Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
als alles andere aus.
»Mir ist schon klar, dass so ein iPhone ziemlich hoch auf der Wunschliste steht. Wenn man dreizehn ist und kein Geld hat, dann … Jeder hätte in deiner Situation so etwas tun können.«
»Aber ich habe es nicht genommen«, antwortete sie empört.
Doch dass das Mädchen gut lügen konnte, davon war er mittlerweile überzeugt.
»Hauptsache, ich bekomme das Handy«, sagte er ruhig. »Ich verspreche, dass ich bei diesem kleinen Fehlgriff beide Augen zudrücken werde, wenn du mir das Telefon gibst. Es ist sehr wichtig für unsere Ermittlungen. Gib es mir, dann vergessen wir alles.«
»Aber sie sagt doch, dass sie es nicht hat«, regte Siem sich auf. »Lassen Sie sie doch jetzt, verdammt noch mal, in Ruhe.«
»Haben Sie es vielleicht?«, fuhr Andersson hartnäckig fort.
Siem schüttelte verächtlich den Kopf.
»Nein, habe ich gesagt. Irgendein verdammter Typ hätte dort vorbeikommen und das Handy abgreifen können. Der Mörder selbst wäre ja auch ein guter Kandidat.«
»Tja, genau. Jetzt wissen wir aber, dass jemand am Sonntagmorgen mit Erlandssons Mobiltelefon einen Anruf getätigt hat. Als er schon tot war.«
»Aha. Aber das war niemand von uns.«
»Das Gespräch wurde etwa um halb zehn über einen Mast in Södertälje geführt. Dieser Mast steht im Prinzip auf dem Sportplatz, auf dem wir Sie angetroffen haben. Seltsam, oder?«
Jegliche Farbe wich aus Siems Gesicht. Erst jetzt schien ihm der Ernst der Situation klarzuwerden. Josefin starrte ihren Vater mit halb geöffnetem Mund an. Sie sah aus wie ein Häufchen Elend.
*
Bei strahlendem Sonnenschein und unter einem fast wolkenfreien Himmel verließen Gerdin und Sandén den Weg und gingen direkt in den Wald hinein. Den Wagen hatten sie am Ende eines kleinen Wegs im dünn besiedelten Glömsta geparkt, bevor sie sich unter Zuhilfenahme eines Kartenausdrucks von hitta.se und des GPS-Empfängers von Gerdins verstorbenem Mann in den Wald hineinnavigiert hatten. An vielen Stellen war es nass, aber sie waren auf das Schlimmste vorbereitet und hatten sich Gummistiefel angezogen. Was an Gerdin besonders lustig aussah, weil sie sich an diesem Tag für ein knielanges Volantkleid und eine kurze schwarze Lederjacke mit Nieten als Garderobe entschieden hatte. Dazu trug sie eine Sonnenbrille im Pilotendesign, die sie jetzt, als sie sich im Schatten der Bäume bewegten, in die Stirn geschoben hatte. Das Gelände war in diesem Teil des Walds rund um den kleinen See Gömmaren ausgesprochen hügelig. Aber es war schön. Wohltuend still, moosbewachsen und verzaubert.
Sandén ging hinter Gerdin her, die die Exkursion anführte. Nebeneinander zu gehen war unmöglich, die Vegetation, in der sie sich jetzt bewegten, hätte es nicht zugelassen. Er selbst konnte die Ohrfeigen vermeiden, welche die Zweige der Bäume in regelmäßigen Abständen austeilten, aber soweit er es sehen konnte, hatte Gerdin die eine oder andere zu ertragen. Sie beklagte sich jedoch nicht.
»Jetzt ist es nicht mehr weit«, sagte sie und stieg mit vor dem Gesicht verschränkten Armen über einen niedergestürzten Ast, um sich vor einem weiteren Hieb zu schützen. »Ich glaube allerdings, dass ich mich kurz ausruhen muss. Wir gehen zu der Lichtung dort drüben, dann können wir in der Sonne sitzen.«
»Bist du so ein Weichei, Gäddan?«, zog Sandén sie auf, der sich nicht im Geringsten erschöpft fühlte. »Ich dachte, du wärst eher der sportliche Typ, oder täusche ich mich?«
Sie ging die letzten Schritte zu einer nackten Felsplatte hinüber und setzte sich auf einen flechtenbewachsenen Fleck, auf den durch die Baumkronen hindurch ein paar Sonnenstrahlen fielen. Der Platz reichte auch für Sandén, der sich neben sie setzte. Sie war deutlich außer Atem.
»Nein, nicht direkt«, antwortete sie. »Doch, ein bisschen vielleicht. Oder … Ach, eigentlich bin ich zu faul. Ich spiele ja ein bisschen Golf, aber das zählt wohl nicht. Und ich liebe es, Tennis und Fußball und alles mögliche andere zu spielen, aber ich tue es nie. Also, nein, ich bin nicht der sportliche Typ. In ein Fitnesscenter würde ich nie einen Fuß setzen.«
»Tennis?«, wiederholte Sandén erstaunt. »Warum hast du das nie erzählt? Conny und ich spielen jeden Freitag um sieben eine Stunde. Da kannst du gerne einmal mitmachen.«
»Ich glaube, zu dieser Uhrzeit ist mein Interesse am Tennis schon ziemlich erlahmt«, entgegnete Gerdin mit einem Lächeln. »Um sieben Uhr schlürfe ich bereits meinen
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