Falsch
Basel zu Füßen liegen würde. Plötzlich hatte er Fernweh, wollte nur auf und davon, südwärts, immer der Mittagssonne nach.
Als er den Seiteneingang der Garage erreicht hatte, ging er durch eine Gruppe von Menschen, die diskutierend beisammenstanden. Chris zog die Tür zur Tiefgarage auf, nur um einem breitschultrigen Polizisten gegenüberzustehen, der abwehrend die Hand hob. »Tut mir leid, die Garage ist derzeit gesperrt wegen eines Feuerwehreinsatzes. Gedulden Sie sich bitte etwas und warten Sie vor dem Gebäude, es besteht noch Explosionsgefahr.«
»Aber ich …« Chris unterbrach sich rechtzeitig. »… wohne hier«, wäre jetzt nicht so gut gekommen, dachte er. »Ähh … habe meinen Wagen hier geparkt.«
Der Polizist sah ihn nachsichtig an. »Das ist mir klar, sonst wären Sie ja wohl nicht hier«, antwortete er. »Wo haben Sie Ihren Wagen denn abgestellt?«
»Im untersten Tiefgeschoss.« Er zeigte dem Polizisten seinen Ausweis. »Ich arbeite am Flughafen und habe meinen … Stammplatz.«
Der Polizist warf einen Blick auf den Ausweis und dann auf Chris. Ein alarmierter Ausdruck stand in seinen Augen. »Was für einen Wagen fahren Sie genau, Herr Weber?«
»Einen VW -Bus«, antwortete Chris nichtsahnend. »Warum?«
»Dann kommen Sie einmal mit, junger Mann«, nickte der Uniformierte, nahm ihn am Arm und schob ihn ins Innere des Gebäudes. Es roch nach Rauch und Feuerlöschschaum. Aus den unteren Stockwerken drangen laute Stimmen, und während der Polizist Chris die Rampe hinunterführte, zog er ein Funksprechgerät aus dem Gürtel.
Der Mann, der in der untersten Etage unberührt vom Gewusel um ihn herum wie ein Fels in der Brandung stand, hatte seine Hände in den Taschen einer ausgebeulten Freizeithose versenkt. Sein Kopf war vorgestreckt wie der eines kurzsichtigen Habichts, der nach seiner Beute sucht. Er schnüffelte asthmatisch. Es war, als bemühte er sich, alle Gerüche aus der Luft zu filtern und sie in kleinen Döschen einzuordnen, um sie dann in Schubladen zu verstauen. Währenddessen irrten seine Augen von links nach rechts und wieder zurück, scannten die Marken der geparkten Wagen, deren Alter, deren Zustand, die Kennzeichen, und stellte zu jedem Überlegungen an. Als er den uniformierten Polizisten und Chris kommen hörte, fuhr er herum.
»Christopher Weber?« Seine Stimme war tief und rau, und Chris fühlte sich ertappt. Er nickte stumm. »Fein, sehr fein. Das erspart uns eine Menge Nachforschungen.« Er winkte Chris, ihm zu folgen, und trat ein paar Schritte vor, über Schläuche und Wasserlachen, in denen sich die Scheinwerfer der Spurensicherung spiegelten. Dann wies er nach links. Das völlig ausgebrannte Skelett seines VW -Busses hätte eine ausgezeichnete Werbung für jede Feuerschutzversicherung abgegeben. Die Decke und die umliegenden Wände der Garage waren schwarz.
Es sah gespenstisch aus, wie in einer sehr reellen Geisterbahn.
»Ist das … Verzeihung, war das Ihr Wagen?«, fragte ihn der Mann in den ausgebeulten Hosen und hielt gleichzeitig einen Ausweis hoch, auf dem Christopher das amtliche Siegel der Münchner Kriminalpolizei erkennen konnte. Alfons Maringer, stand darunter.
Chris räusperte sich. Der Gestank nach Gummi und verbranntem Plastik klebte in seiner Kehle. Die ersten Feuerwehrleute rollten bereits wieder ihre Schläuche ein. Männer in weißen Ganzkörperanzügen, die sich vorsichtig um den ausgebrannten Wagen bewegten, sahen im starken Licht der Scheinwerfer wie blendend helle Gespenster aus.
»Ja, ja.« Chris räusperte sich erneut. Der klebrige Gestank blieb. »Das war mein Wagen.«
»Dann kann Sie jemand ganz und gar nicht leiden«, meinte der untersetzte Kriminalkommisar nachdenklich und wippte auf den Fußballen, die Hände noch immer tief in den Hosentaschen. »Brandbeschleuniger sind eine Sache. Aber die leeren Benzinkanister gleich offen neben dem Wagen liegen zu lassen, das sieht mir eher nach einer letzten Warnung aus.« Maringer fuhr herum und starrte Chris durchdringend an. »Da ich nicht annehme, dass Sie Ihren eigenen Wagen angezündet haben, frage ich mich, wem Sie so heftig auf die Zehen gestiegen sind, dass er in Kauf nimmt, eine ganze Tiefgarage abzufackeln. Wurden die Brandmelder absichtlich deaktiviert, oder funktionierten sie nur heute nicht richtig? Denken Sie scharf nach, Herr Weber, und zwar schnell. Ich mag mich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass sich der Herr der Kanister morgen auf diesem internationalen Flughafen mit
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