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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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etwas skeptisch über die Gläser ihrer Sonnenbrille, doch als sie Chris sah, lächelte sie und kam rasch durch den Raum auf ihn zu. »Es tut mir leid, ich weiß, ich bin zu spät dran«, entschuldigte sie sich, »aber die Sicherheitskontrolle …«
    Während Chris noch überlegte, ob er sie umarmen sollte, küsste Bernadette ihn rasch auf beide Wangen. Ihr Parfum stieg ihm in die Nase. Es roch sündhaft teuer, und Chris wünschte sich, mehr von edlen Düften zu verstehen. Und von Marken. Französisch? Chanel? Wenn ja, dann würde er für eine halbwegs respektable Flaschengröße eine Bank überfallen müssen.
    Erfolgreich – und eine Hauptstelle …
    Bernadette riss ihn aus seinen Träumereien. »Ist der Kaffee trinkbar?«
    »Nicht italienisch, aber auch nicht deutsch«, gab Chris lächelnd zurück. »Soll ich Ihnen eine Tasse holen?«
    »Ich mache das schon«, winkte sie ab. »Danke trotzdem. Der Wille zählt …« Bernadette lächelte ein wenig spöttisch, und Chris fragte sich, ob sie genauso weiche Knie hatte wie er.
    Als sie wieder zurückkam, balancierte sie zwei Sektflöten und eine Kaffeetasse auf einem kleinen Tablett. »Sie haben Ihre Arbeit für heute bereits erledigt, und ich muss nicht mehr Auto fahren«, erklärte sie entschieden und stellte das Tablett ab. »Also warum nicht ein bisschen über die Stränge schlagen und anstoßen?«
    »Gibt es einen besonderen Grund zum Feiern?«, erkundigte sich Chris vorsichtig und dachte an seine eigenen Erfahrungen in letzter Zeit. Nachdem es bei Bernadette keine Steckdose in der Garage gewesen sein konnte, blieben wohl nur ein Mann oder ein Geburtstag, schoss es ihm durch den Kopf.
    Die junge Frau lächelte, und es kam Chris so vor, als sei sie ein wenig verlegen. »Ich finde, wir sollten …«, setzte sie an, dann ergriff sie einfach ihr Glas und prostete ihm zu. »Ich heiße Bernadette, aber das weißt du ja schon.«
    »Christopher, aber das weißt du auch schon«, erwiderte er lächelnd und kam sich ziemlich blöd vor. Warum fehlten ihm immer die richtigen Worte angesichts dieser dunklen, forschenden Augen? Dann hob er die Sektflöte und suchte verzweifelt nach einer etwas witzigeren Formulierung. »Ich würde dich gern wiedersehen, wenn du aus Basel … Ich meine, wie lange bleibst du fort?«
    Der Sekt perlte in seinem Mund. Das alles war ein unterhaltungstechnisches Fiasko.
    »Keine Sorge, nicht lange, ich komme nächste Woche wieder zurück«, antwortete Bernadette ungerührt und drehte ihr Glas zwischen den Fingern. »Ich bin für eine erkrankte Kollegin eingesprungen, deshalb habe ich zwei Klassen in den nächsten Tagen zu betreuen. Nicht allein, aber wir wechseln uns mit den anderen Lehrern ab. Ist vielleicht eine ganz gute Herausforderung, nicht immer nur mit den Kindern zu arbeiten, die man bereits kennt. Also, wie du siehst, viel Arbeit und wenig Freizeit in der Schweiz.«
    »Trotzdem hätte ich dich gern wiedergesehen und etwas mit dir unternommen«, sagte Chris. »Das Wochenende steht vor der Tür …« Er dachte daran, sich nächstes Mal einen Spickzettel mit ein paar weltmännischen Bonmots vorzubereiten, bevor er sich mit Bernadette traf. Dann würde er nicht unaufhörlich wie der letzte Idiot herumstammeln.
    Andererseits spürte er die Begeisterung der jungen Frau, wenn sie von ihrem Beruf sprach, und musste unwillkürlich an sein eigenes Lernpensum denken. Die letzte Prüfung rückte immer näher. Also war es vielleicht ganz gut, dass Bernadette im Gegenzug für ein paar Tage in weite Ferne rückte.
    »Dann lass uns das für kommendes Wochenende planen«, entgegnete Bernadette und blätterte in einem Wochenkalender. »Da habe ich drei Tage frei und wollte eigentlich in die Berge fahren, um den Herbst zu genießen. Aber wenn du möchtest, dann fliege ich nach München zurück.«
    »Ich könnte mir auch meine gesammelten Überstunden freinehmen«, dachte Chris laut nach und brauchte keinen Kalender dazu. Er besaß gar keinen. »Drei Tage in den Schweizer Bergen wären schon eine Überlegung wert.«
    Er zögerte.
    »Vor allem mit dir …«, schickte er ein wenig hilflos hinterher.
    »Für jemand anderen würde ich auch nicht nach München zurückkommen«, gab Bernadette zurück und schmunzelte ihn frech an. »Wie willst du aber bis in die Schweiz fahren? Schafft es dein Bulli noch weiter als zum nächsten Schrottplatz?«
    »Jetzt sollte ich wahrscheinlich beleidigt sein«, brummte Chris mit gespielter Entrüstung. »Aber ehrlich gesagt, bist du

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