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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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nicht weit von der grausamen Wahrheit entfernt. Der Bulli ist eher eine Immobilie.«
    »Er hat immerhin ein Bett«, lenkte Bernadette ein, bemerkte dann, was sie gesagt hatte, und nahm rasch einen Schluck Sekt.
    »Mehr eine Liege«, lachte Chris und freute sich über die Verlegenheit der jungen Frau. »Was soll’s? Er hat mir ein Jahr lang gute Dienste geleistet.«
    Bernadette schien zu überlegen. Dann griff sie kurz entschlossen in die Tasche ihrer Jeans und zog einen Schlüssel hervor. »Ich habe meinen Wagen in der Etage über dir geparkt, du findest ihn leicht.« Sie legte die Papiere in einer schwarzen Lederhülle daneben, die Garagenparkkarte darauf.
    Chris sah sie verständnislos an. »Soll ich ihn umparken?«
    »Mit einem kurzen Umweg über Basel«, gab Bernadette zurück und strahlte ihn an. »Im Handschuhfach liegt eine Tankkarte der väterlichen Firma.«
    »Du machst Witze«, antwortete Chris und schüttelte unsicher den Kopf.
    »Ganz und gar nicht, ich rufe dich an, sobald ich weiß, wann genau ich frei habe. Das hängt auch von meiner Kollegin ab.« Bernadette sah Chris mit schräg gelegten Kopf an. »Wie lange brauchst du, um deine Überstunden einzulösen?«
    »Mein Schichtführer schuldet mir noch einen Gefallen, also mach dir darüber keine Gedanken«, winkte er ab. »Aber …«
    »Kein Aber«, erwiderte Bernadette. Dann senkte sie den Blick und stellte ihr Glas zurück. »Wenn dir der Weg nicht zu weit ist …«
    »Ich würde noch viel weiter fahren«, murmelte Chris. »Die Schweiz muss um diese Zeit atemberaubend schön sein.«
    Bernadette sah auf, nickte erfreut und klatschte leise in die Hände. »Abgemacht dann! Drei Tage fern von deinem geliebten Flughafen schaden dir auch nichts. Und jetzt muss ich los, sonst fliegen die ohne mich!« Nach einem Blick auf die Uhr sprang sie auf, hauchte Chris zwei Küsse auf die Wangen und eilte zum Eingang. Dann drehte sie sich in der Tür nochmals kurz um, winkte fröhlich und war verschwunden.
    Christopher nahm den Schlüssel und das Lederetui nachdenklich von dem niedrigen Tisch. »So rasch kommt man zu einem Urlaub in der Schweiz«, murmelte er. Die Schmetterlinge in seinem Bauch trainierten Kunstflugfiguren.
    Die kleine Blonde am Ausgang sah ihm grinsend entgegen.
    »Was bin ich schuldig?«, erkundigte er sich.
    »Nachdem Ihre Freundin Erste-Klasse-Passagier ist, gar nichts«, flötete sie und klopfte mit ihrem manikürten Fingernagel auf den eingeschweißten Ausweis, den Chris um den Hals trug. »Ist sie nicht ein wenig zu alt für Sie?«, fragte sie mit einem süffisanten Gesichtsausdruck und einem unschuldigen Augenaufschlag, bevor sie sich umdrehte und demonstrativ einen Namen aus ihrer Liste strich. Während Chris noch nach einer passenden Erwiderung suchte, klingelte das Telefon, und die Lufthansa-Angestellte vertiefte sich ins Gespräch.
    Auf dem langen Fußweg zurück in die Garage sah Christopher die Maschine der Swiss starten und steil in den Himmel steigen. Er war mit seinen Gedanken bei Bernadette, bei ihrem gemeinsamen Kurzurlaub, spürte den Wagenschlüssel in seiner Hosentasche. Ein Hochgefühl nistete sich neben den Schmetterlingen ein.
    Mit hochdrehenden Motoren und rotierenden Blaulichtern brauste ein Feuerwehrwagen an ihm vorbei, gefolgt von einem Einsatzfahrzeug der Polizei. Die Zahl der Übungen auf den Flughäfen war nach den Terrorwarnungen verstärkt worden, sowohl für Rettung und Polizei als auch die Einsatzkräfte von Security und Feuerwehr. Selbst die Sicherheitskontrollen für Loader hatten nichts mehr mit dem freundlichen Durchwinken von vor einigen Jahren zu tun, von dem langgediente Kollegen immer wieder erzählten, wenn sie in Erinnerungen schwelgten.
    Der Flughafen wird immer mehr zu einem Hochsicherheitstrakt, dachte Chris. Eingezäunt, mit Maschinenpistolen bewacht. Er roch das Kerosin, und während das Donnern der Swiss leiser und leiser wurde, fuhr noch ein Krankenwagen an ihm vorbei, diesmal sogar mit Sirene.
    Der späte Nachmittag war sonnig und warm, der Asphalt unter seinen Füßen erinnerte ihn an Spaziergänge durchs sommerliche Rom, damals, mit seinen Eltern. Chris hatte manchmal das Gefühl, dass ihm die Bilder seiner Kindheit entglitten, obwohl er so sehr versuchte, sie festzuhalten. Sie verblassten unaufhaltsam und mit ihnen die Erinnerung an seine Eltern.
    Er kam an einem der Außenparkplätze vorbei und ertappte sich dabei, Bernadette zu beneiden, der ein atemberaubendes Alpenpanorama auf ihrem Flug nach

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