Falsch
unterstützt. Die überwachen alle Flughäfen. Das hätte uns den Überraschungseffekt gekostet und Sie Ihr Inkognito.« Er schob ein Kuvert über den Tisch. »Die Botschaft hat auch nicht geschlafen. Hier, die Schlüssel Ihres Wagens, gemietet auf einen Sekretär des Wirtschaftsattachés. Die Parkkarte ist drin.«
»Warum so viel Aufwand?«, meinte Llewellyn stirnrunzelnd, als der Kellner ihm den Espresso serviert und einen Teller Kekse danebengestellt hatte.
»Sie fragen jemanden, der nicht einmal halb so viel Ahnung von der ganzen Sache hat wie Sie … ich war nicht dabei.« Der Mann lachte leise und schaute auf die Uhr. »Noch zehn Minuten, dann muss ich einchecken. Die Maschine nach London zurück wartet nicht. Aber soviel ich erfahren habe, wurde Zwingli bereits gestern unterrichtet, dass Ihre südamerikanischen Freunde angekommen und im Beau Rivage am Quai du Montblanc abgestiegen sind.« Er kratzte seine Nase. »Mein Gott, diese Schweizer haben manchmal Straßennamen wie ein Gedicht. Da ahnt man schon, dass es etwas teurer wird …«
»Zwingli weiß also Bescheid?«, fragte Llewellyn nach.
»Ja, aber Compton meint, er werde sich seine nächsten Schritte vom Konsortium absegnen lassen müssen. Vergessen Sie nicht, es ist sein größter Kunde, und Zwingli wird sie nicht verärgern wollen.«
»Woher kommt dieser unsympathische Zwerg eigentlich?«, murmelte Llewellyn und sah sein Gegenüber fragend an.
»Der übliche Weg – nach unten getreten und nach oben gehorcht«, meinte der Mann spöttisch. »Geboren in einem kleinen Nest im Tessin, erst Armee, dann Auslandseinsätze für eine Interventionstruppe, schließlich eine eigene Sicherheitsfirma. Gleich nach der Eröffnung die größten Aufträge, die besten Kunden. Internationale Kontakte, manche behaupten Waffenhandel so nebenbei, andere sprechen von Drogen und illegalen Kurierdiensten. Hat Geld bis zum Abwinken. Die Jacht, die Sie vor Kolumbien gesehen haben, ist seine.«
Der Major kniff die Augen zusammen. »Sie sind erstaunlich gut informiert.«
»Mein Job«, gab sein Gegenüber ruhig zurück. »Ich versuche nur, Ihre Fragen zu beantworten. Noch etwas?«
»Jede Menge«, erwiderte Llewellyn. »Warum bin ich hier?«
»Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Ja, ja, die grundsätzlichen Fragen …«, spottete der Agent. » MI 5 kann diesen Zwingli aus verschiedenen Gründen nicht ausstehen. Sagen wir so: Bestimmte Länder, die plötzlich aus unerklärlichen Quellen Oerlikon-Kanonen beziehen, stehen auf einer durchaus zweifelhaften Liste. Die Jobs, die Zwinglis Firma hier erledigt, sind mehr als dubios, oft am Rande der Legalität, manchmal auch eindeutig auf der falschen Seite. Vielleicht wird es Zeit, dass ihm jemand auf die Finger klopft? Jemand, der sich nicht kaufen lässt, der keinen Schweizer Pass hat, ein Mann wie Peter Branfton?«
Der Mann trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Aber das ist nicht alles. Die Schweizer Banken sind hinter den Südamerikanern her wie der Teufel hinter den Seelen. Auf der einen Seite sind sie hin- und hergerissen, weil sie nicht wissen, wo der alte Mann aus dem Dschungel die Hinweise versteckt und wie er sie verschlüsselt hat. Andererseits fürchten sie nichts mehr als den Erfolg der Gruppe. Was also tun? Die drei Hinweise helfen ihnen nichts, sonst hätten sie die Enkelin Klausners und den Sohn Grubers schon beseitigt. Wer entschlüsselt aber dann für sie das Rebus? Vielleicht braucht man dazu Familienwissen … sonst war alles umsonst.«
»Ich beginne zu verstehen«, sagte Llewellyn leise. »Wovor haben die Schweizer Angst?«
Der Agent schüttelte den Kopf. »Dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt? Keine Ahnung, ehrlich. Auch Compton tappt im Dunkeln. Downing Street hat sich auf die Sache mit den Druckplatten eingelassen, aber das war ein eklatantes Informationsdefizit, ein plumper Köder und …« Der Mann brach mitten im Satz ab und zuckte mit den Schultern. »Was soll’s, politischer Mumpitz. Enttäuschend für den MI 6, aber die tappen in letzter Zeit von einer Panne in die andere.«
»Und wer schickt mich jetzt in die Schweiz?«
»Wer schickt wen? Sie meinen Peter Branfton? Aber den gibt es doch gar nicht, oder kennen Sie ihn?«
»Ich bin also auf Urlaub hier? Besichtigungen, Stadtrundfahrten und viel Schokolade?«
»Sehr richtig, dazu hin und wieder Käsefondue, Kirschwasser und Züricher Geschnetzeltes. Da ist übrigens das Hauptquartier von Zwingli.« Der Agent warf einen
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