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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dieser Übermacht technischer
Möglichkeiten.
Das Milchige wurde transparent, und wir hielten vor einer
metallischen grauen Wand, in der sich eine runde Luke
abzeichnete.
Unschwer konnte man feststellen, dass es sich um die
Außenhaut eines ihrer Raumschiffe handelte, und alles Folgende
bestätigte dies. Wir wurden eingeschleust, gingen gebückt in einen
niedrigen Korridor, landeten schließlich in einem runden Raum,
in dessen Fußboden sich dicht an der Wand flache Mulden
befanden, deren Zweckbestimmung unser grüner Begleiter
demonstrierte. Er löschte offenbar sein Schwebefeld und lagerte
sich in einer dieser Vertiefungen.
Ein Teil des Raumes, ein Viertel vielleicht, erwies sich als
abgetrennt. Eine durchsichtige Wand bildete zwischen uns und
außerordentlichen Merkwürdigkeiten eine Barriere.
Eine Symphonie – nein, ein Wust, ein Chaos von Buntheit,
grellleuchtend, überfiel, blendete uns. Es schien außerdem, als
wäre die Trennwand mit großen Wassertropfen besetzt, die die
Folter insofern verstärkten, als sie wie gleißende Sonnen das
Licht streuten.
Wir benötigten einige Minuten, unsere Augen an dieses Inferno
zu gewöhnen.
Und dann erst sahen wir sie: Mindestens sieben oder acht,
genau konnte ich das zunächst nicht ausmachen, sie hoben sich
in dem Gleißen ab, wurden überstrahlt, Unbemäntelte standen
oder lagen herum, die großen Augen auf uns gerichtet.
Bevor jedoch etwas geschah, verstrichen noch mehrere
Minuten, in denen es uns nicht leicht fiel, die angebrachte
Gelassenheit zu bewahren.
Als dann die überlaute Stimme einsetzte, fuhren wir zusammen,
obwohl wir auf etwas Derartiges hätten vorbereitet sein können.
In vollendeter Hochsprache wurde uns mitgeteilt: „Wir
erwarten von den Menschen die Einstellung aller Handlungen,
die unsere Bewegungsfreiheit beeinträchtigen. Wir halten die
jetzt erreichten Grenzen und fordern die Arbeitskräfte nicht
zurück.“ Die Stimme schwieg. Hinter der Scheibe bewegte sich
nichts.
Wir standen erneut minutenlang.
Dann hatte ich den Eindruck, als stelzte drinnen etwas von
dannen, hölzern sah das aus, ruckweise. Ja – sie zogen ab! Das,
was wie zusammengeklappte Flügel aussah, bewegte sich wie
die Hinterbeine von Grashüpfern, schob das Körperchen in
kleinen Etappen vor.
Aber das ging wohl nicht an, dass dies alles gewesen sein
sollte. Ich trat einen Schritt vor und rief: „Andernfalls?“
Die Prozession drin erstarrte.
Nach beinahe einer Minute echote dieselbe Stimme:
„Andernfalls…“
Eine kleine Pause trat ein: „Andernfalls sind wir zu drastischen
Maßnahmen gezwungen, die bei euch zu großen
Verlusten
führen. Wir setzen unsere Schiffe ein.“
„Warum tut ihr das nicht gleich?“ Ich provozierte und ging
über meine Kompetenz.
Schweigen.
„Ich sagte dir, weil wir Verluste vermeiden wollen.“
„Das ist ein ganz neuer Zug von euch. Bisher habt ihr gewütet
wie die Schlächter. Woher auf einmal diese Gefühlsduselei?
Kommt doch mit euren Schiffen, wenn ihr eure letzte Bastion
zerschmettert sehen wollt. Das heißt – sehen werdet ihr das dann
nicht mehr können.“ Dies war in höchstem Maße unsachlich,
eines Parlamentärs sicher unwürdig, aber mir schwoll der
Kamm, und ich missachtete die mahnenden Rippenstöße meiner
Begleiter. Wir konnten uns doch nicht wie dumme Jungs
behandeln lassen. Es steckte etwas hinter ihrer Forderung, das
herauszufinden für uns äußerst wichtig sein konnte.
Wenige Sekunden nach meinem letzten Wort traf mich flächig
ein Schlag, der mich durch den gesamten Raum fegte und
gegen die Wand warf, aber glücklicherweise so, dass ich mit der
Körperseite längs auftraf. Ich prallte zwar mit voller Wucht auf,
aber etwas Ernsthaftes zog ich mir nicht zu. Ich rappelte mich
auf.
„Es wäre ein großer Fehler, wenn du meintest, wir wären
vernichtend getroffen von eurer Störung.“
„Störung“, dachte ich, „Störung…“ Das hörte sich an, als
spräche jemand über eine Fahrzeugpanne.
Ich reckte mich vorsichtig. Blaue Flecke würde es geben.
Langsam ging ich auf meine Gefährten zu, gewärtig, erneut
niedergeschmettert zu werden.
Sie blickten bedauernd auf mich, kalkweiß im Gesicht. Aber ein
Glied hatten sie nicht gerührt, wahrscheinlich aus Furcht, selbst
Spielball dieser mächtigen Faust zu werden.
„Ihr könnt einzelne vernichten“, rief ich, „aber nicht die
Menschheit.“ Dann fügte ich anklagend hinzu: „Falls euch unsere
Geschichte etwas sagt: Es haben oft wenige Mächtige

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