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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Flugzeugtrümmer. Die Kuppel stieg höher hinauf, hatte einen
größeren Durchmesser, wohl, weil sie wesentlich mehr zu
beschützen hatte. Dicht an dicht standen drin Schweber und
Disken, Container und Greifer. Die Produktionsanlage lief
offensichtlich auf Hochtouren, und man konnte dort am
Waldrand auch die Bewegung ausmachen, wenn ein neues Gerät
„vom Band“ rollte. Mit diesem Anblick kam in mir der
unwiderstehliche Wunsch auf, hier mit einer wirksamen Waffe
hineinzuhalten.
    Und noch etwas konnte ich deutlich erkennen: In den
Gewächshäusern und den übrigen Anlagen herrschte Leben und
nicht nur grünkugeliges. Freilich, irgendwo mussten die
Menschen, die in diesem Gebiet zur Arbeit gepresst wurden, ja
noch sein.
    Lange beobachtete ich durchs Fernglas. Aber ich konnte
nicht ausmachen, ob sich unter den Menschen, die ich hier und
da deutlich sah, auch solche befanden, die nicht den bitteren
Weg durch die Glocke hatten gehen müssen. Mit solchen
müsste man Kontakt haben, vielleicht waren sie in der Lage, den
Generator, der das Feld erzeugte, außer Betrieb zu setzen.
    Wir wollten bereits aufbrechen, als wir eine Kolonne von
vielleicht fünfzehn Leuten gewahrten, die im Gänsemarsch aus
einem der Gewächshäuser kam und in Richtung auf die
Ausbuchtung des Sees zuschritt. Wir blieben aus Neugier.
    Die Menschen trugen Körbe und Spaten, und im Grunde
konnte ich mir vorstellen, was sie machen würden und in
welcher geistigen Verfassung sie sich befanden.
    Unmittelbar in der Uferzone begannen sie zu graben, die
Körbe zu füllen, und einige transportierten sie ab. Also
erneuerten sie im Haus ein Beet oder füllten Erde nach, eine
Tätigkeit jedenfalls, wie ich sie oft genug gesehen hatte. Dennoch
konnte ich mich nicht entschließen davonzufahren.
    Ich verständigte mich mit Sven und meinem zweiten Begleiter
und entfernte mich, im respektablen Abstand
vom
Trümmerwall vor der Kuppel und auf Deckung achtend, in
Richtung der jenseits arbeitenden Gruppe. Eine feste Absicht
hatte ich nicht, vielleicht die Hoffnung, eine der vier Frauen, die
sich unter den Leuten befanden, könne Dagmar sein, obwohl ich
diese längst erkannt hätte.
    Ich kam an eine Stelle, an der die Kuppel ein Stück der Bucht
überspannte, hier fehlten die Trümmer, nur Äste schwammen
auf dem Wasser und eine Menge Laub. Vierzig Meter entfernt
ging das Schutzwerk wieder aufs Land über. Dort arbeiteten die
Menschen.
    Eine Zeit lang überlegte ich, was es brächte, würde ich mich
der stumpfsinnig arbeitenden Gruppe weiter nähern. Ich sah
mich auch nach grünen Kugeln um. Nur Schemen davon im
Gewächshaus, im Freien keine zu sehen. Die Kuppel
verhinderte offensichtlich nicht nur das Hineinkommen.
    Eigentlich noch immer ziemlich unentschlossen, entledigte ich
mich der Uniform, stieg dann in Unterwäsche ins Wasser, das
ich recht kühl empfand, und schwamm dann vielleicht im
Abstand von vier Metern an der vermuteten
Schnittfläche
Kuppel-Wasser einen Kreisbogen. Es musste mir so möglich
werden, an die Erdarbeiter bis auf einen Abstand von wenigen
Metern heranzukommen. Nur das Schutzfeld würde uns trennen.
    Ich schwamm ruhig und sehr vorsichtig, darauf bedacht, wenig
Wellen und Geräusche zu erzeugen. Zum Glück kräuselte eine
leichte Brise die Wasseroberfläche.
    Ich hatte die Hälfte Weges zurückgelegt, als ich mit den Füßen
an ein Hindernis stieß, das schräg aus der Tiefe nach oben ragte.
Im schwankenden Wasser glaubte ich eine Flugzeugtragfläche
oder ein Stück davon zu erkennen. Ich setzte die Füße auf, da
gab das Teil nach, ich glitt ab, hatte mir jedoch selbst einen
Impuls verpasst, der mich zum Sturz brachte. Eine heftige
Bewegung drückte mich unter Wasser, einen Augenblick
verlor ich die Orientierung, fasste mich jedoch schnell und zog
mich mit kräftigen Schwimmstößen an die Oberfläche, in Sorge,
meine Ungeschicklichkeit habe das Wasser so in Aufruhr
gebracht, dass etwaige Wächter Verdacht schöpfen würde. Und
im Wasser – ein besonders schneller Schwimmer war ich nicht –
hätten mich die Blitze unweigerlich zerschmettert.
    Als ich auftauchte, brauchte ich einige Augenblicke, um mich zu
fassen, denn ich befand mich zweifellos innerhalb der Kuppel!
Unendlich vorsichtig ließ ich mich zu der Stelle, an der ich
gestrauchelt war, treiben – oder wollte mich treiben lassen –,
als ich nach etwa einem halben Meter mit dem Kopf in das Feld
stieß und leicht zurückgefedert wurde, ein Vorgang,

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