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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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die Behörden werden sofort hellhörig. Wir können nur hoffen, die Passagiere nach einer perfekten Landung so rasch wie möglich mit einem Wagen in das Anwesen Ihres Großvaters zu schaffen. Damit sind sie aus dem Sichtfeld der Beamten. Ich wette, keine zehn Minuten nach unserer Landung am Fluss steht ein Polizeiwagen mit rotierenden Blaulichtern am Ufer. Dann darf nur noch Sparrow an Bord sein, sonst sind wir geliefert, und ich kann meine Lizenz vergessen. Das Zeitfenster ist also verflixt klein.«
    Die Albatross war auf die Startbahn gerollt, der Tower gab grünes Licht, und Finch schob nach einer letzten Kontrolle der Instrumente beide Gashebel bis zum Anschlag nach vorn. »Wir haben bisher verdammtes Glück gehabt. Das sollten wir nicht über Gebühr strapazieren«, meinte er leise. Dann löste er die Bremsen, und das Flugzeug setzte sich schwerfällig in Bewegung. »Haben Sie schon einmal einen Nachtflug in Bodennähe gemacht?«
    Fiona schaute fasziniert auf die Lichterkette, die entlang der Startbahn glitzerte. »Bisher bin ich stets brav in den großen Linienjets geflogen. Weit oben, über den Wolken.«
    Die beiden Motoren dröhnten und schoben die Albatross die breite Piste hinunter. Der rötliche Schein am westlichen Horizont war fast gänzlich verblasst, als Finch das Flugzeug sanft in die Luft steigen ließ und in einer weiten Kurve nach Südwesten einschwenkte.
    »Die einzige Gefahr sind die Bäume am Ufer und das Wasser unter den Tragflächen«, meinte er schließlich lakonisch. »Und wir haben einen unschätzbaren Vorteil: Es gibt keine Hochspannungsleitungen über den Rio Negro.«
    Fiona sah ihn mit großen Augen an. »Das meinen Sie jetzt nicht ernst, oder?«
    Finch warf ihr einen belustigten Blick zu. »Wollen Sie Wasserski fahren? Dann lassen Sie es mich rechtzeitig wissen.«
    »Der Schlag soll Sie treffen, John Finch«, knurrte Fiona. »Wenn Sie uns in Grund und Boden fliegen, dann ist die Mission endgültig gescheitert, in einem großen Feuerball.«
    »Ach ja? Dann habe ich den Jungs in Medellín lediglich die Arbeit abgenommen«, gab er gleichmütig zurück. »Oder haben Sie die Männer mit den Maschinenpistolen bereits verdrängt? Glauben Sie, die geben so leicht auf? Wir haben vielleicht einen kleinen Vorsprung, aber das ist auch schon alles. Und wenn wir den ausbauen wollen, dann werden wir jeden noch so fiesen Trick anwenden müssen. Von der brasilianischen Grenze bis nach São Gabriel sind es zweihundertfünfzig Kilometer Luftlinie. Wir werden uns die ersten Flussschlingen ersparen und versuchen, in direkter Linie knapp über den Baumwipfeln zu fliegen. Aber je näher wir unserem Ziel kommen, umso vorsichtiger müssen wir werden.«
    »Sie meinen, umso tiefer müssen wir fliegen?«, fragte Fiona vorsichtig nach.
    »Yes, Madam!«, nickte Finch mit einem grimmigen Gesichtsausdruck. »Und hoffen, dass die Luftüberwachung zu später Stunde etwas nachlässig wird.«
    »Warum habe ich bloß so ein flaues Gefühl im Magen?«
    »Weil Sie noch nichts gegessen haben«, antwortete er prompt und wies auf die gutgefüllte Schachtel mit Sandwiches. »Es wäre an der Zeit, mit dem Service zu beginnen, finden Sie nicht?« Er grinste und legte die Albatross wieder gerade, nachdem er das Flugzeug auf Kurs gebracht hatte. »Ein satter Pilot ist ein zufriedener Pilot.«
    Die ersten Sterne leuchteten auf einem dunkelblauen Samthimmel, und die gelbe Scheibe des Mondes stieg über den zackigen Grat der Bergkette im Osten. Finch blickte über seine linke Schulter und schickte ein kurzes Gebet zum Himmel, dass die Nacht wolkenlos bleiben möge.
    Sonst würde der Rio Negro ihr Grab werden.
    Wenige Meilen vor der Grenze leitete Finch einen Sinkflug ein, der sie von der bisherigen Reisehöhe allmählich tiefer und tiefer der dunklen Erde entgegenbrachte.
    »Sehen Sie, da links vor uns, das beleuchtete Flugfeld?«, fragte der Pilot Fiona. »Das ist Lauraete, der erste Flughafen auf brasilianischem Boden. Jetzt wird es Zeit, in Deckung zu gehen.«
    »Was werden wir der Luftüberwachung sagen?«
    »So wenig wie möglich, ohne aufzufallen, um dann aus dem Himmel zu fallen.« Finch drückte die Nase der Albatross nach unten. »Bildlich gesprochen natürlich«, ergänzte er, »ich möchte keine nassen Füße bekommen.«
    Der Mond stand fast über ihnen und beleuchtete mit einem fahlen Licht die unter ihnen vorbeiziehende Landschaft. Fiona sah aus dem Seitenfenster. Wäre da nicht das Glitzern auf dem Wasser gewesen, man

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