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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Kontrollblick durch das Lokal. »Major, ich glaube, wir sollten nicht so lange miteinander konferieren, das könnte auffallen. Im Handschuhfach des Wagens wartet eine kleine Überraschung auf Sie. Ach ja, und noch was. Wir haben an dem 7er BMW der Südamerikaner in der Nacht ein Ortungssystem angebracht, damit Sie es nicht gleich zu Urlaubsanfang so schwer haben.« Er lächelte. »Hat mich gefreut, ich muss wieder los. Genießen Sie die Berge! Und wenn Sie uns Zwingli auf einem Tablett servieren, dann haben Sie was gut. Cheerio!«
    Llewellyn sah dem Geheimdienstmann nach, als er mit großen Schritten das Café verließ, hastig auf seine Uhr blickte, ganz gestresster Reisender.
    »Willkommen in der Schweiz!«, verkündete das Plakat, das glücklich lachende Kinder neben einer Kuh auf der Alm zeigte. Llewellyn hätte gewettet, dass die Kuh ebenfalls fürs Foto lächelte.
    Kopfschüttelnd verließ er den Terminal und machte sich auf den Weg.
    Der Wagen, der auf dem Platz im Parkhaus P1 stand und auf Schlüsselknopfdruck leise piepste, war eine weiße Mercedes-E-Klasse. Der Major stieg ein und aktivierte das Navigationssystem. Dann schaute er ins Handschuhfach. Neben einem kleinen Empfänger mit länglichem Display lag eine Glock mit drei Reservemagazinen. Der Major prüfte die Pistole und steckte sie in den Hosenbund. Für einen kurzen Augenblick überlegte er, den Empfänger einzuschalten. Doch dann entschied er sich dafür, gleich ins Beau Rivage zu fahren. Die Südamerikaner kannten ihn nicht, und bei der Gelegenheit könnte er gleich feststellen, ob Zwingli bereits auf der Lauer lag. Sollte der Schweizer nicht auf das Tablett passen, auf dem London ihn sehen wollte, würde Llewellyn ihn zurechtstutzen.
    Darauf freute er sich bereits diebisch.

10. April 1945,
Schloss Labers, Meran, Südtirol/Italien
    Obersturmbannführer Heinz Claessen drückte auf einen Knopf neben dem Telefon und wartete, während er auf und ab ging und flüchtig den Sitz seines weißen Smokings überprüfte. Trotz der nächtlichen Stunde stand einige Augenblicke später bereits ein SS -Mann in der Tür und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Bringen Sie mir Papier, ein Kuvert und etwas zum Schreiben«, befahl ihm Claessen und betrachtete Hanna, die sich eine Zigarette anzündete und es vermied, ihn anzusehen. Er ging zu ihr hinüber und baute sich vor ihr auf, den Kopf schief gelegt. Dann nahm er ihr mit einem raschen, energischen Griff die Zigarette aus den Fingern und drückte sie mit einer genau bemessenen Bewegung auf ihrem Oberschenkel aus. Die Glut brannte sich durch den Stoff des Kleids und in ihre Haut.
    Mit einem Schmerzensschrei schoss Hanna in die Höhe. Claessen schlug mit dem Handrücken zu, und sie fiel wieder in den Lehnstuhl zurück. Blut tropfte von ihrer Unterlippe.
    »Bevor wir das Spielchen wiederholen, wirst du mir zuhören«, stellte Claessen ruhig fest. »Die Waffen- SS oder jemand an der Heeresspitze versucht, mit den Amerikanern zu verhandeln. Ich weiß nicht, woher Reinke die Information hat, aber er weiß immer alles, und ich nehme an, sie stimmt. Hast du vielleicht parallel dazu dein kleines Privatabkommen mit den Engländern getroffen?«
    Hanna war blass vor Schmerz und Schock, ihre Hände krampften sich in die zerschlissenen Armlehnen. Ihre Stimme war flach, ihre Augen waren dunkel von Hass.
    »Du bist wahnsinnig, Heinz, einfach irre. Ein gestörter Sadist mit zu viel Phantasie.«
    »Beantworte meine Frage. Was weiß dieser Bonazzi, und wo stehst du?«
    »Hast du Angst, dass ich auf der falschen Seite sein könnte?«, fauchte sie.
    »Nur für dich«, gab Claessen ruhig zurück. »Also?«
    »Er weiß nichts, gar nichts«, stieß die junge Frau hervor. »Nicht einmal, wer ich bin. Er denkt, er hat mit einer evakuierten Berliner Geschäftsfrau geschlafen, die er in einem Café unter den Lauben kennengelernt hat. Während er einmal kurz aus dem Zimmer ging, um eine neue Flasche Rotwein aus dem Keller zu holen, habe ich mich ein bisschen in seinem Schreibtisch umgesehen. Dabei sind mir der Stadtplan von London und das Zigarettenpapier aufgefallen, die gleiche Marke wie dieses hier.«
    Sie wies auf den Boden, wo das Päckchen lag und aufgegangen war.
    Claessen hob die verstreuten Blätter und die Packung auf und verließ wortlos das Lesezimmer.
    Im Vorraum wartete der SS -Mann mit Papier und Füllfeder. Claessen malte ein Kreuz auf das Blatt und schrieb ein großes »R.« darunter. Dann faltete er das Papier, steckte es in das

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