Falsche Brüder
befasste sich
bereits mit
Vorstellungen, sie zu verwirklichen.
Uns aber blieb das Härteste, die Auseinandersetzung mit der
Basis der Usurpatoren.
Wir schanzten rings um die geheimnisvoll-milchige und deshalb
gewaltig in den Himmel ragende Kuppel, bauten Gräben und
feste Unterstände. Und wir trieben unter äußersten
Vorsichtsmaßnahmen einen Stollen vor.
Die Kuppel reichte nunmehr über drei Meter in den Grund,
also bedeutete die Trübung wahrscheinlich mehr Sicherheit für
die drinnen. Wir untergruben die Wand und stiegen jenseits von
ihr mit unserem sorgfältig abgesteiften Stollen wieder an.
Als noch mindestens ein Meter bis zur Oberfläche verblieb,
brach das Erdreich prasselnd und dampfend, weil von oben mit
mächtigen Salven zerblitzt, herein. Nur mit Mühe konnten sich
die zwei Kameraden, die gerade vor Ort gearbeitet hatten,
retten.
Nunmehr wurde also die Kuppel von den Fremdlingen scharf
bewacht.
Der Stollen galt von vornherein als Test. Jetzt, da er wertlos
geworden war, verbarrikadierten wir ihn, dass er nicht eventuell
zum Weg für die Grünen wurde.
Noch einmal gelang es uns, den Sprecher der elf Unbemäntelten
in unsere Beratungen einzubeziehen. Auf unsere Frage, was nach
seiner Meinung geschehen werde, antwortete er mehrdeutig: „Sie
werden kommen!“
Im Übrigen hatten wir deutlich den Eindruck, die elf hatten
einfach Angst. Sie kannten die Macht ihrer ehemaligen Anführer.
Immer wieder warnten sie uns vor diesem Strahlenfeld, dem
nichts gewachsen sei und das ausschließlich von den Schiffen
erzeugt werde. Sie hatten Angst vor der eigenen Courage, davor,
ihr Entschluss könne sie zum eigenen Untergang führen. Und das
war eine durchaus verständliche Reaktion, die uns die
Fremdlinge eigentlich sympathisch machte, wenngleich sie uns
natürlich nicht den geringsten Vorteil brachte. Im Gegenteil. Der
Unbemäntelte gab uns unmissverständlich zu verstehen, wir
sollten in der nächsten Zeit keine Kontakte pflegen; er wolle den
Anschein erwecken, als gehören seine elf Kuppeln zu jenen, die
wir von uns aus der Vernichtung nicht preisgegeben hatten.
Wohl oder übel akzeptierten wir diesen Standpunkt. Schließlich
waren vollendete Tatsachen geschaffen. War das Ganze jedoch
eine groß angelegte List, schien es immer noch besser, sie
erführen von dem, was wir nun einzuleiten gedachten, auch
nichts mehr.
Im Augenblick also nützte uns der soeben geschlossene Bund
herzlich wenig. Aber es war schon ein Glück, dass er bestand.
Drei Tage gingen ins Land, und nichts tat sich. Mir war, als säße
ich auf heißen Kohlen.
Zweimal hatte ich Lang bereits angesprochen, mich für einige
Tage zu beurlauben. Er hatte es abgelehnt und begründete dies
mit einem möglichen Vergeltungsschlag des Gegners, und da
wollte er die verlässlichen Leute um sich haben.
Ich aber wünschte nichts sehnlicher, als Dagmar zu suchen.
Alle Geglückten wurden nach Ivalo transportiert. Dort hatte
man in einer Schule den erbeuteten Deprogrammierer aufgestellt
– und, wie meine telefonischen Nachfragen ergaben, er arbeitete
mit Erfolg.
Die Menschen verhielten sich, als erwachten sie aus einer
Ohnmacht, Nachwirkungen ließen sich nicht feststellen,
dennoch wurden sie nach Süden zu einer sechswöchigen
Erholung geschickt.
Nur, Dagmar befand sich bislang nicht unter ihnen… Allerlei
ging mir durch den Kopf. Das Harmloseste hätte schluderhafte
Arbeit in der dortigen Registratur sein können, oder, da sich
herausgestellt hatte, dass der Apparat nur bestimmte Laufzeiten
zuließ, sie befand sich noch unter den Hunderten in der
Warteschlange. Schlimmeres wollte ich nicht denken, aber ich
musste hin, mich überzeugen.
Nach Ablauf von weiteren drei Tagen, in denen sich wiederum
nichts tat, stellte ich das Gesuch erneut und bekam zwei Tage
Urlaub bewilligt.
Ich kam zu einem Zeitpunkt, als die letzten hundert Menschen
deprogrammiert wurden.
Erneut packte mich grimmige Wut auf die Eindringlinge, als
ich die Opfer sah. Zwischen Seilen hingen diese Menschen
stupiden Blicks und irritiert, weil dieses Geschehen nicht ihrem
Programm entsprach. Es war, der Vergleich drängte sich mir
auf, als zerrte man eine hungrige Herde vom Futter hinweg.
Und dann das Erstaunen in den Gesichtern, die Wandlung von
einer Minute zur anderen, das Nichtbegreifen…
Um die Menschen nicht zu schocken, hatte man die Anlage so
eingerichtet, dass die Genesenen nicht jene wahrnehmen konnten,
die sich vor der Maschine befanden. Gesäubert und
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