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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Werkstatt einer Mercedes-Vertretung lag unterhalb der Villa. Motorengeräusche drangen bis auf die Straße, unterbrochen durch Hämmern und Bohren.
    Hinter ihnen, zwischen der Villa und der Werkstatt, lag, wie Aristide Leblanc beschrieben hatte, terrassenartig ein Streifen Brachland, überwuchert von Gestrüpp, hohem Gras und einigen Föhren, die sich wohl wild hier ausgepflanzt hatten.
    Das musste der Platz sein. Es gab weder Gitter noch Zaun, lediglich eine kniehohe Mauer begrenzte das verlassene Grundstück zur Gasse hin.
    Georg und Finch stiegen darüber und drangen zwischen Büschen und Gestrüpp, Disteln und Brennnesseln tiefer vor. Hier musste der Eingang sein, wenn es ihn überhaupt noch gab. Jetzt hieß es suchen und auf das Glück vertrauen.
    Fünfzig Meter weiter saß Llewellyn hinter dem Steuer seines Mercedes und runzelte die Stirn. Er hatte die beiden Männer beobachtet, die sich hinter der Werkstatteinfahrt in die Büsche geschlagen hatten. Irgendwo, ganz weit hinten in den Tiefen seiner Erinnerung, begann eine Alarmsirene zu heulen. Woher kannte er die beiden? Waren sie ihm schon einmal begegnet? An dem Abend, als er dieser Frau in Medellín über den Weg gelaufen war, dieser Klausner, die er danach im Fernsehen wiedererkannte?
    Wo war das noch genau gewesen?
    Der Major zerbrach sich den Kopf, während er das Stück Brachland zwischen den Anwesen nicht aus den Augen verlor. Seltsam, dachte er, dass es unweit des noblen Grandhotels einen so ungepflegten Streifen Grünfläche gab, während alles andere wie geleckt aussah. Er trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad.
    Sitzen bleiben oder nachsehen gehen?
    Zwingli verpassen oder seinem Instinkt folgen?
    Nach einigen Minuten des Abwägens entschloss er sich für Zweiteres. Er holte die Glock aus dem Handschuhfach, steckte sie in seinen Hosenbund, stieg aus und verschloss den Wagen. Gemütlich schlenderte er bergauf, wie ein Müßiggänger, dem das Hotelleben zu langweilig geworden war und der sich ein wenig die Beine vertreten wollte.
    Das Piepsen des kleinen Metalldetektors, der normalerweise für Rohre in der Wand konzipiert war, war laut und deutlich. Erschreckt zog Georg die Hand zurück und schaltete den Sensor ab.
    »Was es auch immer ist, es ist groß und aus Metall«, flüsterte er und wies auf ein Stück Boden zu seinen Füßen. Ringsum wuchsen mannshohe Büsche, deren überhängende Äste die ebene Fläche perfekt tarnten.
    »Lass mich raten«, scherzte Finch und zog den Spaten aus dem Leinenbeutel. »Ein altes Stück Blech, ein verrosteter Kotflügel aus der Werkstatt, der von Unkraut überwuchert wurde?«
    Er stieß versuchsweise den Spaten in die Erde und – kaum drei Zentimeter unter der Oberfläche traf Metall auf Metall. »Drück die Daumen so fest wie noch nie in deinem Leben«, raunte er Georg zu und begann, die dünne Erdschicht abzutragen. Darunter kam nach und nach geriffeltes Metall zum Vorschein.
    »Bingo!«, freute sich Gruber. Seine Augen leuchteten, als die Metallfläche immer größer wurde. »Der alte Aristide wusste genau, wovon er sprach.« Er nahm den Schraubenzieher und versuchte, die Umrisse der Falltür nachzuziehen. »Die ist ja riesig«, wunderte er sich.
    »Bierfässer und ihre Kutscher waren keine Leichtgewichte und manchmal breiter als hoch«, erinnerte ihn Finch. »Schau dir lieber den Riegel und das Vorhängeschloss in der Mitte an, während ich die restliche Erde wegschaufle.«
    »Verrostet und halb zersetzt«, berichtete Georg nach genauerer Inspektion. »Vergiss nicht, der Gang zum Keller wurde in den sechziger Jahren zugemauert. Fünfzig Jahre Schweizer Wetter kann auch den Widerstandsfähigsten zerstören.«
    Während Finch noch die letzten Reste der Erdschicht beiseiteräumte, zog Georg das Brecheisen hervor und setzte an. Mit einem überraschend leisen Knall gab der Riegel nach, und das Schloss fiel zur Seite. Dann begann er, den Schraubenzieher in den Spalt zu zwängen, und hob nach einigen Versuchen die eine Hälfte der Metalltür leicht an.
    »Jetzt sollten wir beide gemeinsam stemmen«, bedeutete er Finch. »Wenn uns nur ein Flügel reicht, um einzusteigen, dann bin ich dafür, den anderen an Ort und Stelle zu lassen.«
    »Ganz deiner Meinung«, nickte Finch.
    Zuerst sah es so aus, als wäre die Metalltür an ihrem Platz angeschweißt worden. Doch nach und nach, Zentimeter um Zentimeter, gelang es den Männern, den Flügel anzuheben. Die verrosteten Angeln protestierten, gaben aber schließlich doch

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