Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
ihren Ermittlungen eine Rolle spielten und seinerzeit erwachsen genug waren, um eine Elfjährige entführen zu können, hatten sich Rasmus, Anna, Adrianti und Sven-Gunnar Erlandsson, Dewi Kusamasari, Jan und Katarina Siem sowie Ingela Wiklund an jenem Vormittag, an dem Lara verschwand, auf dem Sportplatz befunden. Lennart Wiklund, Marie und die drei Jenner-Kinder hatten sich zu Hause aufgehalten. Staffan Jenner war mit dem Auto unterwegs gewesen. Lennart Wiklund und Staffan Jenner besaßen offensichtlich kein Alibi. Beim Rest der Familie Jenner stützte jeder die Alibis der anderen. Wie es bei den Leuten auf dem Sportplatz aussah, ging nicht aus den Akten hervor, aber ihre Alibis waren wahrscheinlich nicht besonders kritisch unter die Lupe genommen worden. Warum sollten sie auch? Keiner von ihnen war verdächtigt worden, und die Polizei hatte mit Sicherheit keinen Grund gesehen, von jedem der über hundert Leute, die an dem Fußballcamp teilgenommen hatten, ein wasserdichtes Alibi zu fordern. Dass sie alle sich im Laufe des Vormittags dort aufgehalten hatten, schien sicher zu sein. Aber waren auch alle während des ganzen Vormittags dort gewesen? Um sich darüber absolute Klarheit zu verschaffen, war es jetzt mit Sicherheit zu spät.
Angenommen, überlegte Westman weiter, die letzten Angaben zu Larissa Sotnikova waren zuverlässig. Dass die Zeugin, die das Mädchen durch das Küchenfenster auf dem Murgrönsvägen beobachtet hatte, nicht auf dem Holzweg war. In diesem Fall wäre Lara zusammen mit einem kleineren Mädchen ohne Regenbekleidung, das auf einem Fahrrad saß, dort vorbeigegangen. Ein Mädchen mit einem blonden Pferdeschwanz, der unter ihrem Fahrradhelm herausguckte. Welchem kleinen Mädchen hätte Lara ihr Fahrrad möglicherweise ausgeliehen? Und den Helm? Josefin Siem war zu der Zeit fünf Jahre alt. Alexandra Wiklund ebenfalls. Welche Haarfarbe sie damals hatten, wusste sie nicht. Es konnte trotz allem natürlich auch Ida Erlandsson gewesen sein, auch blond, aber ein Jahr älter als Lara. In diesem Fall hätte sie die Polizei angelogen. Andere kleine Mädchen tauchten nach Westmans Kenntnisstand in der Schnittmenge der Fälle Lara und Erlandsson nicht auf.
Wohin waren die beiden Mädchen unterwegs gewesen? Sie griff nach der Schreibtischplatte und zog den Stuhl näher an den Rechner heran. Auf dem Bildschirm war hitta.se immer noch geöffnet, also löschte sie den Namen Wiklund aus dem Feld »Was suchst du?«, schrieb Murgrönsvägen und Älvsjö in das Feld »Wo?« und klickte auf den »Finden!«-Button. Es dauerte den Bruchteil einer Sekunde, bis das Kartenbild erschien, aber in diesem kurzen Moment meinte sie etwas auf dem Bildschirm gesehen zu haben, das sie veranlasste, noch einmal auf die vorhergehende Seite zurückzuklicken. Und tatsächlich – sieben Zeilen oberhalb von Lennart Wiklund im Geschiedenengetto tauchte ein weiterer bekannter Name auf. Ingela Wiklund. Mit der Adresse Konvaljestigen 1.
Was zum Teu… Hatte nicht die Zeugin im Murgrönsvägen gesagt, dass die Mädchen in Richtung Konvaljestigen unterwegs waren? Sie klickte auf die Kartendarstellung zurück und verschaffte sich einen Überblick über das Gebiet, folgte dem möglichen Weg der Mädchen mit ihren Augen: den Murgrönsvägen nach Süden, dann nach links in den Konvaljestigen bis zur Nummer 1. Und was fand sie dort? Einen Radweg, der zwischen den Bäumen verschwand. Sowie ein freistehendes Haus, das an eine Schule grenzte, die in den Sommerferien wie ausgestorben wirkte, und an eine lauschige Grünfläche.
Wenn Långbrokungens Väg, wo Lennart Wiklund mittlerweile wohnte, ein Entsorgungsplatz für frisch Geschiedene war, lag es doch auf der Hand, dass er zur Zeit von Laras Verschwinden an dieser Adresse im Wohnviertel Herrängen gewohnt hatte. Zusammen mit seiner Frau und den zwei Kindern.
Aber ausgerechnet an diesem Vormittag war er allein zu Hause gewesen.
*
Sandén und Gerdin stürzten sich mit großem Enthusiasmus auf das Rätsel der verlaufenen Tinte. Sandén konnte selbst nicht sagen, warum er sich darauf eingelassen hatte – diese Art von Ermittlung hatte nie zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Andererseits wusste er sehr genau, dass es eine wahre Freude war, mit Gäddan zusammenzuarbeiten. Während der Rest des Teams sie offensichtlich als zweifelhaften Charakter betrachtete, weil sie nicht aus einem Guss zu sein schien, fand Sandén, dass sie eine reizvolle Mischung aus unterschiedlichen, ganz
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