Falsche Brüder
versucht,
die Mehrheit zu tyrannisieren, sie für ihre Zwecke auszunutzen.
Endlich haben die Menschen diesen Zustand überwunden. Es
herrscht Friede! Niemand ist bereit, das Erreichte preiszugeben.
Wir waren auf euren Überfall nicht vorbereitet, auch weil wir
annahmen, dass Besucher, die über eine Technik verfügen, die
Hunderte von Lichtjahren zu überwinden gestattet, höchste
Menschlichkeit auszeichnet. Wir haben uns geirrt, haben nicht
beachtet, dass auch entwickelte kosmische Gesellschaften
normbrecherische Außenseiter hervorbringen können, Banden
von Mördern und Dieben, zu denen ihr zählt. Früher oder später
findet ihr eure Strafe, auch wenn ihr zunächst Teilerfolge hattet,
weil wir schlecht vorbereitet waren. Ich…“
„Halt dein Maul, Mensch!“, unterbrach die Stimme. „Wir
können uns bei Strafe des eigenen Untergangs keine
Sentimentalitäten leisten. Wir benötigen nun Rohstoffe und
Energie und werden sie bekommen, so oder so. Ihr könnt
wählen, ob es euch dabei besser oder schlechter gehen soll.
Unsere Bedingungen kennt ihr.“
„Na also“, dachte ich. „Rohstoffe und Energie!“ Jedenfalls
hatte sich der Disput gelohnt. Ich dachte aber nicht zu Ende,
denn dort bewegte es sich wieder. Schnell fragte ich: „Und
danach, was wird danach?“
Wieder stockte es drin, dann sagte die Stimme, als spräche
jemand zwischen Tür und Angel über die Schulter: „Das
werden wir beschließen, wenn es Zeit ist. Geht!“
„Hoho – ich bin nicht befugt, euch zuzustimmen.“
„Das ist nicht nötig, wir werden eure Reaktion erfahren und
danach handeln.“
Hinter der Wand verblasste das Farbenspiel, unser grüner
Begleiter verließ seine Parkmulde und schwebte auffordernd vor
uns. Was blieb uns übrig, als zu gehen.
Ich spürte eine unbändige Wut im Leib, fühlte mich und mit
mir alle Menschen gedemütigt.
Ich dachte immerzu dasselbe und setzte meine Füße
mechanisch.
Erst als wir vor unserem Rover standen, nahm ich bewusst die
Umgebung wahr und auch, dass mir die Rippen erheblich
schmerzten.
Lang hörte sich meinen Bericht an und schwieg danach lange.
Er war ans Zeltfenster getreten und kratzte mit dem Fingernagel
über die Leinwand. Plötzlich fragte er, ohne sich mir
zuzuwenden: „Was würdest du tun?“
„Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als auf ihre
Forderungen einzugehen. Scharf dabei beobachten und Zeit
gewinnen.“
„Zeit gewinnen…“, echote er. „Wir…“
Wir schwiegen.
Dann drehte er sich um. „Den Teufel werden wir!“
Ich sah ihn verständnislos an.
„Wir knallen sie ab, wo sie sich zeigen!“, erläuterte er grimmig.
„Aber…“
„Begreifst du denn nicht? Wenn sie wirklich Rohstoffe
benötigen, brauchen sie diese auch für die Kampfführung. Sie
gewinnen Zeit, wenn wir kuschen.“
„Ich wollte, du hättest Recht“, sagte ich.
„Igor Walrot, darüber befindest du nicht. Ich habe Recht!“
Das war eine Zurechtweisung.
„Entschuldige“, murmelte ich. Dennoch fühlte ich mich
brüskiert. Da hätte er mir nicht die Eingangsfrage zu stellen
brauchen. Ich zog mich unschlüssig zum Ausgang zurück.
„Schon gut“, sagte er versöhnlich. „Ich muss dafür gerade
stehen. Dass ihr Stillschweigen zu bewahren habt, muss ich
wohl nicht extra betonen.“
Am Nachmittag wurde die Kuppel durchsichtig. Lang selbst
erschien im Beobachtungsstand mit dem gesamten Stab. Die
Gesichter waren verschlossen, ich hatte den Eindruck, in einigen
stand Angst.
Wir hatten den Befehl zur äußersten Bereitschaft und zu größter
Vorsicht.
Ich hatte die Order, falls sich nichts Gegenteiliges ergäbe, am
nächsten Tag die Wachmannschaften der noch erhaltenen sieben
Kuppeln zu inspizieren, festzustellen, ob dort, nachdem die
Kakteen herangereift waren, besondere Aktivitäten im Gange
seien.
Natürlich interessierte es mich, was sich vor der Kuppel tun
würde. Und da ich keinen anderen Befehl hatte, hielt ich mich
am Beobachtungsstand auf.
Lang schaute durch das Fernrohr. Plötzlich richtete er sich auf,
rief: „Es geht los – auf die Plätze!“
Einige Offiziere liefen davon, entfernt hörte man
Kommandos.
Ich zog mich ein wenig zurück in eine Ausbuchtung des
Grabens und blickte durch das Glas hinüber zur Kuppel, die
jetzt unsichtbar blieb. Im Luftflirren standen weit entfernt die
Schiffe. Aber auch ohne Sehhilfe hätte ich die drei Schweber
gesehen, die dort schräg aufstiegen und sich auf die linke Flanke
des Kessels zu bewegten.
Eine schnelle Folge von
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