Tochter hatte. Aber es hatte für Gerdin keinen Grund gegeben, diese Bombe ohne sein Wissen zu zünden. Sie hatte ihn wie einen Idioten dastehen lassen. Nun hatte Familie Erlandsson das zwar nicht unbedingt bemerkt, aber sie hatte damit auftrumpfen und sich nach seinem Gefühl auch ihm gegenüber profilieren wollen. Zugegebenermaßen war sie es gewesen, die die Existenz dieses Mädchen entdeckt hatte, aber es war ja schließlich auch ihr Auftrag, die Melderegister zu durchforsten, also wie groß war diese Leistung eigentlich? Zu Gerdins Verteidigung konnte man allerdings vorbringen, dass sie sich aus unterschiedlichen Richtungen und jeder in seinem Auto zur Familie Erlandsson begeben hatten und deshalb keine Gelegenheit mehr gehabt hatten, gemeinsame Richtlinien zu vereinbaren. Aber es gab diese Erfindung namens Mobiltelefon, und sie hätte ihn informieren können, wenn sie es gewollt hätte.
    Zusammengefasst hatte er somit zwei Fragen, die er Gerdin stellen konnte, falls er sich die Mühe machen wollte. Warum hatte sie ihren Plan verheimlicht, die Existenz von Dewi Kusamasari aufzudecken? Und warum dieses ewige Herumreiten auf der Golfspielerei und der Inneneinrichtung?
    Aber jetzt zum Wesentlichen. War es tatsächlich so, dass Adrianti beim ersten Gespräch bewusst versäumt hatte, ihre Tochter zu erwähnen? Sjöberg war jedenfalls mehr oder weniger überzeugt davon. Aber warum? Gab es einen bestimmten Grund dafür, sie aus den Ermittlungen herauszuhalten? Oder wollte Adrianti einfach nicht über ihre Tochter sprechen? Eine drückende Stimmung hatte sich über die Runde gelegt, als Gerdin sie zur Sprache gebracht hatte. Eine enormes Verlustgefühl schien alle Beteiligten zu prägen. Was vielleicht gar nicht so seltsam war, wenn man bedachte, dass das Mädchen seit vier Jahren nicht mehr zu Hause war. Aber war es tatsächlich so einfach? Wenn alle Dewi so liebten, wie es den Anschein hatte, warum hatte sie dann die Familie verlassen? Im Stich gelassen? Mit einer derart massiven Trauer, dass man sie fast anfassen konnte? Irgendetwas stimmte an der Sache nicht. Es musste etwas passiert sein. Etwas, das die ganze Familie wusste und das ihnen keine Hoffnung machte, dass sie jemals wieder zurückkommen würde. Aber was? Und wo war sie? Sollte es tatsächlich wahr sein, dass sie nach vier Jahren immer noch auf Reisen war, oder hatte sie sich irgendwo niedergelassen?

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