Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Feierabenddrink.«
»Ha, ich auch. Aber hier war der Morgen gemeint.«
»Dann sieht die Sache natürlich vollkommen anders aus. Aber ich kann mir vorstellen, dass Conny vielleicht nicht ganz so entzückt sein wird, wenn er sich dabei auch noch mit mir auseinandersetzen muss.«
Sie hatte natürlich recht. Sjöberg hatte so seine Bedenken, was sie betraf – Sandén wusste davon, und offensichtlich war es auch Gäddan klar.
»Was ist denn das für ein dummes Geschwätz?«, begann er, aber dann wurde ihm bewusst, dass er sich durch diese Heuchelei nur lächerlich machte.
Es war nicht sein Stil, und Gäddans auch nicht. Es war besser, nicht um den heißen Brei herumzureden.
»Naja, das nehme ich zurück«, sagte er stattdessen. »Was ich eigentlich sagen wollte, war, dass wir etwas unternehmen müssen, um diese Situation zu ändern. Conny ist ein guter Mensch. Du bist ein guter Mensch. Ich mag es nicht, wenn ein guter Mensch nicht die Größe eines anderen guten Menschen erkennen kann.«
Ein Ausdruck echter Freude breitete sich in Gerdins Gesicht aus. Ihm wurde warm ums Herz. Sie war etwas ganz Besonderes und hatte ein Recht darauf, dies auch hin und wieder gesagt zu bekommen.
»Ich sehe seine sehr wohl«, sagte sie und stand auf. »Jetzt gehen wir.«
Sie schwankte kurz, fand das Gleichgewicht aber wieder und ging weiter.
Sie umrundeten den Felsen und gingen weitere fünfzig Meter in den Wald hinein. Wie aus dem Nichts tauchte ein Hase vor ihnen auf und kreuzte nur wenige Schritte vor ihnen mit langen Sprüngen ihren Weg.
»Jetzt sind wir ganz nah dran«, sagte Gerdin. »Nur noch eine Sekunde, dann sind wir da. Halt die Augen auf, denn wir sind jetzt schon innerhalb der Fehlertoleranz.«
»Eine Sekunde? Dann sind wir jetzt also da?«
»Denk an die Doppel-Prime. Hornochse.«
Er schaute sich lächelnd um. Sträucher. Moos und Pilze. Weiter weg der Felsen und ein paar größere Felsbrocken. Aber vor allen Dingen Bäume. Und noch mehr Bäume.
»Hier«, sagte Gerdin und blieb stehen. »Jetzt sind wir in der Zone. Die Genauigkeit beträgt fünfzig, sechzig Meter, also müssen wir von hier aus so weit in jede Richtung suchen.«
»Was ist?«, fragte Sandén. »Du siehst blass aus.«
»Keine Gefahr, nur ein bisschen müde«, antwortete Gerdin. »Denk dir einen Kreis um diesen Punkt herum.«
Mit der Hand schlug sie einen weiten Bogen um sich herum, um den Umfang des Kreises und seinen Durchmesser anschaulich zu machen.
»Du nimmst diese Hälfte, ich die andere«, legte sie fest.
Sandén ging geschätzte sechzig Meter in Richtung des Felsens zurück, auf dem sie gerastet hatten, bewegte sich etwa fünfzehn, zwanzig Grad zur Seite und kehrte zum Mittelpunkt zurück, ohne dass er dabei etwas Aufsehenerregendes entdeckte. Gerdins Vorgehensweise war ähnlich. Sandén wiederholte die Prozedur ein paar Mal, bis etwa drei Viertel des Gebiets, das er zugeteilt bekommen hatte, durchsucht waren. Gerdin hatte er aus den Augen verloren.
»Wie läuft’s, Gäddan?«, rief er.
»Bis jetzt noch nichts«, hörte er aus weitem Abstand. »Aber ich bin noch nicht fertig, es fehlt noch ein kleiner Teil.«
Er bewegte sich wieder nach außen und anschließend erneut in die Mitte. Die ganze Zeit ließ er seine Blicke auf dem Boden und zwischen den Stämmen umherwandern, sogar oben in den Baumkronen schaute er nach. Aber ihm fiel nichts Interessantes in die Augen, nichts außer dem, was man in einem Wald wie diesem erwarten konnte. Noch ein paar Runden ohne irgendeine Überraschung, dann war sein Halbkreis abgearbeitet.
»Ich bin fertig!«, rief er. »Ich habe noch nicht mal einen Eisstiel gefunden.«
»Ich auch nicht«, antwortete Gerdin von einem deutlich näheren Punkt, als er geglaubt hatte. »Vielleicht sind wir doch an der falschen Stelle.«
Es bewegte sich etwas zwischen den Zweigen, sie war auf dem Weg zu ihm, befand sich nur noch zehn Meter von ihm entfernt. Ihre Stimme war spröde, klanglos, und sie war jetzt sehr blass. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. War sie nicht auch ein bisschen unsicher auf den Beinen? Jetzt wendete sie und entfernte sich wieder von ihm. Naja, sie musste es ja selbst am besten wissen. Plötzlich klingelte sein Telefon. Obwohl er das Gefühl hatte, sich mitten in der Wildnis zu befinden, waren sie nicht besonders weit von der Zivilisation entfernt. Höchstens einen halben Kilometer Luftlinie. Er zog das Handy aus der Tasche und stellte fest, es war seine Frau. Was selten – um nicht zu sagen,
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