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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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See Gömmaren. Ich habe eine fünfundfünfzigjährige Kollegin bei mir, Hedvig Gerdin. Sie ist bewusstlos, blutet heftig aus dem Unterleib und hat bereits sehr viel Blut verloren. Ihre Körpertemperatur ist niedrig, und sie hat keine Farbe im Gesicht. Ich werde jetzt versuchen, sie zum Barrskogsstigen in Glömsta zu bringen. Meine Position ist – hören Sie jetzt genau zu – neunundfünfzig Grad, vierzehn Minuten und sechsundzwanzig Sekunden Nord, siebzehn Grad, vierundfünfzig Minuten und sechsundzwanzig Sekunden Ost. Kommen Sie mir entgegen. Ich muss jetzt auflegen.«
    Dann hob er Gerdin auf seine Arme und nahm das mit Abstand anspruchsvollste Projekt in Angriff, das er sich jemals vorgenommen hatte. Woher er diese Kräfte nahm, konnte er selbst nicht sagen. Ohne sich das geringste Schmerzempfinden zu erlauben, bahnte er sich mit dem über sechzig Kilo schweren Frauenkörper in den Armen einen Weg durch das dichte Unterholz, bis er fast das bebaute Gebiet erreicht hatte. Nicht für einen Augenblick hatte er angehalten, um Luft zu holen oder die Anspannung aus den Armen zu schütteln. Als nur noch ein kurzes Stück der schwer zu bewältigenden Strecke übrig war, kam ihm ein Rettungssanitäter entgegen, der ihn schließlich von seiner Last befreite. Nicht einmal jetzt warf er sich auf die Erde, um wieder zu Atem zu kommen, sondern er folgte den Anordnungen, die er bekam, und tat sein Bestes, um behilflich zu sein.
    Erst im Rettungswagen konnte er für eine Weile durchatmen, während seine Arme und sein Gesicht verpflastert wurden. Die drei nächsten Stunden verbrachte er in einem Krankenhausflur vor dem Operationssaal. In der Ungewissheit, ob Gerdins Leben gerettet werden konnte. In der Ungewissheit, wie sich sein eigenes und das Leben seiner Familie in Zukunft gestalten würden. Er hatte also einiges, über das er sich Gedanken machen konnte.
*
    »Alexandra Wiklund hat überhaupt keine Erinnerungen an den Tag, an dem Larissa Sotnikova verschwand«, sagte Westman. »Behauptet sie. Sie erinnert sich nicht einmal mehr an das Fußballcamp auf dem Sportplatz Mälarhöjden.«
    »Sie war fünf Jahre alt«, bemerkte Hamad. »Da ist das durchaus möglich.«
    Die beiden Kriminalassistenten saßen sich an Hamads Schreibtisch gegenüber und warteten auf Staffan Jenner, der zu einer weiteren Vernehmung vorgeladen war. Sie hatten sich einen dritten Stuhl aus Westmans Büro geliehen, sodass sie alle Platz nehmen konnten, aber fürs Erste hatte Hamad seine Füße darauf abgelegt. Er schien nicht im Geringsten unter der Wärme zu leiden, obwohl er lange Hosen und einen langärmliges Hemd trug. Ein dünnes Hemd zwar – kariert und mit aufgekrempelten Ärmeln, ganz im Trend dieses Sommers –, aber Westman selbst schwitzte wie in einer Sauna, obwohl sie lediglich eine ärmellose Bluse und einen kurzen Rock trug.
    »Sicher«, antwortete sie, während sie sich mit Hamads Kalender Luft ins Gesicht fächerte. »Laut Aussage ihrer Mutter hat sie die Sportanlage nicht verlassen. Sie waren die ganze Zeit zusammen. Sie war – und ist immer noch – blond, aber anscheinend ist sie nicht das Mädchen, das zusammen mit Lara um kurz vor elf auf dem Murgrönsvägen gesehen wurde. Sie soll Lara noch nicht einmal gekannt haben.«
    »War sie auch nicht bei der Suchaktion dabei?«, fragte Hamad.
    »Nein, sie hatten sie bei guten Freunden gelassen und dafür gesorgt, dass sie von all dem nichts mitbekam. Sie fanden, dass so etwas Furchtbares nichts für kleine Kinder sei. Sagt Ingela Wiklund.«
    Hamad nickte nachdenklich.
    »Also haben wir immer noch nicht den geringsten Schimmer, wer dieses blonde Mädchen gewesen sein könnte«, fuhr Westman fort. »Wenn wir denn beschließen sollten, dieser letzten Zeugenaussage zu trauen. Ich bin gerne dazu bereit. Ich finde, der Ort, an dem sie gesehen wurde, ist viel zu interessant, um ihn einfach ignorieren zu können. Nur einen Steinwurf von Wiklunds Haus entfernt, in dem der Mädchenschwarm Lennart einsam den Tag verbrachte.«
    »Ich stimme dir zu«, sagte Hamad. »Vor allem deswegen, weil Lara einen derart auffälligen Regenmantel trug. Wenn die Frau aus dem Murgrönsvägen sagt, dass sie so einen draußen auf der Straße gesehen hat und dazu noch ein Fahrrad, dann sollten wir ihre Aussage ernst nehmen. Gute Arbeit, Petra.«
    Westman saugte das Lob in sich auf. Ganz besonders, weil es von Hamad kam. Nicht weil er geiziger damit gewesen wäre als andere, sondern weil es als Zugabe sein strahlend weißes

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