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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Hatten sie überhaupt noch Kontakt mit ihr? Adrianti hatte behauptet, dass sie hin und wieder noch Nachrichten von ihr bekomme, dass es dem Mädchen gut gehe. Aber vielleicht stimmte das gar nicht? Und wenn das der Fall wäre – welche Beweggründe konnte Adrianti haben, darüber zu lügen?
    Sjöberg verfluchte sich selbst dafür, dass er diese Fragen nicht gestellt hatte. Aber er hatte ja auch keine Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen.
    Auch Staffan Jenner hatte starke Gefühle bei der Familie Erlandsson ausgelöst. Die Kinder waren überzeugt davon, dass er nichts mit dem Tod ihres Vaters zu tun hatte. Oder mit dem Verschwinden des russischen Sommerkindes. Adrianti war beinahe zusammengebrochen, als das Gespräch auf Staffan Jenner kam; wie sie zu diesen Fragen dachte, war also schwer zu beurteilen. Es sei denn, dass schon ihr Unwille, sich dazu zu äußern, ein Zeichen dafür war, dass sie davon nicht hundertprozentig überzeugt war.
    Es gab, mit anderen Worten, Grund genug, sich noch einmal mit Adrianti Erlandsson zu unterhalten. Der Mutter, die anfeuerte und Trikots wusch, wie Ida Erlandsson es ausgedrückt hatte. Eine echte Win-win-Situation.
*
    Dass das erste Zeichen auf dem Zettel, den Erlandsson in der Brusttasche hatte, ein N war, war das Einzige, wovon Sandén halbwegs überzeugt war. Die nachfolgenden Hieroglyphen waren um einiges schwieriger zu deuten. Aber irgendwo musste man ja anfangen, also beschloss er, auf die Kombination »59OI9« zu setzen. Und er googelte. Wie Gäddan ihn angewiesen hatte. Und eine Liste semikonduktiver elektrischer Bauteile tauchte auf dem Bildschirm auf, gefolgt von einen Auszug aus einem alten Buch von Carl Friedrich Gauss, der sich bei näherer Untersuchung als deutscher Mathematiker des neunzehnten Jahrhunderts herausstellte. Dann ein weiteres eingescanntes deutsches Mathematikbuch aus dem Anbeginn der Zeiten mit handschriftlichen Berechnungen von Tangensfunktionen. Und jede Menge anderes Zeug, das nicht das Geringste zur Erhellung beitrug. Aber er folgte jedem Link, der auf dem Bildschirm erschien und notierte gewissenhaft alles, was er von dem Text zu verstehen meinte. Dann fiel ihm auf, dass er das N am Anfang vergessen und deswegen unnötig viel Zeit auf diesen ersten Versuch verschwendet hatte. Aber es war ja nichts passiert, es änderte nichts, und die Arbeit war damit erledigt.
    »NS9019« führte ihn zu Zügen, Lehrmaterial und balinesischem Schmuck. Der Suchbegriff »N59019« wiederum bescherte ihm einen roten Chevrolet Impala in Endicott, New York. Gefolgt von einer Adresse in Columbus, Montana, die zu einem Fadorestaurant gehörte. »218 E 1st Ave N, 59019« war die in Sandéns Augen übertrieben umständliche Beschreibung der geografischen Lage dieses Restaurants. Aber ihm fiel auf, dass das N in diesem Fall die Abkürzung für »north« war, und es war ja nicht undenkbar, dass das N, mit dem er arbeitete, sich ebenfalls auf diese Himmelsrichtung bezog. Was anschließend auf dem Bildschirm auftauchte, war die grafische Vorschau einer Landkarte von Campbell County, Virginia, die man vom Vermessungsamt erwerben konnte.
    Gerade als er beginnen wollte, sie im Detail zu studieren, betrat Gerdin das Büro. Sie kam um den Schreibtisch herum und legte eine Liste mit denkbaren Ziffern- und Buchstabenkombinationen vor ihm auf den Tisch. Vielen Kombinationen.
    »Du hast also fertig programmiert?«, fragte Sandén. »Gute Arbeit. Ich selbst bin hier gerade am Surfen und weiß mittlerweile so viel über deutsche Geometrie, dass ich Jennifer locker in die Tasche stecken könnte.«
    Er bezog sich auf seine dreiundzwanzigjährige Tochter, die bald ihr Ingenieurstudium abgeschlossen haben würde.
    »Deutsche Geometrie?«, lachte Gerdin. »Glaubst du, die haben eine andere Geometrie als der Rest der Welt?«
    »Hast du schon mal ihre Grammatik gesehen?«, konterte Sandén. »Verglichen mit dem Rest der Welt ist die ziemlich verdreht.«
    Gerdins Blick fiel auf den Bildschirm und blieb dort hängen.
    »Hast du etwas herausbekommen?«, fragte sie.
    Von ihrem Lächeln war nichts mehr übrig. Gerdin wechselte die Gesichtsausdrücke in blitzartiger Geschwindigkeit.
    »Nein, das würde ich nicht behaupten«, antwortete Sandén. »Möglicherweise den Ansatz zu einer Idee. Dieses N zu Beginn des Textes könnte eine Himmelsrichtung symbolisieren.«
    Er bemerkte, wie ihr Blick über den Bildschirm wanderte, wie sich ihre Augenbrauen zusammenzogen. Wahrscheinlich hörte sie ihn gar

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