Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Fragen«, warf Hamad ein. »Wer war das kleine Mädchen, das sich Laras Fahrrad ausgeliehen hat? Die Spielkarten – warum gibt es auf ihnen keine Fingerabdrücke? Wer hat sie in Erlandssons Tasche gesteckt und warum?«
    »Und die Koordinaten«, sagte Sandén. »Was hatte dieser Zettel in der Tasche zu suchen, und waren es überhaupt Koordinaten? Man könnte fast glauben, dass wir diese Positionsbestimmung noch einmal durchführen sollten, nachdem ELO aus Loddans Unterbewusstsein gesprochen hat.«
    Alle lächelten zustimmend, aber niemand lachte. Jetzt wurde es ernst.
    Plötzlich tauchte Gerdin in der Türöffnung auf.
    »Entschuldigung, ich muss jetzt dringend los«, sagte sie aufgeregt. »Aber ich habe wichtige Neuigkeiten. Da kann sich, wer möchte, die Zähne dran ausbeißen.«
    Alle starrten sie mit gespannter Erwartung an. Niemand zweifelte mehr daran, dass etwas wichtig war, wenn Gerdin es als wichtig bezeichnete. Sjöberg verkniff sich ein Lächeln.
    »Die Tote Mannshand ist eine sogenannte Weichkoralle, eine Kolonie kleiner Korallentiere. Auf Latein heißt sie Alcyonium digitatum . Alcyonium digitatum ist auch der Name eines Users auf Flashback. Ein User, der sich am einundzwanzigsten Juni registriert und nur einen einzigen Beitrag geschrieben hatte. Nämlich die Frage, wie hoch die Fehlertoleranz bei einem GPS-Handgerät einer bestimmten Marke ist.«
    Sandén pfiff.
    »Alle, die auf die Frage geantwortet haben, waren sich einig, dass es sich um einen Radius von fünfzig bis sechzig Metern handeln müsse. Was genau die Distanz ist, von der auch Jens und ich ausgegangen sind. Dieser Beitrag ist auf den fünfundzwanzigsten Juni datiert. Wenn man sich registriert hat, dauert es drei Tage, bis das Benutzerkonto freigeschaltet wird. Das deute ich so, dass Alcyonium digitatum sich in zweiter Linie deshalb auf Flashback angemeldet hatte, um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.«
    »In zweiter Linie?«, fragte Hamad skeptisch.
    »Yes. Jetzt hört mal genau zu. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass der letzte Beitrag von DerHeilige in seinem eigenen Thread, »Ich will jemanden töten. Ich werde jemanden töten«, genau auf den fünfundzwanzigsten Juni datiert ist. Die Diskussion in dem Thread läuft immer noch weiter, aber DerHeilige selbst hat sich da bereits zurückgezogen. Warum? Ich schätze, weil jemand angebissen hat.«
    Alle hörten andächtig zu.
    »Jemand hatte via PM Kontakt zu ihm aufgenommen, das heißt, er hat ihm eine persönliche Mitteilung geschickt. Das kann man nur tun, wenn man bei Flashback registriert ist, also nicht, wenn man nur dort rumsurft, ohne Mitglied zu sein, denn dann kann man auf diese Funktion nicht zugreifen. Das war, glaube ich, der Hauptgrund für Alcyonium digitatum , sich als Mitglied registrieren zu lassen. Um Kontakt mit dem glaubwürdig wirkenden DerHeilige zu bekommen.«
    »Ein Auftragsmord also?«, sagte Sjöberg.
    »Genau. Und genau deshalb hat er auch den Mord gestanden, aber nicht die Spielkarten und die Koordinaten in der Tasche des Opfers. Er ist wahrscheinlich dafür bezahlt worden, darüber zu schweigen. Er ist bereit, die Strafe für den Mord auf sich zu nehmen, aber möchte gern, dass das Geld da ist, wenn er wieder herauskommt.«
    »Aber«, sagte Hamad und kratzte sich am Kopf, »warum gibt der Anstifter dem Mörder den Auftrag, die Spielkarten und die Koordinaten in die Tasche des Opfers zu stecken, wenn später nicht herauskommen darf, dass es mit dem Mord zu tun hat?«
    »Es war nicht vorgesehen, dass Tampler erwischt wird. Dann wären wir trotzdem den Koordinaten nachgegangen und hätten irgendwann das gefunden, worauf der Auftraggeber uns hinweisen wollte.«
    »Und die Karten, die Dead man’s hand?«, fragte Westman.
    »Zunächst ist es ganz offensichtlich eine Signatur. Aber darüber hinaus glaube ich auch, dass es ein Hinweis darauf ist, worum es bei der ganzen Sache eigentlich geht. Nämlich um Larissa Sotnikova. Der Mord an Erlandsson hat am frühen Morgen des zweiten Augusts stattgefunden. Wild Bill Hickok wurde am zweiten August erschossen. Larissa Sotnikova verschwand am zweiten August. Es war wichtig, dass wir darauf aufmerksam gemacht wurden, dass der zweite August ein bedeutungsvolles Datum ist.«
    »Aber wer ist der Auftraggeber?«, fragte Sjöberg nachdenklich, mehr an sich selbst gerichtet als an die anderen.
    »Das werden wir sehen«, antwortete Gerdin mit einem hinterhältigen Lächeln.
    »Als Nächstes werden wir also Tampler