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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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ist weit weg, da oben im Himmel, und der Heilige Geist ist schon vor Jahren an der Vogelgrippe krepiert«, meinte die Stimme kalt, und eine schlanker Mann erhob sich aus dem Lehnsessel. Sein grauer Anzug war makellos und faltenfrei, die Frisur wirkte wie frisch geföhnt. Er stand mit dem Rücken zu Llewellyn, die Hände in den Taschen, und blickte auf das abendliche Medellín. »Ich hatte Sie heute Mittag angerufen, aber Sie haben nicht abgehoben. Vermutlich war der Zeitpunkt unpassend?«
    »Also sind Sie selbst gekommen, Herr … Schmidt«, stellte der Major trocken fest und zog ein frisches Hemd an.
    »Also bin ich selbst gekommen, bevor Ihnen die Situation gänzlich aus den Händen gleitet«, präzisierte Schmidt, »was ich von Anfang an zu bedenken gegeben habe. Erst konnten Sie nicht verhindern, dass die Tauben aufflogen, nun trickste Böttcher Sie aus, sprengte seinen Weg aus dem Gartenhaus und ein paar Ihrer Männer direkt in die Hölle. Und jetzt? Jetzt sind Sie ein müder alter Mann, der nicht mehr weiterweiß.«
    »Träumen Sie weiter«, gab Llewellyn zurück, »und stören Sie mich nicht länger. Wie sind Sie eigentlich in dieses Zimmer gekommen? Wen haben Sie diesmal bestochen?«
    »Ich habe mir das Zimmer neben dem Ihren gemietet, auf der Gästekarte aus dem 5er einen 6er gemacht und das Zimmermädchen gebeten, mir aufzusperren, weil ich meine Schlüsselkarte im Badezimmer vergessen hatte.« Schmidt drehte sich um und streckte sich. »Wie Sie sehen, ist nicht immer eine Bestechung notwendig. Wollen Sie mir nichts zu trinken anbieten?«
    Llewellyn machte keine Anstalten, zur Hausbar zu gehen. »Wo sind Ihre beiden Wachhunde geblieben? Dürfen die mit ihrer Artillerie in so feine Hotels nicht hinein? Oder müssen die bei Ihrem Schnellboot bleiben, das Sie im Halteverbot geparkt haben?«
    »Ich habe ihnen heute Abend freigegeben«, erwiderte Schmidt unverbindlich und wechselte das Thema. »Ihre Regierung wird ganz und gar nicht mit den neuesten Entwicklungen zufrieden sein. Viele Optionen verbleiben nicht mehr, um die alten Männer aufzuhalten.«
    »Was vor allem Ihnen schlaflose Nächte bereiten sollte, während meine Regierung, wie Sie es so locker formulieren, eher gelassen den Dingen entgegensieht, die da kommen mögen«, warf der Major ein. »Wenn ich das richtig sehe, dann hat Ihr Konsortium ein echtes Problem, Herr Zwingli. So heißen Sie doch, oder? Egon Zwingli aus Luzern.«
    Llewellyn hängte einen Pullover um die Schultern und ignorierte den forschenden Blick des Schweizers.
    »Sie haben …«, setzte der an.
    »… mit Downing Street 10 telefoniert«, vollendete der massige Mann den Satz und trat neben Zwingli vorbei an die große Panoramascheibe. »Wissen Sie, die Drecksarbeit immer nur andere machen zu lassen, das funktioniert manchmal doch nicht so gut. Ab und an stellen sich sogar die dummen Erfüllungsgehilfen Fragen. Sollten sie keine Antwort darauf erhalten, dann werden sie unangenehm, steigen sogar Regierungen auf die Zehen, vor allem dann, wenn sie selbst nichts mehr zu verlieren haben.«
    Er sah dem Schweizer in die Augen. »Die Männer, die heute gestorben sind, waren Freunde von mir. Sehr enge Freunde, seit langen Jahren. Ich hätte gute Lust, Sie einfach durch dieses Fenster hinunter auf die Straße zu befördern. Dann wäre mir wohler. Ein weiterer Toter in den gefährlichen Straßen von Medellín.«
    Instinktiv trat Zwingli einen Schritt zurück, und Llewellyn grinste.
    »Sie haben gelogen, von Anfang an.« Als der Schweizer etwas einwenden wollte, hob der Major die Hand. »Nein, in Ihren Kreisen würde man es anders ausdrücken: Sie haben nicht die volle Wahrheit gesagt, lediglich ein paar Informationen zurückgehalten. Stimmt’s?«
    Zwingli öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich jedoch und schwieg.
    »Sorgen Sie sich nicht um mein Alter oder meine Pension, um meine Gesundheit oder darum, ob ich weiß, wie es weitergeht«, fuhr Llewellyn fort. »Ich bin ab sofort eigenständig unterwegs. Meine Regierung hat mir grünes Licht gegeben für alle Entscheidungen, die ich treffe. Ich werde das tun, was ich bereits seit Beginn hätte machen sollen: die Interessen Englands vertreten, und nicht einem dubiosen Konsortium Hindernisse aus dem Weg räumen.«
    »Sie haben keine Ahnung, worum es wirklich geht«, gab Zwingli verärgert zurück. »Sie sind ein ignoranter, störrischer alter Mann, der nicht in die heutige Zeit passt, weil er sie nicht mehr versteht.«
    »Mag

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