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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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zu. Aus den Augenwinkeln beobachtete Finch die abgestellten Wagen, die jedoch alle leer waren und einheimische Kennzeichen hatten.
    »Nehmen wir uns ein Zimmer?«, erkundigte sich Georg, während er neben Finch her trabte. »Wir können ja schlecht versuchen, gleich in den Keller zu gehen, die Rose zu finden und dann den dritten Pfeiler anzugraben. Das wäre unter Umständen ein wenig auffällig.«
    »Vielleicht haben wir Glück, und es gibt eine Sauna oder einen Fitnessraum im Untergeschoss«, dachte Finch laut nach. »Aber fürs Erste denke ich, wir sollten uns für eine Nacht einquartieren, bevor wir uns auf die Suche machen. Andererseits … je länger wir an einem Platz bleiben, desto leichter sind wir zu finden. Die Jäger sind auf unserer Fährte, vergiss das nicht …«
    »Wie könnte ich«, erwiderte Georg seufzend. »Wenn wir wenigstens wüssten, warum …«
    In diesem Moment klingelte Finchs Handy. »Ja, Fiona, wo seid ihr?«
    »Auf der A1 in Richtung Bern«, antwortete die junge Frau. »Der Japaner fährt einen Wagen mit österreichischem Kennzeichen, wusstest du das?«
    »Hat er euch bemerkt?«, wollte Finch wissen.
    »Nein, das glaube ich nicht.« Die Stimme Fionas klang etwas abgehackt. »Glaubst du, es war eine gute Idee, ihn zu beschatten? Nur weil er viel über diesen Claessen weiß, heißt das noch nicht, dass er das Geheimnis der alten Männer kennt. Er könnte auch einfach weiter an den Bodensee und heim nach Österreich fahren.«
    »Hmm …«, überlegte Finch, »das wäre möglich. In diesem Fall lasst ihn und kommt einfach wieder zurück. Aber nur, wenn ihr sicher seid, dass er die Grenze überquert und die Schweiz verlässt. Bis dahin bleibt an ihm dran.«
    »Machen wir«, versprach Fiona. »Ich melde mich, wenn es etwas Neues gibt.«
    Die Lobby im Beau Rivage Palace war riesig, erinnerte an einen griechischen Tempel mit zahllosen Säulen und weißem Marmorfußboden und war eigentlich ein Lichthof, der bis zum Dach reichte.
    »Glanz und Pracht vergangener Tage, konserviert in einer Zeitkapsel«, stellte Georg fest, nachdem er staunend die Kronleuchter und die Gemälde an den Wänden bewundert hatte.
    »Eine teure Zeitkapsel«, gab Finch zurück, »die Preise beginnen bei fünfhundertvierzig Schweizer Franken für das einfache Zimmer. Ohne Frühstück. Das garantiert eine gewisse Exklusivität. Die Preise der Suiten gibt’s überhaupt nur auf Anfrage. Ein gut gehütetes Geheimnis …«
    »Du bist erstaunlich gut informiert«, stellte Georg fest, während er das Juwel der Belle Epoque bewunderte.
    »Dank einem gewissen Rezeptionisten in Genf«, lächelte Finch, »der mich mit den wichtigsten Einzelheiten versorgt hat. Trotzdem müssen wir noch eine ganze Menge herausfinden, und zwar rasch!«
    »Warum bist du eigentlich so sicher, dass es dieses Hotel Beau Rivage in Lausanne ist, in dem wir suchen müssen, und nicht das in Genf?«, erkundigte sich Georg und sah sich neugierig um. Ein Portier kam auf sie zu und streckte die Hände hilfsbereit nach dem Gepäck aus.
    »Ganz einfach, weil es im Keller des Beau Rivage in Genf keine Pfeiler gibt und nirgendwo eine Rose zu finden ist«, flüsterte Finch. Laut sagte er zu dem Hotelmitarbeiter: »Wir haben uns noch nicht dazu entschlossen, ein Zimmer bei Ihnen zu nehmen, würden aber sehr gern einen Kaffee auf der Terrasse trinken. Könnten Sie unsere Reisetaschen inzwischen in Verwahrung nehmen?«
    »Aber selbstverständlich, Messieurs«, lächelte der Portier und wies auf eine kunstfertig verzierte Doppeltür. »Zum Café geht es da hinüber!«
    »Es scheint unglaublich zu sein, aber seit der Erbauung des Beau Rivage im Jahr 1861 war das Haus bis heute keinen einzigen Tag geschlossen«, zitierte Finch eine Werbebroschüre, die er im Vorbeigehen von einem kleinen Beistelltisch mitgenommen hatte. »Selbst im Ersten und Zweiten Weltkrieg funktionierte das Nobelhotel wie ein gut geöltes Schweizer Uhrwerk. Hier traf sich die ganze Welt.«
    »Die gut betuchte Welt«, schränkte Georg ein. »Als dieser Paul Hoffmann am Kriegsende 1945 hierherkam, war es also kein Problem für ihn, ins Haus zu gelangen und etwas zu verstecken?«
    »Vielleicht kam er auch genau deswegen hierher«, meinte der Pilot nachdenklich. »Hier steht, dass während des Krieges das Haus von Franzosen, Engländern, Amerikanern, Italienern, Rumänen und Schweizern als Zufluchtsort genutzt wurde. Ein exklusiver Club der feinen Überlebenden, dessen Mitglieder alle aus der Oberschicht

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