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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Bestechlichkeit der Behörden – ich kann ihn verstehen. Die Erklärungen hätten zu lange gedauert, und die Explosionen in Ihrem Gartenhaus werden in der Zwischenzeit Stadtgespräch sein.«
    Der alte Mann nickte und deutete dann mit einer weit umfassenden Geste auf den See und die malerische Landschaft. »Das erklärt allerdings noch nicht den Ausflug in die Natur. Und den Buccaneer auf dem Rücksitz sollten wir vielleicht auch besser in eine Krankenstation bringen.«
    Fiona schüttelte den Kopf. »Das wird noch warten müssen, bis wir bei meinem Großvater angekommen sind. Dann ist er in besten Händen, aber bis dahin wird er durchhalten müssen.«
    Ein Brummen war zu hören – erst leise, dann immer lauter –, das sich von Süden her dem See näherte. Fiona lächelte Señor Böttcher erleichtert an. »Und was unseren Schwan nach Bogotá betrifft, so schwebt er gerade ein.«
    Der alte Mann blickte sie verwirrt an, dann hob er den Kopf und lauschte. »Aber …«, murmelte er leise und schaute sich um. »Wo zum Teufel …?«
    Die Grumman Albatross tauchte über den Bäumen auf und schwebte wie ein behäbiger Flugsaurier ein, legte sich in eine langgezogene Kurve und schien fast zum Greifen nahe.
    »Heilige Seehexe!«, entfuhr es Böttcher, als er die Albatross erblickte. Dann musste er grinsen. »Ein Wasserflugzeug! Ein verdammtes Wasserflugzeug!« Er warf Fiona einen anerkennenden Blick zu. »Ich muss zugeben, dieser Finch hat mehr auf dem Kasten, als man im ersten Moment glaubt.«
    »Nehmen Sie Ihren Papagei und machen Sie sich zum Entern bereit«, lächelte Fiona und stieg aus. »Wir haben keine Minute zu verlieren. Wenn die Flugsicherung die Albatross erst einmal vom Radarschirm verloren hat, dann wird die Zeit knapp.«
    John Finch setzte das Flugzeug behutsam auf die Wasseroberfläche und steuerte den immer langsamer werdenden Flieger in Richtung der Landzunge. Die Propeller peitschten durch die Luft, schickten Fontänen von Wassertropfen über die Oberfläche des Sees und schoben die schwerfällige Albatross immer dichter an das Ufer.
    Vincente hatte Alfredo geweckt, und gemeinsam mit Böttcher hatten sie den verschlafenen Sicario auf einen Steg geführt, der ein Dutzend Meter in den See hineinführte. Ein paar Ruderboote, die an den Pollern vertäut waren, schaukelten gemächlich in der Brise.
    Geschickt manövrierte Finch die Albatross näher. Der Lärm der Motoren hallte von den Bergen zurück.
    »Rasch, in eines der Boote!«, kommandierte Fiona. Sie wartete auf den richtigen Augenblick, dann löste sie die Leine und stieß sich mit voller Kraft vom Steg ab. Das kleine Boot driftete vom Ufer weg.
    »Und jetzt? Wir haben keine Ruder«, gab Böttcher zu bedenken.
    »Aber einen erfahrenen Piloten im Mutterschiff«, antwortete Fiona trocken. »Machen Sie sich bereit zum Leinen-Aufnehmen.«
    Als der Flügel der Albatross fast über ihnen war, verstummten die beiden Motoren bis auf ein leises Brummen. Die Tür der Einstiegsluke am Heck klappte zur Seite, und Finch erschien in der Öffnung, ein zusammengerolltes Seil in Händen. Er verlor keine Zeit, nahm kurz Maß und warf die Leine. Sie fiel einen halben Meter vom Ruderboot entfernt ins Wasser, und Böttcher griff rasch zu.
    »Alle Mann an Bord! Beeilt euch«, rief Finch, »ich möchte hier nicht zur Touristenattraktion werden!« Damit verschwand er im Inneren des Flugzeugs.
    Selbst im Wasser wirkte die Albatross riesig, je näher Böttcher das Boot an den Flugzeugrumpf heranzog. Kaum war Fiona als Letzte aus dem Ruderboot geklettert, holte der alte Mann die Leine ein und schlug die Tür zu. Fast gleichzeitig brachte Finch die Motoren auf Drehzahl und hielt auf die Mitte des Sees zu.
    »Sucht euch einen Platz und schnallt euch an, wir starten …« Fiona hörte die Motoren aufheulen. »… jetzt!«
    Sie eilte nach vorn ins Cockpit, ließ sich aufatmend in den Kopilotensitz fallen und griff zu den Gurten. Finch blickte konzentriert auf die vor ihnen liegende Wasserfläche und überschlug in Gedanken die notwendige Startdistanz.
    »Ich dachte schon, Sie hätten die Antiquität nicht zum Laufen gebracht, geschweige denn zum Fliegen«, ächzte die junge Frau und schnallte sich an.
    »Danke! Es tut auch gut, Sie zu sehen«, gab Finch ungerührt zurück. Dann nahm er das Gas zurück, ließ die Albatross noch etwas näher ans Ufer driften, lenkte das Wasserflugzeug in eine enge Kurve und schob die beiden Hebel wieder vor bis zum Anschlag. Die Propeller peitschten die

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