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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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in der Schweiz mit Dulles verhandeln will, dann werden wir ihn nicht aufhalten können.«
    Die Schweiz, ging es Claessen durch den Kopf, die Schweiz …
    »Sie dürfen mit Ihrem Stab auf keinen Fall in die Hände der Alliierten fallen«, fuhr Reinke fort, »schon gar nicht mit Ihrem Wissen und Ihrem …« Er zögerte. »… Ihrem Material. Wir haben Sie effektiv gegen die Partisanen schützen können, aber gegen die alliierte Übermacht …« Der General verstummte.
    »Ja, ist schon klar«, murmelte Claessen. »Wir wollten sowieso heute oder morgen von hier abziehen, mit Mann und Maus, aber die Frage nach dem Wohin bereitet uns etwas Kopfzerbrechen. Wie auch immer …«
    »Nehmen Sie alles mit, was Sie tragen können, und zünden Sie das Gebäude an, um die Spuren zu verwischen«, befahl Reinke. »Wir werden hier bis zum letzten Mann kämpfen und das Reich beschützen.«
    Darauf fiel Claessen keine vernünftige Antwort mehr ein. Also legte er einfach auf und schüttelte den Kopf. »Idiot«, murmelte er. »Eine Armee Amerikaner steht vor der Tür, und du überlegst, ob du durchs Schlüsselloch schießt …«
    Der Obersturmbannführer sah zu Hanna hinüber, die noch immer mit geschlossenen Augen im Lehnsessel kauerte. Nach außen hin hatte er sich wieder völlig unter Kontrolle.
    Auf dem schwarzen Telefonhörer jedoch glänzte der Schweiß.

Ankunftsgebäude,
Aéroport International de Genève/Schweiz
    Der Flug British Airways 724 aus London war pünktlich in Genf gelandet und rollte bei strahlendem Sonneschein auf seine Position. Die Maschine war kaum halb voll gewesen, und so hatte sich Llewellyn ausstrecken und eine Mütze Schlaf nachholen können. Der Kaffee vor der Landung, dessentwegen ihn die Stewardess mit einem unschuldigen Lächeln geweckt hatte, war ein Anschlag auf die Geschmacksnerven der Passagiere gewesen: weitgehend geschmacklos, zu dünn und lauwarm. Nun freute sich Llewellyn auf einen Espresso.
    Als sich der Flieger langsam leerte und der Major in seine Jacke schlüpfte, knisterte etwas in der Brusttasche. Stirnrunzelnd zog er das gefaltete, gelbliche Schwarzweißfoto aus der Dschungelhütte Hoffmans hervor. Die SS -Runen sprangen ihm ins Auge, und er ärgerte sich. Eigentlich hatte er Compton das Bild zeigen und ihn nach dem Mann fragen wollen, hatte es aber aus Müdigkeit glatt vergessen.
    »Zu viele Flughäfen in zu kurzer Zeit«, murmelte er und stieg die Gangway hinunter zum wartenden Bus. Der Fahrer hatte nur noch auf ihn gewartet und schloss die Türen. Llewellyn stellt sich ans Heckfenster und blickte zum Himmel. Was für ein Unterschied zu London, dachte er, da stieß ihn jemand sanft am Ellenbogen.
    »Entschuldigen Sie, Sir, Sie haben Ihren Pass fallen lassen.« Ein Mann im Anzug und mit Aktentasche lächelte ihn an.
    Llewellyn blickte auf den Boden und sah einen britischen Pass neben seinem rechten Fuß liegen. »Das kann nicht sein«, murmelte er, »meiner ist …«
    »Aber bestimmt doch, ich habe gesehen, wie er aus Ihrer Tasche fiel«, setzte der Unbekannte hinzu und nickte, dann drehte er sich um und ging nach vorn zum Fahrer.
    Llewellyn bückte sich, hob den Pass auf und schlug die erste Seite auf. Peter Branfton. Darüber lächelte ihm sein Bild entgegen, darunter klebte eine Post-it-Notiz: »Montreux Jazz Café, nach dem Zoll rechts.«
    »Mr. Branfton?« Der Schweizer Zollbeamte blätterte geschäftsmäßig in Lllewellyns Pass, verglich das Foto mit dem Mann, der vor ihm stand, nickte dann und reichte ihn wieder an seinen Besitzer zurück. »Der Nächste, bitte!«
    Das Montreux Jazz Café lag ganz rechts in der großen Ankunftshalle, ein modernes Ensemble aus Chrom, Glas und gerahmten Bildern von Künstlern, die alle einmal auf dem weltbekannten Festival in Montreux aufgetreten waren. Miles Davis, Carlos Santana, Keith Jarrett oder Ella Fitzgerald lächelten von den Wänden oder waren in ihre Musik vertieft.
    Der Mann aus dem Bus wartete an einem der rückwärtigen Tische in der Lounge und erhob sich, als Llewellyn zu ihm trat.
    »Major, schön, Sie zu treffen. Ich hoffe, Sie hatten keine Schwierigkeiten bei der Einreise.« Er schmunzelte. »Was aber auch nicht anzunehmen war. Kaffee nach dem Flug?«
    Llewellyn nickte und nahm Platz. »Espresso, ein dreifacher. Nächstes Mal fliege ich mit Alitalia. Hat Compton Sie geschickt?«
    »Ja, er hat mich um ein Uhr morgens losgehetzt wegen Ihrer Papiere. Meinte, ich soll Ihnen ausrichten, Zwingli werde vom Schweizer Geheimdienst

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