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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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hatte und nun sprachlos auf die Leiche vor sich starrte. Für einige Augenblicke schwiegen alle betroffen.
    »Ein Fahrer in Zivil in einem Heeres- LKW ?«, flüsterte Willi, der sich als Erster gefangen hatte. »Seltsam.«
    Paul nickte stumm. Er deutete in den Fußraum, wo neben einer halb zerfetzten Karte eine Maschinenpistole und Handgranaten lagen. »Sieht nach einer längeren Reise aus. Durch gefährliche Gebiete …«
    »… die nicht gut geendet hat«, ergänzte Franz, der sich ins Fahrerhaus hochzog, um die Leiche und den Ast näher zu betrachten. »Er muss sofort tot gewesen sein«, meinte er schließlich und legte seine Hand auf den Unterarm des Fahrers. »Noch nicht kalt. Der Unfall passierte vor kaum einer Stunde, höchstens.«
    »Täusche ich mich, oder ist auf der Karte eine Route eingezeichnet?«, fragte Ernst und deutete in den Fußraum.
    »Sieh nach«, nickte Willi, »ich werde inzwischen den Laderaum kontrollieren. Mal schauen, was unser geheimnisvoller Zivilist so alles transportierte.« Dann wandte er sich an Franz. »Durchsuch am besten seine Taschen, vielleicht findest du einen Hinweis auf seine Identität.«
    Er gab Paul ein Zeichen, und beide gingen zum Heck, schlugen die Plane ein Stück zurück und kletterten hoch. Der Himmel färbte sich im Osten hinter den Bergen langsam rosa, und es wurde heller. Die zehn Kisten mit der Fracht waren durch den Aufprall alle an die Stirnwand der Ladefläche geschoben worden und lagen nun wie kreuz und quer gewürfelt.
    »Na ja, nicht gerade üppig«, murmelte Paul, der die Augen zusammenkniff, um besser sehen zu können. Aus dem Halbdunkel leuchteten ihm Reichsadler und Hakenkreuz entgegen. »Nummerierte Holzkisten aus Reichsbeständen, soso«, meinte er misstrauisch und winkte Willi näher. »Du hast doch sicher deinen Dolch dabei. Lass uns nachschauen, was in den Kisten ist.«
    Doch bevor Willi sein großes Fahrtenmesser ansetzen konnte, ertönte ein lauter Ruf: »Hierher! Sofort!«
    Beide Männer hielten inne und sprangen von der Plattform, griffen zu ihren Waffen und stürmten vor zum Fahrerhaus. Doch da stand nur Ernst, der völlig entgeistert auf vier rote Pässe starrte und einen großen Umschlag in der linken Hand hielt.
    Willi steckte die Pistole wieder weg und runzelte die Stirn. »Was ist jetzt wieder so dringend? Wir wollten gerade die Fracht inspizieren …«
    »Seht euch das an«, flüsterte Ernst ergriffen, »vier blanko Diplomatenpässe des Vatikans …«
    Paul pfiff durch die Zähne. »Hast du sonst noch Überraschungen für uns?«
    Ernst reichte ihm wortlos einen engbeschriebenen Briefbogen. »Gezeichnet Kesselring, wenn mich nicht alles täuscht.«
    Franz kam um den Opel herumgelaufen. »Das habe ich dem Toten vom Finger gezogen«, stieß er hervor und öffnete die Hand. Ein Totenkopfring mit schwarzen Steinen in den Augenhöhlen kam zum Vorschein.
    » SS «, raunte Ernst.
    »Also doch kein Zivilist«, ergänzte Willi. »Ganz im Gegenteil. Das wird immer ominöser …«
    »Eher hoher SS -Rang, solche Ringe werden nicht wahllos verliehen«, wunderte sich Ernst. »Aber wo ist seine Uniform?«
    »Ihr werdet es nicht glauben …«, unterbrach sie Paul wie vor den Kopf gestoßen, als er von dem Schreiben Kesselrings aufblickte. Stumm reichte er es an Willi, nahm Ernst den Umschlag aus der Hand und kramte weiter darin. »Tatsächlich, da ist er«, murmelte er und zog den Befehl Himmlers heraus, entfaltete und überflog ihn.
    Dann sah er seine drei Freunde an.
    »Das, Männer, ist unsere letzte Chance und zugleich die beste, die wir jemals hatten«, flüsterte er aufgeregt. »Morgen um diese Zeit sind wir bereits am Bodensee. Jetzt hört mir genau zu …«

Hotel Beau Rivage Palace,
Lausanne/Schweiz
    Elegant und mit einer schwungvollen Kurve legte das Riva-Schnellboot an die Mole in Blickweite des Beau Rivage Palace an. Die Lage des Hotels, unweit von zwei Museen in einem gepflegten Park, war malerisch und ruhig.
    »Das Beau Rivage ist das fünfstöckige, alte Haus am Ende des Parks, mit den drei großen Flaggen auf dem Dach«, instruierte der Fahrer John Finch und Georg, nachdem er ihnen die beiden Reisetaschen aus dem Boot gereicht hatte. »Das rechte Gebäude ist das Palace, etwas später errichtet. Beide Häuser gehören heute zusammen. Gehen Sie einfach immer geradeaus, Sie können es nicht verfehlen.«
    Finch und Gruber verabschiedeten sich, überquerten die Place du Port und strebten einem der zwei Eingänge des Fünf-Sterne-Hotels

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