Falsch
freundlich«, knurrte Willi. »Da vorn kommen die Kehren, da kannst du bequem wenden. Genug Platz selbst für einen schlechten Fahrer …«
»Hört auf herumzufrotzeln!«, warf Ernst ein. »Ihr braucht jetzt keinen Wettbewerb auszutragen, wer schneller pinkeln oder wenden kann. Die Straße ist rutschig, und es sind schon Leute beim Urinieren abgestürzt.«
»Die Zeitungsmeldung will ich sehen«, grinste Paul und gähnte laut. »Gepinkelt, gestürzt, getötet …«
Franz schaltete herunter, als die Steigung der Straße zunahm. »Willi sollte man Windeln anziehen, sonst wird jede Fahrt zu einer Toiletten-Tour«, brummte er.
»Du mich auch«, antwortete Willi bissig, als der Magirus-Deutz in der Kehre ausrollte und anhielt. »Bin gleich wieder da.« Damit öffnete er die Tür, sprang vom LKW , warf sie krachend wieder zu und eilte zum Straßenrand, während Franz ebenso krachend den ersten Gang einlegte.
»Zwischengas …«, kam es in flehentlichem Ton von Paul auf der Rückbank. »Das ist das lange Pedal rechts, du verhinderter Nuvolari.«
»Jetzt seid nicht so schwierig«, antwortete Franz und mühte sich an dem riesigen Lenkrad ab. »Das Getriebe muss auch mal merken, dass ich am Steuer sitze.«
Nach drei Anläufen und ein paar Kratzern in der Stoßstange durch einen der Kilometersteine am Straßenrand war es geschafft. Der schwere Magirus-Deutz stand erneut in Fahrtrichtung Inntal und Willi kehrte erleichtert auf seinen Platz auf der Rückbank zurück.
»Von mir aus können wir wieder«, meinte er und rieb sich die Hände. »Ziemlich frisch draußen.«
Franz wollte den ersten Gang einlegen, als ein Ausruf von Paul ihn zögern ließ: »Sag mal, hast du das Straßengeländer beim Wenden versehentlich mitgenommen? Da fehlen ein paar Latten … Hängen die jetzt möglicherweise hinten an der Stoßstange?«
Ernst, der auf dem Beifahrersitz saß, schaute in den großen Rückspiegel und zuckte mit den Schultern. »Nichts zu sehen.« Dann beugte er sich vor und blickte an Franz vorbei zum Straßenrand. »Paul hat recht, da fehlt ein Teil des Geländers. Wartet mal, ich gehe nachschauen.« Er öffnete den Wagenschlag, sprang auf die Straße und ging am hohen Kühler des Magirus-Deutz vorbei zur anderen Straßenseite.
»Wenn das so weitergeht, dann können wir hier gleich eine Außenstelle einrichten«, maulte Franz, »auf die Weise kommen wir nie rechtzeitig zum Piburger See. Wir müssen danach noch hoch in die Berge zu den beiden Staustufen. Mit ein wenig Pech sind wir den ganzen Tag unterwegs …«
Ernst stand am Straßenrand, die Hände in die Seiten gestützt und schaute angestrengt in Richtung Wald. Dann drehte er sich um, kontrollierte das Heck des Magirus-Deutz, zuckte mit den Schultern und wollte bereits wieder zurückkehren, als er stutzte. Er ging in die Knie und klaubte etwas vom Boden auf. Dabei sah er die Abdrücke des Reifenprofils, die sich im losen Schotter abzeichneten.
»Der kleine Hausdetektiv bei der Arbeit«, lästerte Willi und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Er hat sicher die Spur eines stolpernden Kaninchens gefunden«, gab Franz hoffnungsvoll zurück.
Doch Ernst stand bereits wieder am Abhang und blickte mit schräg gelegtem Kopf zum Waldrain. Dann drehte er sich um und winkte aufgeregt den anderen zu.
»Ich glaube, er braucht seine Assistenten«, lächelte Paul und öffnete die Tür. »Lass den Wagen irgendwo an den Straßenrand rollen und zieh die Bremsen an«, meinte er zu Franz, bevor er Willi anstieß. »Und du komm mit, Profidetektiv, sonst dauert es noch länger.«
Als die beiden Männer bei der Lücke in dem Geländer am Scheitelpunkt der Kehre angekommen waren, sahen sie Ernst den kleinen Abhang hinabklettern.
»Was macht er …?« Willi schüttelte ratlos den Kopf.
Paul suchte mit den Augen den Waldrand ab. Da fiel ihm etwas auf … »Ist das da unten das Heck eines kleinen LKW ?«, murmelte er mit gerunzelter Stirn.
»Wo?« Willi strengte sich an, konnte aber im Halbdunkel nichts erkennen.
»Da, unter den überhängenden Ästen!« Paul streckte die Hand aus und deutete mit dem Finger auf einen Farbfleck, der nach Tarnanstrich aussah.
»Ja, da liegt etwas«, bestätigte Franz, der inzwischen den Magirus geparkt hatte und hinter die beiden Männer getreten war. »Vielleicht können wir helfen. Los, stehen wir hier nicht rum.«
Wenige Minuten später waren sie neben einem völlig verstörten Ernst angekommen, der die Fahrertür des Opel-Blitz geöffnet
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