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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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sein, dass sich seit meiner aktiven Zeit einiges verändert hat.« Llewellyn lächelte dünn. »Aber vieles gilt nach wie vor. Ich werde ab sofort auf eigene Faust herausfinden, was hinter der ganzen Geschichte steckt, die Sie uns seit Anbeginn aufgetischt haben. Was davon stimmt und was nicht. Und glauben Sie mir eines – wenn sich herausstellen sollte, dass Ihr ganz persönlicher Eigennutz im Vordergrund gestanden hat und Sie die britische Regierung nur benutzt haben, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, dann sorge ich persönlich dafür, dass Ihnen die richtigen Leute auf hohem Niveau den Arsch aufreißen. War das klar genug?«
    »Kommen Sie mir in die Quere, und Sie sind tot«, fauchte Zwingli.
    »Gleich habe ich Angst«, lachte Llewellyn. Dann wurde er wieder ernst, ging zur Zimmertür und hielt sie auf. »Und jetzt raus hier! Ich habe Hunger und werde mir einen Platz im Restaurant suchen, bevor ich in aller Ruhe schlafen gehe. Die Tamales und das gekühlte Bier erwarten mich bereits. Machen Sie Ihre Dreckarbeit selbst und geben Sie acht dabei – Sie sind weit weg von zu Hause, und Kolumbien ist ein gefährliches Pflaster! Haben Sie mich nicht letztes Mal selbst gewarnt?«
    Mit hochrotem Gesicht ging der Schweizer an ihm vorbei. Er wollte noch etwas sagen, überlegte es sich jedoch und verschwand wortlos im Gang.
    Llewellyn warf die Tür hinter ihm zu, lehnte sich von innen dagegen und schloss erschöpft die Augen. Er hatte keine Ahnung, wie er nun weitermachen sollte. Hoffmann war tot, Böttcher verschwunden.
    Der Major fluchte leise.
    Wo zum Teufel waren die beiden anderen Tauben gelandet?

Auf dem Flug nach São Gabriel da Cachoeira,
Rio Negro/Brasilien
    Die altmodische Uhr über der Cockpittür der Albatross hatte wenige Minuten nach acht Uhr abends angezeigt, als John Finch sich von Miguel Sanzarra verabschiedet hatte. Er war rasch die Gangway hinaufstiegen und hatte den beiden Polizisten zugenickt, die mit einer zackigen Bewegung salutiert und Georg Gruber geflissentlich ignoriert hatten.
    Als Finch die Motoren warmlaufen ließ und vom Tower die Starterlaubnis erhielt, war er zufrieden. Bis hierher war alles gutgegangen. Aber das konnte sich blitzschnell ändern, das hatte er oft genug erlebt. Noch waren sie nicht am Ziel.
    Fiona rutschte auf den Kopilotensitz, stellte eine Schachtel mit Sandwiches neben sich und schnallte sich fest. »Essen ist fertig. Außerdem wird es langsam dunkel«, murmelte sie. »Ist das ein Vorteil oder ein Problem in unserer Lage?«
    »Im Dunklen können wir uns den Rio Negro entlang nach Brasilien hineinschleichen«, meinte Finch. »So weit zum Vorteil. Das Problem? So ein Fluss wird verdammt eng, wenn man schnell fliegt … Vor allem in den Biegungen …«
    »Dann haben wir kein Problem«, gab Fiona ironisch zurück. »Dieses Ding fliegt nicht schnell.«
    »Abwarten«, lächelte Finch wissend. »Wie sieht es da hinten aus?« Er wies mit dem Daumen auf die Passagierkabine.
    »Vincente hat sich einmal durch den Catering-Van gegessen, während die Sanitäter seinen Freund Alfredo neu verbunden und mit Medikamenten abgefüllt haben. Er wird voraussichtlich bis zur Ankunft schlafen wie ein Baby. Sparrow haben alle ganz besonders ins Herz geschlossen und ihn mit Nüssen, Keksen und Apfelscheiben gefüttert, sodass er jetzt wie eine vollgefressene Boa constrictor aussieht. Und was unseren Piraten betrifft, so habe ich den Verdacht, dass er sich mit Hingabe einer Flasche Rum gewidmet hat. Zumindest riecht die gesamte Kabine wie ein Schnapsdepot.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen«, lachte Finch. »Mit einem Wort, wir haben zufriedene Passagiere. Wenn alles gutgeht, dann liegen rund neunhundert Kilometer Luftlinie vor uns. Zum Glück ist heute Vollmond, und die Wettervorhersage spricht nur von leichter Bewölkung. Wir sollten also genügend Sicht haben für unseren Tiefflug.«
    »Warum fliegen wir nicht ganz einfach nach São Gabriel und landen direkt auf dem Flughafen?«, fragte Fiona. »Sie werden doch sicherlich auch da ein paar Beziehungen haben …«
    »Um vier Passagiere ohne Papiere ins Land zu bringen? Direkt aus Medellín und Bogotá? Auf welchem Stern leben Sie? Irgendeiner plaudert immer, und sei es nur, weil er glaubt, weniger Geld erhalten zu haben als seine Kollegen. Nein, das wäre zwar einfach, ist aber leider unmöglich.« Finch schüttelte entschieden den Kopf. »Der Tower akzeptiert eine Landung im Wasser bei einer Albatross, ohne viel nachzudenken. Aber

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