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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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bevor er erneut in einem lichten Wald verschwand. Sein Fahrer, der Mann im blauweißen Jogginganzug, lenkte die Limousine mit einer Hand, während er mit der anderen die Schnellwahltaste an seinem Handy betätigte. Als sein Gesprächspartner sich mit einem unverbindlichen »Ja!« meldete, entnahm er den Hintergrundgeräuschen, dass Soichiro Takanashi bereits unterwegs war.
    »Treffpunkt Bodenkirchen, Ortsteil Bonbruck«, sagte der Unbekannte, »bei der Gemeindeverwaltung links, die Von-Feury-Straße bis zum Waldrand, dann rechts. Perfekter Platz. Zeit der Übergabe 15 Uhr 30, also in einer Stunde.«
    »Sehr gut, dann muss ich nicht so weit fahren, wie ich dachte«, antwortete Takanashi. »Ich werde pünktlich da sein.«
    »Weber auch, dem ist das Herz in die Hose gerutscht«, gab der Unbekannte zurück und legte auf. Zufrieden schaute er auf die Uhr. Damit wartete Takanashi weit vom Schuss, mehr als sechzig Kilometer vom tatsächlichen Übergabeort entfernt. Bis er Verdacht schöpfen würde, war alles bereits gelaufen und die Diamanten in den richtigen Händen.
    Der Mann lächelte. In seinen Händen … Manchmal war es so einfach!
    Als er vor sich eine Gabelung sah, wusste er, dass er dem Ziel näher kam. Er wählte den rechten Weg, rollte durch ein letztes Waldstück, und dann lag die Isar vor ihm, grün und glitzernd im Nachmittagslicht. Ein niedriges Wehr staute den Fluss auf, und ein schmaler Steg aus Steinen führte ein paar Meter ins Wasser hinein.
    Der Unbekannte schaute sich rasch um. Niemand war zu sehen, alles ruhig und verlassen. Er bog rechts ab und versteckte den Mercedes fünfzig Meter weiter stromaufwärts in einem Waldweg, der von überhängenden Zweigen beinahe verdeckt wurde. Das üppige Grün der Wälder verschluckte fast jedes Geräusch. Selbst das Rauschen des Wassers, das über das Wehr strömte, war kaum mehr zu hören.
    »Könnte nicht besser sein«, murmelte der Mann, öffnete den Kofferraum und vertauschte rasch das Jogging-Outfit mit einem grünbraunen Tarnanzug. Dann zog er ein futuristisch aussehendes AWM -Scharfschützengewehr mit Zielfernrohr und mattschwarzem Lauf aus seiner Hülle. Nachdem er das Magazin kontrolliert hatte – fünf Schuss waren vier zu viel für den heutigen Einsatz –, lief er los, flussabwärts, an dem Wehr vorbei, und schlug sich dann nach links ins Gebüsch. Mit sicherem Auge suchte er sich einen Platz mit freiem Schussfeld, von dem aus er den schmalen Steg überblicken konnte.
    Christopher Weber ist so gut wie tot, dachte er, als er sich auf den Waldboden legte, den Lauf auf eine Wurzel stützte und durch das Zielfernrohr blickte. Auf diese Distanz konnte selbst ein Stümper nicht danebenschießen. Zufrieden entsicherte er das Gewehr und lud durch.
    14:45 – die Diamanten konnten nicht mehr weit sein, Weber musste jede Minute eintreffen.
    Aus der nahe gelegenen Kläranlage trug der Westwind den Gestank von Fäkalien und verfaultem Wasser übers Land. Niemand würde Verdacht schöpfen, wenn die Leiche des jungen Mannes nach einigen Tagen zu verwesen beginnen würde. Sein Plan stimmte bis ins letzte Detail.
    14:50 – der Mann im Tarnanzug sah auf die Uhr und runzelte die Stirn. Weber hatte Verspätung. Sollte er Probleme haben, die richtige Abzweigung von der B11 zu finden? Oder hatte er Angst um den Unterboden des Porsche auf dem Feldweg? Der Mann grinste, als er an den Sportwagen dachte. Der Porsche würde ein nettes Zubrot sein. Wenn er ihn rasch genug verkaufte, an fliegende russische Händler etwa, dann würde der Wagen tief im Ural sein, bevor die Diebstahlsanzeige einging.
    Drei Minuten später hörte er einen starken Motor brummen und wandte den Kopf.
    Da war er!
    Der dunkelblaue Sportwagen rollte mit grollendem Auspuff wie ein mühsam gezähmtes wildes Tier über den Waldweg bis ans Ufer und hielt an, der Motor erstarb.
    Nach einem erneuten Blick durch das Zielfernrohr fluchte der Unbekannte. Der Porsche stand genau vor dem steinernen Steg und nahm ihm die Sicht. Während er noch fieberhaft überlegte, wo er sich nun postieren sollte, war Christopher bereits ausgestiegen und hatte sich umgeblickt. Nun beugte er sich in den Wagen und holte die Edeka-Einkaufstasche heraus, umrundete den Porsche und betrat den Steg.
    Das Rauschen des Wassers erfüllte die Luft, je näher der Unbekannte dem Ufer kam. Als er endlich freie Sicht auf den Steg hatte, blieb er, hinter dichten Gebüschen verborgen, stehen und brachte das Gewehr in Anschlag.
    »Holen Sie die

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